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Ein fremder Feind: Thriller (German Edition)

Ein fremder Feind: Thriller (German Edition)

Titel: Ein fremder Feind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Isringhaus
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hatte sich selbst verleugnet. Aber Hansen war es gelungen, dass sie auf sich blickte wie auf eine Fremde und seine Anweisungen befolgte. Er wusste alles. Kannte ihre Geschichte, ihre Gedanken, ihre Hoffnungen. Den Namen der Familie, der sie Philipp anvertraut hatte.Die Stadt, in der sie leben würden. Hansen konnte Hitlers Sohn aufspüren, dank ihrer Hilfe. Außer ihr Peiniger war tot. Getötet von Krauss, der entgegen allen Erwartungen lebte. Richard. Ihn wollte sie jetzt sehen, für ihn öffnete sie die Augen.
    Um sie herum herrschte Dunkelheit. Oda erschrak. Vielleicht war sie doch abgetreten, wollte es nur nicht wahrhaben. Nein, allmählich schälten sich Umrisse aus der Finsternis. Irgendwo glimmte ein Licht. Sie lag in einem Bett, neben ihr auf einem Stuhl saß jemand, atmete gleichmäßig, schlief, der Kopf war nach vorn gesunken. Oda erkannte das Gesicht nicht. Jetzt kam es darauf an. Wobei sie nichts würde ändern können. Sie musste es hinnehmen. Oda krächzte, hustete, würgte. Die Person auf dem Stuhl schreckte hoch, beugte sich über sie. Ein Glücksgefühl durchströmte ihren Körper.
    »Richard«, flüsterte Oda.
    »Du bist wach«, sagte Krauss.
    Sie legte ihre Hand auf seine Wange.
    »Es ist so schön, dich zu sehen.«
    Er lächelte, streichelte sanft über ihre Schulter.
    »Ich wusste, dass du es schaffst. Du bist eine Kämpferin.«
    Sie erwiderte sein Lächeln.
    »Ich hatte geglaubt, dass ich dich nur in meinen Träumen treffe. Aber nun bist du hier. Und du lebst.«
    »Ja. Ich bin bei dir, und ich werde bei dir bleiben. Du brauchst keine Angst mehr zu haben.«
    Er strich ihr zärtlich über das Gesicht.
    »Richard«, sagte sie.
    »Ja.«
    »Ich habe dich vermisst.«
    »Ich dich auch.«
    »Mehr, als ich je dachte.«
    »Jetzt bist du hier. Und du wirst wieder gesund.«
    »Ja. Ich habe Hunger.«
    Er lachte leise.
    »Du warst drei Tage bewusstlos. Wir päppeln dich wieder auf.«
    »Wir?«
    »Die Weinbergs und ich. Es sind Freunde. Ihnen verdanke ich mein Leben. Inge kocht eine phantastische Suppe, du wirst sehen. Samuel ist Arzt. Er hat sich um dich gekümmert. Ich sage ihnen Bescheid, dass du wach bist.«
    Krauss wollte aufstehen, aber Oda hielt ihn zurück.
    »Was ist mit Hansen?«, fragte sie.
    Sein Gesicht verfinsterte sich.
    »Um den kümmere ich mich noch.«
    »Das heißt, er lebt.«
    »Ja. Er war es, der dich vergiftet hat. Mit einem Pfeil. Zum Glück sind wir an ein Gegengift gekommen. Du hattest einen Schutzengel, Oda.«
    »Hansen weiß alles«, sagte sie.
    Der Schimmer in Krauss’ hellblauen Augen verriet ihr, dass er begriff.
    »In der Burg hast du mir gesagt, dass der Junge in Sicherheit ist.«
    »Daran erinnere ich mich zwar nicht, aber es stimmt. Vorläufig ist er sicher. Aber das kann sich schnell ändern. Je nachdem, welche Hebel Hansen in Bewegung setzt. Philipp ist auf dem Weg nach Buenos Aires. Vielleicht ist er bereits da, ich weiß es nicht. Hansen kennt den Namen der Familie, die für ihn sorgt.«
    »Dann muss er erst recht sterben. Und zwar so bald wie möglich.«
    Sie drückte seine Hand.
    »Jetzt, wo ich dich gerade gefunden habe, will ich dich nicht gleich wieder verlieren.«
    Er lächelte.
    »Du verlierst mich nicht. Ich sage nur Inge Bescheid, dass Sie dir eine Suppe bringen soll. Du musst zu Kräften kommen.«
    Eine halbe Stunde später saß eine braunhaarige Frau an Odas Bett und flößte ihr lauwarme Brühe ein. Sie wirkte gelassen, in sich ruhend, als könne nur wenig sie aus der Fassung bringen.
    »Es ist schon kurios«, sagte sie, »vor ein paar Monaten hat Herr Krauss in demselben Bett gelegen und meine Suppe gegessen.«
    Diese Frau also hatte Richard gerettet. Oda fragte sich, wie das vonstattengegangen war. Hatte er sich nach dem Anschlag auf seinen Bruder bei ihr versteckt? Hatten die Weinbergs ihn vielleicht verletzt gefunden? Göring hatte ihr gegenüber erwähnt, dass Krauss erschossen worden war. Sie begriff es nicht. Inge Weinberg aber schien ihre Gedanken lesen zu können.
    »Sie fragen sich bestimmt, wie Herr Krauss – Richard – hierhergekommen ist. Ein Freund hat ihn gebracht. Er war schwer verletzt, von mehreren Kugeln getroffen. Es sah nicht gut aus. Samuel, mein Mann, ist Arzt, Chirurg, sehr begabt. Er hat Richard operiert. So gut es unter diesen Umständen ging, natürlich. Wir waren lange im Ungewissen darüber, ob Richard es schaffen würde. Aber er ist stark.«
    Die Frau des Arztes hielt inne. Sie sah Oda ernst, fast traurig an.
    »Wenn Sie ihn

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