Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein fremder Feind: Thriller (German Edition)

Ein fremder Feind: Thriller (German Edition)

Titel: Ein fremder Feind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Isringhaus
Vom Netzwerk:
versteckt. Und dann probieren wir mal an dir aus, wie es wirkt.«
    Hansen sah Krauss herausfordernd an.
    »Pass aber auf, dass du dich dabei nicht verletzt. Das könnte Folgen haben.«
    »Schluss jetzt. Das führt zu nichts.« Krauss setzte Hansen die Mündung seiner Waffe auf die Stirn. »Wem hast du alles verraten, wo Hitlers Sohn steckt?«
    »Niemandem. Ich weiß es ja selbst nicht. Oda hat nichts ausgeplaudert.«
    Krauss schüttelte den Kopf.
    »Ich bin deine Lügen allmählich leid. Sie hat es mir gesagt, bevor sie gestorben ist. Dass sie geredet hat.«
    Hansen stammelte.
    »Na gut. Ja, ja, sie hat geredet, aber ich habe es für mich behalten. Göring weiß keine Details. Ich brauche ein Druckmittel, um das zu erreichen, was ich will.«
    »Jetzt kommen wir der Sache näher. Weiter. Ich will alles hören.«
    »Ich habe ihm versprochen, den Jungen in den nächsten drei Monaten zu holen. Im Gegenzug bekomme ich einen Statthalterposten in den Guyanas. Aber jetzt, wo Oda tot ist, können wir beide nach Argentinien fahren. Ich bringe dich zudem Jungen, und du lässt mich gehen. Wir können noch heute aus Deutschland verschwinden.«
    »Du gibst nicht auf, was? Schon mal daran gedacht, dass ich es gut finde, wenn der Junge unerreichbar außer Landes ist?«
    Hansen biss sich auf die Lippen. Krauss betrachtete ihn, den sehnigen Oberkörper, das exotische Amulett, die langen Haare, die merkwürdigen Augen, und war mit einem Mal froh, ihn loszuwerden. Hansens Verhalten stieß ihn genauso ab wie sein Wesen. In welcher Welt leben wir, die solche Gestalten hervorbringt?, dachte Krauss.
    »Wie viele Menschen hast du getötet?«, fragte er.
    Hansen sah ihn an, irritiert von dem Themenwechsel.
    »Einige.«
    »Und es hat dir Freude bereitet, nicht wahr?«
    Keine Antwort. Krauss hatte auch keine erwartet.
    »Siehst du, das ist ein wesentlicher Punkt, in dem wir uns unterscheiden. Ich töte aus anderen Motiven.«
    Hansen lachte höhnisch.
    »Sei doch kein Narr, Krauss. Du maßt dir an, über Leben und Tod zu entscheiden. Doch dazu hast du keinerlei Recht. Genauso wenig wie ich. Du hast es vorhin selbst gesagt. Das hier ist kein Gericht. Und du bist kein Richter. Sondern ein gewöhnlicher Mörder wie ich. Du siehst, wir haben mehr gemeinsam, als du denkst. Vielleicht bin ich ein bisschen wahnsinniger, aber das ändert nichts. Du hast den Tod genauso verdient wie ich.«
    Krauss lächelte.
    »Das mag sein. Aber du darfst ihn vor mir erleben.«
    Lautes Klopfen an der Wohnungstür ließ ihn zusammenfahren.
    »Hauptsturmführer Hansen?«, rief eine laute Stimme. Mortimer erhob sich.
    »Hilfe!«, brüllte Hansen.
    Krauss schoss auf ihn, doch Hansen hatte sich blitzartig zur Seite weggerollt. Ungläubig sah Krauss mit an, wie Hansen die Beine wie ein Schlangenmensch fast bis zum Kinn anwinkelte und die Hände mit den Handschellen an den Füßen vorbeiführte. Das alles geschah in Sekunden. Mortimer stürzte sich auf Hansen, doch der hieb dem Angreifer beide Füße in die Brust, so dass der Brite gegen die Wand knallte. Krauss stand im Türrahmen und feuerte zweimal auf den Besucher, der mit gezogener Waffe in die Wohnung gestürmt war. Wahrscheinlich handelte es sich um einen Fahrer, der Hansen in aller Frühe abholen sollte. Der Mann taumelte und krachte auf den Esstisch, die Pistole glitt ihm aus der Hand. Krauss stürzte in seine Richtung, um sich zu vergewissern, ob noch mehr Männer draußen warteten, während hinter ihm Mortimer und Hansen das Mobiliar zerlegten. Vor der Tür war niemand, nur zertrampelter Schnee.
    Krauss hastete zurück ins Schlafzimmer. Hansen hatte das Fenster geöffnet und hockte auf dem Rahmen, nahm Maß für den Sprung. Er sah zu Krauss, der zielte und schoss. Nur dass da niemand mehr war. Mortimer lag auf dem Boden, der Oberkörper lehnte an der Wand. Aus seinem Mund drang weißer Schaum. Draußen schepperte es dumpf. Krauss rannte an dem Briten vorbei zum Fenster. Darunter stand ein Wagen mit einem zerbeulten Dach. Hansen war auf das Autodach gesprungen, hatte sich über die Haube abgerollt. Der Schnee hatte den Aufprall zusätzlich gedämpft. Jetzt suchte er stolpernd Deckung hinter einem weiteren Fahrzeug. Krauss schoss, die Kugel durchschlug ein Blech. Er fluchte. Das Gelände war auch auf der Rückseite eingezäunt, grenzte an eine Straße. Für Hansen würde der Zaun trotz der Handschellen kein Hindernis sein. Er bewegte sich ungeheuer geschmeidig, hatte lange im unwegsamen Dschungel trainiert. Verdammt.

Weitere Kostenlose Bücher