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Ein Freund aus alten Tagen

Ein Freund aus alten Tagen

Titel: Ein Freund aus alten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magnus Montelius
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denn es rief ja fast nie jemand an, und sie ging nur selten aus dem Haus.
    Als sie kürzlich aus dem Supermarkt nach Hause gekommen war, hatte jedoch dieses Lämpchen geblinkt. Jetzt drückte sie erneut den Knopf und hörte zum sicher zehnten Mal die kurze Nachricht ab. Der Mann nannte seinen Namen nicht und sagte nur, dass er noch einmal anrufen würde. Aber das war schon am Mittwoch gewesen, und jetzt war Samstag. Ihr dämmerte allmählich, dass er sich nicht mehr melden würde. Hätte sie das dem unsympathischen Polizeiinspektor erzählen sollen? Sie schnaubte laut und murmelte vor sich hin, eine Unart, die sie sich angewöhnt hatte.
    »Warum sollte ich das tun?«
    Außerdem konnte der Anrufer doch gar nicht der Mann sein, den sie gefunden hatten, das ging aus der kurzen Nachricht eindeutig hervor. Sie ließ das Band noch einmal laufen. Doch, sie erkannte die Stimme. Es war dieselbe anonyme Stimme, die sie vor langer Zeit am Telefon gehört hatte, bei dem Gespräch, das sie niemals vergessen würde.
    Plötzlich spürte sie instinktiv, dass sie den Mann schützen wollte, der die Nachricht hinterlassen hatte, ihn vor Inspektor Tilas und seinen Konsorten schützen wollte. Sie entsann sich, wie das Nachbarmädchen ihr alle Funktionen des magischen Geräts demonstriert hatte. Mit einem traurigen Seufzer drückte sie entschlossen den kleineren Knopf und löschte die Nachricht.
    Die folgende Ausgabe von 7Plus wurde ganz von Natalie Petrinis Artikeln über die Bankenkrise dominiert. Wer die Seiten zählte, und das taten einige in der Redaktion, stellte fest, dass mehr als ein Drittel des vorhandenen Platzes mit ihrem Namen unterschrieben war.
    Auch Meijtens blieb es nicht erspart, sich Sölvebrings empörtes Zischeln anzuhören.
    »So läuft das in dieser Redaktion nicht, verdammt noch mal, jedenfalls bis jetzt nicht.«
    Es hatte in der Redaktion von 7Plus einen ziemlichen Wirbel ausgelöst, als man Natalie Petrini eingestellt hatte. Sie war erst Anfang dreißig, aber ihr Aufstieg und Fall am Medienhimmel war fast kometenhaft gewesen. Als Moderatorin des Nachrichtenmagazins Exklusiv hatten ihre Enthüllungen sogar einen eigenen Namen bekommen: Petrini-Journalistik.
    Anfangs war viel über Skandaljournalismus, ungesunde Methoden und vereinfachende Schlussfolgerungen diskutiert worden. Aber all diese Machthaber, die insgeheim über sie fluchten, wären im Leben nicht darauf gekommen, sie nicht noch am selben Tag zurückzurufen. Und unter den feinen Chefredakteuren, die sie verachteten, gab es keinen, der nicht im Grunde seines Herzens ihren Namen ganz gern in seiner eigenen Zeitung gesehen hätte.
    Doch daran erinnerte sich heute keiner mehr. Man schien sich nur noch an ihre berüchtigten Tränen zu erinnern – den Zusammenbruch, die Aufregung und die Schande. Ein halbes Jahr lang war sie aus dem Scheinwerferlicht verschwunden gewesen, als sie eines Tages in der Redaktion als sensationeller Neuzugang vorgestellt wurde, der 7Plus aus der Anonymität heben sollte. Die übrigen Journalisten der Redaktion hatten erwartungsgemäß misstrauisch reagiert.
    »Investigativen Journalismus nennt sie das, obwohl doch jeder weiß, was sie damit meint«, hatte Sölvebring verkündet. »Den Fuß in die Tür schieben, vereinfachte Thesen in Schwarz-weiß und Behördenparanoia. Jeder kennt doch ihre Geschichte, da wundert es einen nicht, wenn sie ihren Kreuzzug gegen das Rechtssystem weiterführen will.«
    Man erzählte sich, sie wolle immer allein arbeiten, aber auch, sie dränge sich anderen auf und mische sich ständig ein. Manche meinten, sie habe den stellvertretenden Chefredakteur um den Finger gewickelt, während andere behaupteten, sie entscheide über seinen Kopf hinweg. Jedenfalls waren sich alle einig, dass Natalie Petrini nicht zu ihnen passte. Eine Kanalratte in Designerkleidung, hatte Sölvebring mit Nachdruck erklärt.
    Nun war das Murren auf Orkanstärke angeschwollen, und Sölvebring legte seine Worte nicht auf die Goldwaage. »Wenn man nicht gerade Natalie Petrini heißt, lohnt es sich offenbar überhaupt nicht, Themenvorschläge zu machen.«
    Meijtens hatte eigentlich mehr Anlass, sich zu beklagen, als die meisten anderen. Er hatte auf der Suche nach einem Dokument, das er auf Anweisung von Bertil Andersson finden sollte, zehn Stunden in der staatlichen Investmentbank verbracht. Natalie, die in der Redaktion für ihre Geheimniskrämerei berüchtigt war, hatte ihm nur eine kurze und kryptische Erklärung dafür gegeben,

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