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Ein Freund aus alten Tagen

Ein Freund aus alten Tagen

Titel: Ein Freund aus alten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magnus Montelius
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erfahren werde, sobald sie heimkomme. Ich bot ihm an, mit ihr zu reden, aber Erik fand, dass ich das lieber lassen sollte. Sie gehörte nicht gerade zu meinem Fanclub. Und ist auch später nie eingetreten.«
    Er machte eine kurze Pause. »Außerdem hatte er ja, wie gesagt, schon dafür gesorgt, dass jemand sie informieren würde.«
    »Und wer sollte das übernehmen?«
    Åke Sundström zuckte resigniert mit den Schultern.
    »Ich habe, ehrlich gesagt, keine Ahnung, Erik war da ein bisschen geheimnistuerisch. Der Zwerg Wijkman, nehme ich an.«
    »Carl Wijkman?«, fragte Meijtens nach. Der Name war in einem der Artikel über Erik Lindman aufgetaucht. Åke Sundström nickte, aber Meijtens war sich nicht sicher, ob er die Nachfrage überhaupt gehört hatte.
    »Es könnte natürlich auch einer von den anderen Salonbolschewisten gewesen sein, aber Erik, Carl und Sonia hielten zusammen wie Pech und Schwefel. Erik hatte irgendwie dafür gesorgt, dass seine Verlobte von seinem Verschwinden erfahren würde. Darauf ist er in unserem Gespräch mehrmals zurückgekommen. Ihm war mit Sicherheit klar, dass sie nicht Däumchen drehend zu Hause herumsitzen würde, wenn er spurlos verschwand, ohne ihr Bescheid zu sagen.«
    Sie hatten Åke Sundströms Haus erreicht, das in einer langen Reihe von Holzbungalows stand.
    »Hier wohne ich. Ehrlich gesagt, glaube ich nicht, dass ich Ihnen noch mehr zu erzählen habe. Es war nichts dabei, was Sie nicht genauso gut in alten Zeitungsausschnitten hätten nachlesen können, aber sagen Sie bloß nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt. Das ist alles, was ich zu diesem Thema zu sagen habe und immer schon gesagt habe.«
    Das stimmte nicht ganz, denn Sundströms Geschichte hatte Meijtens neue Blickwinkel und Anregungen beschert, die er in alten Zeitungsartikeln nie gefunden hätte.
    »Wollen Sie auch noch mit anderen Leuten sprechen?«
    »Morgen fahre ich nach Sandviken, um mich mit seinen Eltern zu treffen.«
    »Ah, mit dem verrückten alten Lindman und seiner Frau. Na, da wünsche ich viel Vergnügen.« Er lachte und ging in Richtung Hauseingang davon. Gerade als Meijtens sich umgedreht hatte, rief Åke Sundström ihm etwas hinterher, und sie trafen sich am Gartentor.
    »Also, es gibt da doch noch etwas, was ich bisher niemandem erzählt habe. Vor allem, weil es reichlich vage ist und ich nicht irgendwelche Gerüchte über die Russen und ihre Machenschaften in die Welt setzen wollte. Es wäre damals bloß falsch interpretiert worden.«
    Er holte tief Luft und sprach weiter. »Aber Sie scheinen für einen Pressefritzen ja ganz vernünftig zu sein, und deshalb müssten Sie eigentlich begreifen, dass Eriks Aussagen gegen die These von seiner Flucht nach Moskau sprechen. Er sprach an jenem Abend ziemlich viel über Politik, aber überhaupt nicht wie sonst, ganz im Gegenteil. Er klang zweifelnd und unsicher und meinte, der korrumpierende Einfluss der Macht würde jede gute Idee zunichtemachen. Dann faselte er etwas von dem Recht kleiner Staaten, ihren eigenen Weg zu gehen, und erklärte, der Sozialismus dürfe nie zum Instrument für eine neue Form des Imperialismus werden.«
    Åke Sundström versuchte, irgendwelchen Dreck vom Gartentor abzukratzen. »Wir hatten beide einiges getrunken, weshalb ich mich nicht mehr so genau erinnere.« Er lachte auf. »Es war doch derselbe Erik. Dieselben großen Worte und schönen Gedanken. Aber irgendwie hatte sich bei ihm ein Zweifel eingenistet, und seine gute alte Glaubensfestigkeit hatte Risse bekommen. Ich denke bis heute, dass dieser Zweifel irgendetwas damit zu tun hatte, warum er damals fortging.«
    Er zuckte lakonisch mit den Schultern. »Aber was weiß ich. Jetzt hat der alte Sundström das Letzte gesagt, was er zu sagen hatte über einen großen Menschen, der leider spurlos verschwand. Jetzt wird es Zeit, Fleischbällchen zu essen und Klassenarbeiten zu korrigieren, denn so unterschiedlich fällt das Los aus, das uns beschieden ist.«
    Er ging erneut zum Haus zurück, und Meijtens fluchte, als ihm einfiel, dass er sein Fahrrad am Fußballplatz hatte stehen lassen.

14 Als Meijtens klingelte, öffnete Hanna im selben Moment die Tür. Sie umarmte ihn fest, und er spürte die Feuchtigkeit von Tränen auf ihrer Wange. Dann ließ sie ihn los und schluchzte auf.
    »Gut, dass du da bist, das ist wirklich das Schlimmste, was mir je passiert ist.«
    Als er nach seinem Interview mit Åke Sundström endlich müde und durchgefroren nach Hause gekommen war, hatte er auf seinem

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