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Ein Freund aus alten Tagen

Ein Freund aus alten Tagen

Titel: Ein Freund aus alten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magnus Montelius
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was hatte Stiernspetz mit Erik Lindman zu tun?«
    »Im Grunde nichts. Aber weil Sorokins Informationen sich im Falle Stiernspetz als richtig erwiesen hatten, war die Theorie, nach der Erik Lindman als Spion agierte und in einem Ostblockstaat mit Endziel Moskau verschwunden war, für den schwedischen Staatsschutz so gut wie bestätigt. Und für die Presse definitiv nachgewiesen.«
    Meijtens machte eine Pause, zog die Fotos von Erik Lindman und Aron Bektashi heraus und legte sie nebeneinander. Bertil Andersson und Natalie lehnten sich vor und studierten sie eingehend.
    »Es gibt eine eindeutige Ähnlichkeit«, sagte Natalie schließlich, »aber wenn man die Bildqualität und den Altersunterschied bedenkt, ist es natürlich schwer zu sagen, ob das wirklich derselbe Mann ist.«
    Bertil Andersson rieb sich das Gesicht mit beiden Händen. »Lasst uns bloß nicht zu schnell vorpreschen und stattdessen erst einmal zusammenfassen, was wir wirklich wissen und was wir nur zu wissen hoffen.«
    Er hob eine Hand und begann an seinen dicken Fingern abzuzählen. »Erstens: Ein Mann namens Aron Bektashi wird tot auf dem Stadsgårdskai gefunden. Er hat einen albanischen Pass, aber seine Existenz wird von den albanischen Behörden entschieden geleugnet. Zweitens: Ein albanischer Flüchtling ohne Visum, Zukunftsaussichten oder Informationen aus erster Hand behauptet, dass unser Freund Bektashi ›der Ausländer‹ genannt wurde. Drittens: Die Füllungen in Bektashis Zähnen deuten darauf hin, dass er längere Zeit im Westen gelebt hat, vermutlich vor vielen Jahren. Viertens: Ein Buchhändler – den ich im Verdacht habe, bei den meisten Fragen unserer Zeit ein etwas getrübtes Urteilsvermögen zu haben – behauptet, es handele sich bei dem fraglichen Mann um einen verschwundenen schwedischen Staatsbürger namens Erik Lindman. Fünftens: Wir drei sind uns einig, dass ein unscharfes Bild von Erik Lindman aus dem Jahr 1965 Ähnlichkeiten mit einem noch schlechteren Bild von Aron Bektashi aufweist, das ungefähr ein Vierteljahrhundert später gemacht wurde. Aber so gern wir es auch wären, ganz sicher können wir uns unserer Sache nicht sein.« Er stierte sie an und ließ ihnen etwas Zeit, seine Worte zu verdauen.
    »Und deshalb sollten wir nicht mit voreiligen Schlussfolgerungen vorpreschen«, sagte er dann, stand auf und ging hin und her. »Andererseits lässt sich natürlich nicht leugnen, dass die Sache nach einer verdammt heißen Story riecht, falls sie wider Erwarten wahr sein sollte. Verschwundener Mann unter Spionageverdacht kehrt nach einem Vierteljahrhundert zurück und stürzt sich in den Tod. Exklusiv in 7Plus ! Unsere Abonnenten würden sich vor Aufregung an ihrem Schnittchen verschlucken, und wir könnten endlich auch unsere Auflage im Zeitschriftenhandel steigern.«
    Er setzte sich mit verschränkten Armen auf die Schreibtischkante. »Ich denke, ich werde dieser wüsten Spekulation eine Chance geben, jedenfalls fürs Erste. Ihr müsst ackern, was das Zeug hält, um Material zu beschaffen und die Story zu bestätigen.«
    Meijtens sah auf die Uhr, und ihm lief ein Schauer über den Rücken.
    »Aber ich möchte, dass ihr euch immer genau überlegt, was ihr tut. Seid vorsichtig, und vergesst nicht, dass wir vermutlich einer Fata Morgana hinterherjagen«, sagte Bertil Andersson und hob warnend einen Finger. »Ich möchte euch auch daran erinnern, dass wir noch gut zwei Tage bis Redaktionsschluss haben. Was einerseits wenig Zeit ist, aber andererseits trotz allem so viel Spielraum lässt, dass unsere Freunde von der Boulevardpresse uns noch zuvorkommen könnten, wenn es richtig blöd läuft. Natalie und ich nehmen diskret Kontakt zu Tilas auf und geben ihm den Tipp, das Zahnschema eines gewissen Erik Lindman zu überprüfen. Stimmt es mit dem des Toten überein, dürfte er die Nachricht als kleines Dankeschön achtundvierzig Stunden lang für sich behalten können.«
    Er wandte sich an Meijtens. »Du darfst die Angehörigen interviewen, dann haben wir das für den Fall der Fälle schon mal fertig. Hast du Namen?«
    »Ja, die Eltern in Sandviken und einen alten Schulfreund, der sich auch damals zum Thema geäußert hat. Irgendwer von ihnen müsste eigentlich noch leben.«
    »Okay, gut. Aber kein Wort darüber, dass er möglicherweise in einem Kühlfach in der Gerichtsmedizin liegt, sonst ruft noch irgendein Idiot die Boulevardpresse an, und das war’s dann mit unserem exklusiven Knüller. Du schreibst natürlich einen Artikel

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