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Ein fremder Feind: Thriller (German Edition)

Ein fremder Feind: Thriller (German Edition)

Titel: Ein fremder Feind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Isringhaus
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auf dem Tisch klingelte. Bedrohlich, wie Göring fand. Es schrillte, als sei der Führer am anderen Ende der Leitung. Er nahm trotzdem ab.
    »Ja, Göring am Apparat.«
    »Da haben Sie uns ja eine schöne Suppe eingebrockt.«
    Er war es, und er wusste Bescheid. Göring erhob sich automatisch und schloss die Augen, als stände er vor einem Erschießungskommando.
    »Es ist unglaublich. Und unverzeihlich.«
    »Das ist es allerdings. Wie konnten Sie das nur zulassen? Es gab eine klare Order. Absolute Geheimhaltung. Das war doch unmissverständlich, oder? Unmissverständlich!« Hitler brüllte jetzt. Göring wollte etwas sagen, aber Hitler schnitt ihm das Wort ab. »Wenn ich eine Order gebe, dann will ich, dass sie befolgt wird. Befolgt! Sie haben mit Ihrem undisziplinierten Verhalten die deutsche Wehrmacht in Gefahr gebracht, Göring. Ist Ihnen das klar? Das grenzt an Hochverrat, Göring. Dafür wird jemand zur Verantwortung gezogen werden müssen. Wenn Sie diesen Kurier in die Finger kriegen, erschießen Sie ihn. Das ist ein Befehl!«
    »Noch wissen wir nicht, ob er die Papiere vernichten konnte.«
    »Dann bekommen Sie es raus, um Himmels willen, und zwar schnell. Haben Sie überhaupt eine Ahnung, was es das deutsche Volk kostet, diesen Angriff zu verschieben? Sie solltendas aus Ihrer eigenen Kasse zahlen, Göring. Dann müssten Sie in den nächsten Jahren wohl auf neue Uniformen verzichten.« Hitler schnaufte aufgeregt in den Hörer. Göring war froh, nicht in seiner Nähe zu sein. Die Wutausbrüche des Führers ließen sich nur schwer ertragen. Außerdem fanden sie kein Ende. Am Fernsprecher ging es schneller, weil Hitler nicht gerne telefonierte.
    »Tauschen Sie Felmy aus. Er hat seine Leute nicht im Griff«, sagte der Führer unvermittelt. »Und ich will Sie so schnell wie möglich hier in Berlin sehen.« Es klackte in der Leitung. Hitler hatte aufgelegt. Ohne Görings Geburtstag auch nur zu erwähnen, geschweige denn, ihm zu gratulieren.
    Der Reichsfeldmarschall seufzte zum dritten Mal innerhalb einer halben Stunde und setzte sich. General Felmy war der Kommandeur der westlichen Luftstreitkräfte, ein tadelloser, verdienter Mann. Dass er mit der Sache etwas zu tun hatte, war sehr unwahrscheinlich. Niemals hätte er gegen einen Befehl Görings verstoßen und den Kurier in ein Flugzeug gesteckt. Aber das war jetzt unwichtig. Wenn Hitler die Abberufung Felmys wollte, würde er sie kriegen. Außerdem: Besser er als ich, dachte Göring. Das musste der General verstehen.
    Seit dem Triumph der Wehrmacht über die Polen waren nun mehr als drei Monate vergangen. Monate, in denen der Reichsfeldmarschall keine Gelegenheit gehabt hatte, durch spektakuläre Luftwaffeneinsätze Pluspunkte zu sammeln. Er brauchte Erfolge, um Hitlers Gunst nicht zu verlieren. Die Polen waren ein idealer Gegner gewesen – viel zu schwach, um sich gegen die militärische Übermacht Deutschlands behaupten zu können. Görings Luftwaffe war der polnischen sowohl in der Zahl als auch in der Qualität haushoch überlegen. Der Reichsfeldmarschall hatte seine Macht demonstriert und vor allem in der Schlussphase des Kriegs massive Bombardements angeordnet.Die Stadt Warschau war auf diese Weise zur Kapitulation gezwungen worden. Mit der Folge, dass dieser Akt der Stärke die Waffendepots so immens dezimiert hatte, dass Göring zunächst für den »Fall Gelb« schwarzsah. War es doch Hitlers ursprüngliche Idee, schon Mitte November im Westen anzugreifen. Sein Paladin argwöhnte Unheil, ließ seinen Führer jedoch im Unklaren über die tatsächliche Lage der Luftwaffe. Damals hatte Göring Glück gehabt, weil Hitler den Angriff aus taktischen Gründen auf den Januar verschob. An der Problematik änderte dies jedoch wenig. Der Reichsfeldmarschall rechnete damit, dass ihm die französischen und britischen Flieger einen vergleichbar schnellen Erfolg wie im Osten durchkreuzen würden.
    Trotzdem ignorierte er vehement Warnungen aus hochrangigen Regierungskreisen. Reichsminister Darré hatte offen darüber schwadroniert, der Krieg werde mindestens fünf Jahre dauern, worauf Göring sich weigerte, weiter mit ihm zu sprechen. Stattdessen intensivierte er seine Kontakte zu den Engländern, stellte Zugeständnisse in Aussicht, was eine unabhängige Tschechoslowakei und große Gebiete Polens betraf, um im Gegenzug zu einer Friedensvereinbarung zu kommen. Wieder schickte er seinen bewährten schwedischen Mittelsmann Birger Dahlerus nach London, auch wenn der sich nach

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