Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein fremder Feind: Thriller (German Edition)

Ein fremder Feind: Thriller (German Edition)

Titel: Ein fremder Feind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Isringhaus
Vom Netzwerk:
die neutralen Staaten Holland und Belgien mit einschlossen, um die Feldzüge gegen Frankreich und Großbritannien vorzubereiten. Als Tag X hatte Hitler den 17. Januar vorgesehen. Heute in fünf Tagen. Nun war der Überraschungseffekt dahin. Was für eine Schmach. Die Luftwaffe war Göring unterstellt, er trug damit die Verantwortung für das eigenmächtige Handeln des Kuriers. Hitler würde toben. Wenn er es dabei beließ.
    Göring vergrub das Gesicht in seinen Händen. Was sollte er nur als Erstes tun, wie genau vorgehen? Zunächst einmal benötigte er mehr Informationen. Was war bei dem Absturz passiert?War das Flugzeug vielleicht in Flammen aufgegangen, der Kurier samt den Dokumenten verbrannt? Dann müsste Göring sich keine Sorgen machen und der Kurier ebenfalls nicht. War das Flugzeug notgelandet, der Kurier aber mit den Papieren entkommen? Ebenfalls akzeptabel. Eine Disziplinarmaßnahme, selbstverständlich Degradierung, aber ansonsten Schwamm drüber und weitermachen. Hatte ihn die belgische Polizei aber festgesetzt und blätterte bereits in den geheimen Unterlagen, würden Köpfe rollen müssen. Dass sein eigener darunter sein könnte, schien Göring nicht ganz unwahrscheinlich. Genau das Geburtstagsgeschenk, das ihm fehlte.
    Emmy klopfte zaghaft an und betrat ohne weitere Aufforderung das Zimmer. Göring sah mit seinem schlimmstmöglichen Elendsblick zu ihr auf.
    »Ich wollte nur mal nach dir schauen, Hermann. Wie du dich fühlst und ob du irgendetwas brauchst nach dem Chaos heute Morgen«, sagte sie teilnahmsvoll.
    Der Reichsfeldmarschall winkte ab.
    »Alles geht den Bach runter. Vielleicht war das der letzte Geburtstag, den wir zusammen gefeiert haben.«
    Jetzt wirkte Emmy ehrlich besorgt, obwohl sie wusste, dass ihr Mann gerne und oft jammerte. Aber nach diesem Desaster mit etlichen Toten hatte er ausnahmsweise allen Grund dazu.
    »Dich trifft keine Schuld. Im Gegenteil. Sei froh, dass du noch lebst. Ich bin auf jeden Fall froh.«
    Göring verzog angewidert das Gesicht.
    »Das ist es doch nicht, Emmy«, sagte er vorwurfsvoll, als spreche er mit einem Kind. »Du weißt überhaupt nicht, was hier los ist. Geh bitte, kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten. Mir kann sowieso keiner mehr helfen.«
    Emmy war eingeschnappt, gestand ihrem Gatten an dessen 47. Geburtstag aber mehr Unverschämtheiten zu als sonst.Auf dem Weg aus dem Zimmer sah sie das von Göring zerknüllte Papier auf dem Boden liegen, hob es auf, entfaltete es und las die Nachricht. Ihr Mann sah sie währenddessen von seinem Schreibtisch aus genervt an.
    »Jetzt weißt du es«, sagte er trotzig. »Ich bin erledigt.«
    Emmy gab nicht auf.
    »Was hatte dieser Kurier denn so Geheimes bei sich?«
    Göring seufzte wieder.
    »Nur ein paar unwichtige Papiere, auf denen steht, wann wir bei den Belgiern und Holländern freundlich anzuklopfen gedenken, um sie zu fragen, ob sie uns reinlassen. Mit Datum, Unterschrift, Stempel und allem Drum und Dran. Prima, nicht? Der Führer wird mich zum Teufel jagen. Und mir vorher die Haut abziehen.«
    »Nun beruhige dich bitte mal, Hermann. Von den Dokumenten steht hier überhaupt nichts. Die sind vielleicht alle verbrannt.«
    »Vielleicht, genau, vielleicht«, polterte Göring. »Genau dieses Vielleicht bringt mich vielleicht um meinen Posten.«
    Emmy las noch einmal die dürren Zeilen der F. A.-Meldung.
    »Was hatte dieser Kurier überhaupt in Belgien zu suchen?«
    Göring sprang von seinem Stuhl.
    »Das frage ich mich auch, verdammt noch mal! Der Kerl sollte mit der Bahn fahren. Und nicht ins Flugzeug steigen, um über London, Brüssel und Amsterdam nach Köln zu fliegen! Das ist doch zum Verrücktwerden!«
    Er schlug mit seiner fetten Pranke so stark auf den Tisch, dass der goldene Stehbilderrahmen mit Emmys und Eddas Porträt kurz in die Höhe hüpfte. Auch die leibhaftige Emmy zuckte zusammen.
    »Ich weiß, was ich tue«, sagte sie, als hätte sie der Schlag wachgerüttelt. »Ich rufe Dr. Heermann an. Er hat uns schon mal geholfen.«
    »Was, der bekloppte Wahrsager?«, schrie Göring. »Ich glaube, ich spinne. Einen Teufel wirst du tun. Der Kerl hat nicht alle Tassen im Schrank.«
    »Du weißt, dass das nicht stimmt. Und schreib mir bitte nicht vor, was ich zu tun habe«, sagte Emmy und verschwand.
    Göring fasste sich mit beiden Händen an den Schädel. Wieso nur tanzten ihm alle auf der Nase rum? Er war der zweite Mann des Deutschen Reiches. Weiß Gott, er hatte das nicht verdient. Das Telefon vor ihm

Weitere Kostenlose Bücher