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Ein fremder Feind: Thriller (German Edition)

Ein fremder Feind: Thriller (German Edition)

Titel: Ein fremder Feind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Isringhaus
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vermaledeite Krauss hier angerichtet hat. Und Ihre Gefangene hat er auch mitgenommen. Ist hier herein- und herausspaziert wie aus einem Hotel. Hätte ich nicht Alarm geschlagen, hätte man ihm zum Abschied vielleicht eine Postkarte von Burg Veldenstein geschenkt, zur Erinnerung.«
    »Darf ich Sie daran erinnern, dass dieser Mann auf mich geschossen hat? Und ich ihn trotzdem verfolgt habe? Während Ihre Leibwache Luftlöcher geschossen hat oder sich in die Luft jagen ließ, war ich es, der zwei der Angreifer tötete. Aus größerer Distanz, um das einmal festzuhalten. Ich bin auch derjenige gewesen, der meiner Gefangenen, wie Sie es so trefflich ausdrücken, bis in den Ort nachgestellt hat. Von Ihren Leuten habe ich dort niemanden gesehen, Herr Reichsfeldmarschall.«
    Einen impertinenten Ton hatte dieser Kerl am Leib. Hansen wirkte nicht im Geringsten eingeschüchtert. Langsam wurde ihm der Bursche unheimlich, dachte Göring. Eine der überlebenden Wachen hatte ihm berichtet, dass Hansen in dem Chaos tatsächlich kaltblütig zwei Männer erschossen hatte, aus mehr als zweihundert Metern Entfernung. Bei einem Treffer hätte man von einem Glücksschuss ausgehen können, doch bei zweien handelte es sich wohl um ein außerordentliches Talent. Göring drückte den Rücken durch. Ganz egal. Krauss lebte. Und als sei das allein nicht schlimm genug, war der gemeingefährliche Irre mit Oda entkommen. Die Chancen, jetzt noch den Aufenthaltsort des Jungen in Erfahrung zu bringen, schätzte Göring gleich null. Es war nicht der richtige Zeitpunkt, um Hansens Schießkünste zu loben.
    »Das mag ja alles sein, Hansen«, sagte Göring. »Aber es istIhnen trotzdem nicht gelungen, das herauszubekommen, wofür ich Sie engagiert habe. Wir hatten eine Abmachung. Sie haben es versaut.«
    »Woher wissen Sie das?«
    Diesem Burschen war nicht beizukommen. Göring seufzte. Heute wanderte er durch ein Jammertal.
    »Was soll das heißen?«
    Hansen blickte sein Gegenüber unverwandt aus braunblauen Augen an. Auch ein Umstand, weshalb sich der Reichsfeldmarschall unwohl fühlte.
    »Ich habe viel Zeit mit Ihrer Nichte verbracht. In dieser Zeit hat sie mir alles verraten, was Sie wissen wollen. Und einiges, von dem Sie nicht wollten, dass ich es weiß.«
    »Wie darf ich das verstehen?«
    Hansen lächelte spöttisch.
    »Ich bitte Sie. Spielen Sie keine Spielchen mit mir. Sie wissen genau, wovon ich rede. Ihr Geheimnis ist bei mir in guten Händen. Ich habe dafür gesorgt, dass Ihre Nichte es niemand anderem erzählen kann.«
    »Was haben Sie getan?«, fragte Göring, dem der Kerl immer unheimlicher wurde.
    »Ich habe sie vergiftet.«
    »Sie haben was?«
    »Mit einem Froschgift. Erst wird es sie lähmen, dann stirbt sie in den nächsten zwei, drei Tagen.«
    »Das ist ja furchtbar.«
    »Wie das klingt aus Ihrem Mund.«
    Göring schnaubte. Dieser Mistkerl hatte seine Nichte getötet. Das war nicht vorgesehen. Göring hatte zwar nichts dagegen, Oda zu foltern, um an die für ihn lebenswichtigen Informationen heranzukommen, aber ihren Tod wollte er nicht unbedingt. Sie gehörte am Ende zur Familie. Was nahm dieser Urwaldmensch sich raus?
    »Vergessen Sie nicht, wen Sie vor sich haben, Hansen. Übertreiben Sie es nicht.«
    »Entschuldigen Sie, Herr Reichsfeldmarschall.«
    Aber Göring entdeckte in Hansens Augen keine Spur von Reue. Eher Verachtung. Wahrscheinlich würde er auch ihn vergiften, wenn es von Vorteil für ihn wäre. Er musste Hansen loswerden. Auf die eine oder andere Art. Vor allem, wo der jetzt wusste, was es mit Hitlers Sohn auf sich hatte.
    »Raus damit. Wo steckt der Junge?«
    Hansen atmete tief ein und aus.
    »Halten Sie mich nicht für unverschämt, Herr Reichsfeldmarschall, aber wir brauchen eine tiefer gehende Übereinkunft. Sie wissen, was mir vorschwebt. Ich will in die SS, wie Schulz-Kampfhenkel auch, und ich will eine Gruppe leiten. Verstehen Sie mich bitte richtig. Es geht mir darum, Ihre Interessen zu wahren. Ich werde Ihnen ergeben sein, aber ich möchte auch Einfluss, das gebe ich unumwunden zu. Dann kann ich Ihnen beweisen, wozu ich sonst noch fähig bin.«
    Der Kerl spinnt, dachte Göring. Wenn ich den auf die Menschheit loslasse, werde ich meines Lebens nicht mehr froh.
    »Das liegt wohl außerhalb meiner …«, fing er an, brach den Satz aber ab. Er hatte plötzlich eine Eingebung. Eine ungewöhnliche Eingebung.
    »Vielleicht lässt sich da was machen«, sagte Göring. »Es gibt da eine geheime Gestapo-Gruppe, der vor ein

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