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Ein Freund aus alten Tagen

Ein Freund aus alten Tagen

Titel: Ein Freund aus alten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magnus Montelius
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Anrufbeantworter eine Nachricht von Hanna vorgefunden: Jemand sei in ihre Wohnung eingebrochen. Ob er sofort zu ihr kommen könne? Für die Fahrradfahrt nach Vasastan hatte er weniger als zehn Minuten benötigt.
    »Sie müssen mitten am Tag gekommen sein«, sagte sie, als sie ihn ins Wohnzimmer geleitete. »Nicht zu fassen, wie dreist diese Typen sind.«
    Hanna zeigte ihm, was auf den ersten Blick verschwunden war. Glücklicherweise nicht viel: eine alte Stereoanlage, ein Videorekorder und französische Francs, die sie für irgendeine Tagung in Paris getauscht hatte. Die Polizei hatte ihr mitgeteilt, dass man versuchen werde, an einem der nächsten Tage vorbeizukommen, und ihr geraten, sich ein neues Schloss zu besorgen.
    Das Klingeln der Gegensprechanlage ließ sie aufschreien und seinen Arm packen.
    »Das ist nur der Bolzen, ich hab dir doch gesagt, dass er vorbeikommt.« Er ging zur Gegensprechanlage und drückte den Türöffner.
    Hanna lehnte die Stirn an seine Schulter. »Der Bolzen«, sagte sie mit einem nervösen Kichern. »Bist du dir sicher, dass er ein richtiger Schlosser ist?«
    »Der Bolzen ist der Beste.«
    »Der Bolzen ist der Beste«, ahmte sie ihn nach. »Wo findest du eigentlich deine Freunde?«
    Sie schlang die Arme um seine Taille und presste ihre feuchte Nase gegen seinen Hals.
    Der Bolzen hatte bereits die aufgebrochene Tür geöffnet und begutachtete sie. Er grüßte fröhlich, ohne seinen kritischen Blick von dem abzuwenden, was von dem Schloss übrig geblieben war. Fast zwei Meter groß und über hundert Kilo schwer, bildete er für seine Kunden einen beruhigenden Anblick. Vor allem da sie nichts von seinem schillernden Lebenslauf voller Erfahrungen ahnten, die ihn nicht unbedingt zu einem schlechteren Schlosser machten.
    »Ihr habt ja nicht einmal ein zweites Schloss«, sagte er und schnalzte missbilligend mit der Zunge.
    »Ich mag es nicht, eine Menge Schlösser zu haben«, sagte Hanna.
    Der Bolzen warf ihr einen langen Blick zu, blieb aber stumm.
    »Bis heute«, ergänzte sie mit einem unsicheren Lächeln, und Meijtens legte den Arm um ihre Schultern.
    Hanna bat Meijtens, durch die Wohnung zu gehen und nachzusehen, ob noch etwas fehlte oder kaputtgegangen war. Sie könne das nicht. Als er sich langsam durch die Räume bewegte, die bis vor Kurzem noch sein Zuhause gewesen waren, hörte er, dass der Bolzen bei seiner Arbeit wie üblich in einem fort redete.
    »Kein Mensch denkt daran«, drangen seine Worte aus dem Flur an Meijtens’ Ohr, »dass es nicht nur auf die Schlösser ankommt, du musst auch dafür sorgen, dass man sie nicht abmontieren kann. Sieh her, mit diesen beiden einfachen …« Meijtens hörte Hanna freundlich etwas einwerfen und ging ins Schlafzimmer.
    Er ließ die Finger über die Regale und die Kommode wandern und versuchte sich zu erinnern, wie alles vor dem Einbruch ausgesehen hatte. Die Diebe hatten, wie Hanna ihm bereits am Telefon mitgeteilt hatte, ihren Schmuck nicht angerührt, Stücke von unschätzbarem Wert, die sie von ihrer Großmutter geerbt hatte. Die geschnitzte Schmuckschatulle stand unangerührt auf der Kommode, von ihrem Inhalt fehlte nichts. Wie hatten sie die nur übersehen können? Er untersuchte Schubladen und Kleiderschränke. Er hatte gelesen, dass bei Einbrüchen häufig Kleider gestohlen wurden, die anschließend in Secondhandboutiquen auftauchten, doch das traf auf diese Einbrecher ganz offensichtlich nicht zu.
    Im Wohnzimmer gähnten Löcher, wo Videorekorder und Stereoanlage gestanden hatten, aber der bedeutend neuere Fernseher stand noch an seinem Platz. War er zu klobig gewesen, um ihn mitzunehmen? Sein Blick verweilte bei einem gerahmten Foto im Bücherregal. Ihr Urlaub in Portugal: Rucksäcke, Picknick in den Bergen, eine Flasche Wein. Glückliche Tage.
    Hanna kam herein, und Meijtens sah ihr an, dass der Einbau neuer Schlösser eine beruhigende Wirkung auf sie hatte. Sie nahm seine Hand und drückte sie.
    »Du hattest recht, sie scheinen nicht viel mitgenommen zu haben«, sagte Meijtens.
    Hanna schauderte. »Immerhin etwas. Wahrscheinlich waren sie einfach gestresst, ein paar verzweifelte Junkies vielleicht.«
    Meijtens schaute sich um. Wenn das stimmte, waren es jedenfalls behutsame Junkies gewesen, die nichts durcheinandergeworfen hatten. Nicht unbedingt das, was man sonst über diese Art von Einbrüchen gehört hatte. Er dachte an die Anrufe, von denen Hanna ihm erzählt hatte, beschloss aber, lieber zu schweigen.
    »Tobias, ich glaube,

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