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Ein fremder Feind: Thriller (German Edition)

Ein fremder Feind: Thriller (German Edition)

Titel: Ein fremder Feind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Isringhaus
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gegenüberliegenden Mauer. Zwei Schritte dahinter folgte Krauss. Neben dem Turm führte eine steinerne Treppe nach unten zu einem bogenförmigen Eingang. Zwei Soldaten bewachten die hölzerne Eingangstür. Als sie ihren Chef anrollen sahen, nahmen sie Haltung an.
    »Aufmachen«, befahl Göring.
    Die Soldaten gehorchten, der Reichsfeldmarschall und Krauss im Schlepptau spazierten hindurch. Wieder ging es ein paar Stufen hinunter, um eine Ecke. Die Mauern waren aus unverputzten groben Steinen, an den Wänden glimmten Gaslampen. Es herrschte eine feuchte Kälte, der man nicht lange ausgesetzt sein wollte. Keine Frage, das hier war das Burgverlies. Hinter einer weiteren Ecke warteten wieder zwei Wachposten. Sie standen links und rechts einer vergitterten Tür. Wie im Mittelalter, dachte Krauss.
    »Ich will die Gefangene sprechen«, sagte Göring. »Holen Sie sie raus.«
    Einer der Soldaten schloss die Tür auf, öffnete sie. Er ging hinein und führte Oda heraus. Sie war in eine dicke Decke gehüllt. Krauss atmete tief durch. Oda sah blass aus, aber sie lebte. Sie blinzelte, versuchte sich zu orientieren, sah von Göring zu ihm. Erst schien sie nicht zu begreifen, aber dann leuchteten ihre Augen auf.
    »Richard«, jubelte sie. Göring schnappte Oda und stieß sie Krauss in die Arme.
    »Tötet sie beide«, befahl er und lief von ihnen fort in den dunklen Gang, tiefer in das Verlies hinein. Krauss schleuderte Oda von sich weg gegen das Mauerwerk und zog mit derRechten die Pistole aus dem Hosenbund. Die Soldaten waren einen kurzen Moment unschlüssig gewesen. Das kostete sie das Leben. Krauss schoss schnell und platziert. Der Schalldämpfer unterdrückte den Knall. Beide Soldaten fielen mit Kopftreffern auf die Steine. Göring war verschwunden. Krauss beugte sich über Oda.
    »Geht’s dir gut?«
    »Ja, ja«, sagte sie. »Ich bin nur benommen. Von diesem furchtbaren Zeug, das mir Hansen gegeben hat. Aber es geht.«
    »Was für ein Zeug?«
    Sie winkte ab.
    »Vergiss es. Lass uns von hier verschwinden.«
    »Ist der Junge hier?«
    »Nein, mach dir keine Sorgen. Er ist in Sicherheit.«
    Also hatte Göring die Wahrheit gesagt. Wenigstens ein Mal. Krauss half Oda auf die Beine. Sie taumelte leicht. Was immer ihr dieser Hansen gegeben hatte, sie kämpfte mit den Nachwirkungen.
    »Richard«, sagte sie, während sie sich an ihn klammerte. »Ich habe gewusst, dass du noch lebst. Ich habe von dir geträumt, letzte Nacht. Wir waren zusammen, wie früher, liefen durch den Schnee. Roten Schnee. Es war schön. Und schrecklich zugleich.«
    Krauss bekam eine Gänsehaut. Auch er hatte in seinem Krankenzimmer von rotem Schnee geträumt, von bizarren Mustern aus Blutstropfen, und es hatte ihn seither nicht mehr losgelassen.
    »Draußen wartet ein Lieferwagen. Wir müssen hier weg, bevor Göring jemanden warnen kann. Wer weiß, wo dieser Gang hinführt.«
    Er nahm einem der Soldaten dessen Maschinenpistole ab und hängte sie sich um. Dann führte er Oda zum Ausgang. Vier Meter vor der hölzernen Tür bat er sie zu warten. Kraussging voraus, öffnete die Tür von innen. Die Soldaten standen stramm, weil sie Göring erwarteten. Krauss schoss dem ersten in die Schläfe, dem zweiten in den Hals und in den Kopf. Beide gingen fast lautlos zu Boden. Weil der Eingang zum Verlies unter dem Hofniveau lag, war Krauss nur von den Fenstern des Hauptgebäudes aus zu entdecken. Kurz inspizierte er die Fensterfront. Nichts, was ihn beunruhigte. Er stieg die Stufen hoch, suchte Miller. Der saß bereits im Wagen, sah ihn, startete sofort den Motor und fuhr herüber. Krauss öffnete die hinteren Ladeluken. Er lief die Treppen hinunter zum Eingang.
    »Jetzt, Oda, komm!«
    Sie wankte die Stufen hoch. Im Tageslicht wirkte sie noch blasser. Er half ihr, nahm sie an der Hand, führte sie zum Laderaum. Sie kletterte hinein, legte sich hin. Krauss schloss die Tür. Auf der anderen Seite des Hofs stand der Kerl mit dem langen Zopf, den er am Zug gesehen hatte, und starrte herüber. Er hatte eine lederne Tasche in der Hand, wie ein Arzt. Nur dass dieser Arzt den Menschen nicht half. Hansen, dachte Krauss, das musste der Mann sein, von dem Oda gesprochen hatte. Er beschleunigte, lief auf ihn zu. Krauss hob die Waffe, schoss. Hansen sprang geschmeidig zur Seite, rollte sich ab wie eine Katze. Krauss schoss noch einmal, Kies spritzte dort hoch, wo der Kerl eben gelegen hatte. Dieser Hansen reagierte schnell, wahnsinnig schnell. Er spurtete geduckt zurück in die Küche, in

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