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Ein Freund aus alten Tagen

Ein Freund aus alten Tagen

Titel: Ein Freund aus alten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magnus Montelius
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über Vermisste im Allgemeinen, ohne Verbindung zu dem heruntergepurzelten Albaner auf dem Stadsgårdskai. Dann legen wir los. Es wäre großartig, wenn wir mal eine richtige Neuigkeit als Topthema hätten.«
    »Es gibt da noch einen Aspekt bei dem Ganzen, den ich wichtig finde«, sagte Meijtens.
    Die beiden anderen sahen ihn fragend an.
    » Wenn Aron Bektashi tatsächlich Erik Lindman ist und wenn er die Jahre, die er verschwunden war, in Albanien verbracht hat, erscheint es mir wenig wahrscheinlich, um nicht zu sagen unmöglich, dass er als Agent für die Sowjetunion gearbeitet hat.«
    »Und warum nicht?«, wollte Bertil Andersson ein wenig ungeduldig wissen. »Wahrscheinlich haben sie ihn nach Albanien verfrachtet, als sie die Nase voll von ihm hatten und merkten, dass er ihnen über Schweden nur erzählen konnte, welche Häuser auf seiner Strecke als Zeitungsbote keinen Aufzug hatten.«
    »Na ja, so kann es eigentlich nicht gewesen sein«, widersprach Meijtens ruhig. »Als Erik Lindman verschwand, war der Bruch zwischen der Sowjetunion und Albanien schon nicht mehr zu kitten. Sie unterhielten nicht einmal mehr diplomatische Beziehungen. Albanien hatte endgültig mit der Sowjetunion gebrochen und sich stattdessen China zugewandt. Wenn Erik Lindman mit einem albanischen Pass und einer albanischen Identität wieder aufgetaucht ist, kann das nur eines heißen: Das ganze Gerede, dass er ein KGB-Agent war, der sich in die Sowjetunion abgesetzt hat, entspricht einfach nicht der Wahrheit.«
    Bertil Anderssons Kiefer bewegten sich langsam und rhythmisch. Nach kurzem Schweigen sagte er: »Das mag schon sein, aber fürs Erste sollten wir uns darauf konzentrieren, diese Artikel zu schreiben. Anschließend können wir uns nach Redaktionsschluss gerne bei einem Bier mit Herrn Meijtens’ Vorlesung beschäftigen.«
    Als sie den Glaskasten des stellvertretenden Chefredakteurs verlassen hatten, gab es nicht viel zu sagen und nur sehr wenig Zeit. Natalie wollte schon gehen, als Meijtens Blickkontakt zu ihr suchte.
    »Danke, dass du mich da drinnen unterstützt hast. Du hast mich gerettet.«
    Sie schien einen Punkt schräg hinter ihm zu fixieren. Als sie endlich etwas sagte, verriet nichts in ihrem Ton irgendwelche Gefühle. »Mal wieder.«
    »Wenn du die Diplomaten nicht ausgeschlossen hättest, wäre ich nie im Leben in diese Buchhandlung gegangen.«
    »Immerhin etwas. Hoffentlich hast du diesmal recht.«
    Das hoffe ich auch, dachte Meijtens.

13 Es war der erste wirklich kühle Herbstabend. Der Regen hatte aufgehört und eine klare, frische Luft zurückgelassen. Langsam senkte sich die Abenddämmerung auf den Fußballplatz herab, auf dem eine unansehnliche Jungenmannschaft in einem ebenso unansehnlichen südlichen Vorort von Stockholm spielte. Der große, korpulente Mann in seiner voluminösen Jacke mit Reklameaufdruck am Rücken rief den Spielern Anweisungen zu. Entweder hatte er Meijtens nicht näher kommen sehen, oder er beachtete ihn absichtlich nicht.
    Meijtens schloss das Fahrrad am Zaun ab, und der Mann rief den Jungen zu, das Training sei vorbei. Als die letzten Spieler gegangen waren, sagte er, immer noch ohne den Blick vom Spielfeld abzuwenden: »Ich nehme an, Sie sind der Journalist.«
    »Ja, genau«, erwiderte Meijtens, streckte die Hand aus und stellte sich vor.
    Åke Sundström gab Meijtens die Hand, nickte ihm aber nur kurz zu und schwieg eine Weile. Dann sagte er: »Wie Sie vielleicht wissen, habe ich im Lauf der Jahre ziemlich oft mit Journalisten gesprochen, aber es scheint nicht geholfen zu haben.«
    Zum ersten Mal wandte er sich ganz zu Meijtens um, und seine Augen verengten sich, als würde ihn etwas quälen oder stören, wobei es sicherlich nicht das Licht der Herbstdämmerung war.
    »Warum wollen Sie ausgerechnet jetzt etwas über ihn schreiben? Über Erik hat doch seit fünfzehn Jahre nichts mehr in der Zeitung gestanden. Mindestens.«
    »Wir arbeiten an einem Artikel über Menschen, die spurlos verschwunden sind, und haben unter anderem an Erik Lindman gedacht, der ja ein recht spezieller Fall ist. Wir sind ein Wochenmagazin und …«
    »Ja, ja. Okay.« Åke Sundström wandte sich wieder ab und spuckte auf die Erde. »Haben Sie keine Zeitungsausschnitte, in denen Sie das nachlesen können? Was ich zu sagen habe, steht doch sicher schon irgendwo.«
    Meijtens verzichtete darauf, seine journalistischen Methoden zu erläutern. »Wenn ich es richtig verstanden habe, sind Sie und Erik Lindman in Sandviken

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