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Ein fremder Feind: Thriller (German Edition)

Ein fremder Feind: Thriller (German Edition)

Titel: Ein fremder Feind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Isringhaus
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Himmel, schimmerte erst bläulich schwarz, ging dann ins Violette über. Ein Gewitter zog heran. Das Abendessen konnten sie vorläufig vergessen. In Windeseile sicherten die Männer die Ausrüstung, verzurrten alles so fest wiemöglich unter Planen. Über ihnen grollte es bedrohlich. Hansen kannte mittlerweile diese Tropengewitter, sie hatten so wenig mit deutschen Unwettern gemein wie ein Wassertropfen mit dem Ozean. Wieder rollte Donner so gewaltig über den Dschungel, als ob ein Riese mit Felsbrocken kegelte. Noch war der Regen nicht bei ihnen angekommen, aber Hansen konnte ihn riechen. Weißglühende Blitze erleuchteten die Wolkengebirge, erfüllten die Luft mit so viel elektrischer Energie, dass Hansens Haare an den Armen aufrecht standen, als hätte er eine Gänsehaut. Auf einen Schlag war der Regen da, wie eingeschaltet, und sofort so dicht wie ein Vorhang. Hansen lachte verzweifelt. Mit Regen hatte das nichts zu tun. Die Luft war so gesättigt mit Feuchtigkeit, dass man sich beinahe so vorkam, als würde man sich unter Wasser befinden. Innerhalb von Sekunden war Hansen bis auf die Knochen nass. Über ihm toste der Sturm, explodierte die Welt. Scheißegal, dachte er, weg mit dem Geschmeiß, das hier herumkreucht. Einschließlich ihm selbst. Er hätte sich nicht beschweren können. Nach einer halben Stunde aber war alles schon vorbei. Der Regen wurde von unsichtbarer Hand wieder ausgeschaltet, der Donner rumpelte in weiter Ferne, die Blitze zuckten matt, kaum wahrnehmbar. Sie hatten es überstanden. Der Dschungel war noch nicht fertig mit ihnen.
    Auf eine ruhige Nacht folgte ein Tag ohne besondere Vorkommnisse. Das Fieber der Erkrankten ging zurück, sie waren bereit, es wieder mit dem Jary aufzunehmen. Am nächsten Morgen starteten sie in aller Frühe, mit dem ersten, diffusen Licht. Schulz-Kampfhenkel wollte die verlorengegangene Zeit aufholen und hatte auf den frühen Aufbruch gedrängt. Angeblich lagen nur noch sechs Tagesreisen vor ihnen, behauptete Pituma. Er beherrschte bereits etliche Wörter Portugiesisch, und täglich lernte er neue hinzu. Außerdem war es ihm anzusehen, dass er mit jedem Tag, den sie sich ihrem Ziel näherten,nervöser wurde. Pituma riskierte viel. Für ihn ging es um seine Stellung innerhalb des Dorfes, erklärte Schulz-Kampfhenkel seinen Gefährten. Wenn der Häuptling Pituma vorwerfen sollte, dass er Weiße und mit ihnen womöglich Krankheiten einschleppte, wurde er vielleicht ausgestoßen. Allerdings verschaffte ihm die Kiste mit Kostbarkeiten, die seine neuen Freunde als Gastgeschenk mitbrachten, wahrscheinlich Respekt unter seinen Stammesbrüdern. Auf jeden Fall hing Pitumas persönliche Zukunft davon ab, wie das Dorf reagierte. Als wolle er trübe Gedanken an seine Rückkehr vertreiben, arbeitete er härter als alle anderen, paddelte wild durch die Stromschnellen, legte sich eisern in die Seile, wenn es notwendig wurde, ein Boot zu ziehen, und holte Fische wie am Fließband aus dem Fluss. Am fünften Abend erklärte Pituma am Lagerfeuer wortreich, dass sie am folgenden Tag sein Dorf erreichen würden, einen Tag eher als vorgesehen. Hansen sah den selbstzufriedenen Schimmer in Schulz-Kampfhenkels Augen. Der selbsternannte Entdecker, der sich in einer Reihe mit Vasco da Gama und Alexander von Humboldt wähnte, war kurz vorm Ziel. Monatelang hatte er von seinen Waldindianern geredet, nun würde er ihnen gegenübertreten, der erste Weiße im Dorf der Aparai. Hansen fragte sich, wer aufgeregter war: Winnetou oder Old Shatterhand. Er selbst spürte auch einen leisen Kitzel. Aber es war die Gier, die sich in ihm regte. Hansen vermutete, dass sie nun dem tatsächlichen Grund ihrer Reise ein gutes Stück näher kommen würden – dem mysteriösen Eldorado.
    Der nächste Morgen verlief in angespannter Erwartung. Schulz-Kampfhenkel wollte auf alles vorbereitet sein. Bloß jetzt keine Fehler, hämmerte er seinen Männern ein. Er ließ Pitumas Kanu mit einer Auswahl seiner Geschenke beladen, ein paar Äxten, Messern und Ketten aus falschen Perlen. Hansen und Kahle sollten ihn und Pituma begleiten, mit Gewehrenbewaffnet. Schulz-Kampfhenkel sagte, es sei wichtig, Stärke zu demonstrieren, ihren Status als weiße Häuptlinge zu untermauern. Dann legten sie ab. Krause, Greiner und die Caboclos blieben im Lager zurück. Nach ein paar Ruderschlägen drehte sich Hansen noch einmal um. Die Männer standen am Ufer, Greiner winkte. Hoffentlich würde er ihn wiedersehen.
    Zwei Stunden mühte sich die

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