Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Freund aus alten Tagen

Ein Freund aus alten Tagen

Titel: Ein Freund aus alten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magnus Montelius
Vom Netzwerk:
gehört hatte, war ihr sofort klar gewesen, dass dieser widerwärtige Polizist sie wieder anrufen würde. Sie hatte sich angezogen und war hinuntergegangen, um im Tabakwarenladen an der Ecke dieses Wochenmagazin zu kaufen. Dann war sie nach Hause geeilt, um am Küchentisch die wichtigsten Artikel zu überfliegen. Nun begriff sie, wer sie angerufen und die Nachricht auf ihrem Anrufbeantworter hinterlassen hatte, obwohl sie nicht wirklich verstand, warum er das getan hatte. Sie grübelte noch darüber nach, ob sie der Polizei von dem Anruf erzählen sollte, als das Telefon klingelte. Inspektor Tilas’ Ton war noch immer voller Andeutungen, und sie protestierte genauso nachdrücklich wie beim letzten Mal.
    Nein, sie sei diesem Erik Lindman noch nie begegnet. Habe sie ihm das nicht schon neulich erklärt, als er ihr das Foto gezeigt hatte?
    Doch, sie erinnere sich vage, dass die Zeitungen über ihn geschrieben hätten. Wenn sie sich nicht daran erinnern würde, wer dann?
    Nein, sie habe noch immer keine Ahnung, warum Erik Lindman einen Zettel mit ihrer Telefonnummer in seiner Tasche stecken hatte.
    Ja, sie sei sich ganz sicher, dass auch ihr Mann ihn nicht gekannt habe.
    Bis zu dem Punkt hatte sie die Wahrheit gesagt und war überzeugt, dass er nichts von ihrer kleinen Notlüge ahnte, die sie zwischen ihren entschiedenen Protesten verbarg. Innerlich kämpfte sie allerdings mit ihrem Gewissen.
    Schließlich hatte er ihren inneren Konflikt mit einer seiner unverschämten Formulierungen entschieden. »Und Erik Lindman hat nicht angerufen, um über alte Erinnerungen zu sprechen?«
    »Wie gesagt, wir kannten uns nicht. Es gab keine gemeinsamen Erinnerungen«, hatte sie mit aller Selbstbeherrschung entgegnet, die sie aufbieten konnte. »Und jetzt denke ich, dass ich Ihnen nichts mehr zu erzählen habe. Adieu.«
    Damit hatte sie aufgelegt.
    Nun konnte sie sich endlich in Ruhe die erste Tasse Kaffee des Tages kochen. Sie tat es so umständlich, wie Menschen es zu tun pflegen, für die Zeit das ist, wovon sie am meisten haben. Hätte sie von der kurzen Mitteilung des Mannes erzählen sollen, der ihrer Vermutung nach Erik Lindman gewesen war? Oder von dem anonymen Anruf, den sie vor so vielen Jahren von dem, wie sie inzwischen annahm, selben Mann erhalten hatte? Sie schnaubte lautstark.
    »Oh nein, mein lieber Wachtmeister Tellus, diese Information wird die alte Schachtel mit ins Grab nehmen«, murmelte sie vor sich hin, während sie aus alter Gewohnheit ihre Tasse abwusch, sobald sie sie leer getrunken hatte.
    Meijtens erwachte pünktlich zu den Frühnachrichten. Die wichtigste Neuigkeit waren die hohen Kursverluste an der Börse, aber unmittelbar darauf folgte ein Beitrag über Erik Lindman, der auf den Artikeln in 7Plus basierte. Als die Zeitschrift in Druck ging, hatte Bertil Andersson eine Pressemitteilung verschickt, die ganz offensichtlich Wirkung zeigte. Meijtens ging zur Wohnungstür und holte die beiden großen überregionalen Tageszeitungen.
    Beide hatten die Nachricht über Erik Lindman aufgegriffen. Die Mutterzeitung von 7Plus hatte einen kurzen Artikel in der linken Ecke der Titelseite, und auf Seite acht war ein längerer zusammenfassender Artikel abgedruckt, den Natalie geschrieben hatte.
    Er las die Artikel mit einem Lächeln auf den Lippen, aber als er die Espressokanne auf den Herd gestellt hatte und in der anderen Tageszeitung blätterte, sah er es. Schlagartig wurde ihm eiskalt. Eine Doppelseite zwischen dem Politik- und dem Sportteil, die sie normalerweise mit Gesellschaftsreportagen füllten.
    Meijtens goss sich den Kaffee ein und las langsam den Artikel, der gut geschrieben und ergreifend war. Im Großen und Ganzen bestand er aus einem einzigen langen Interview. Er hatte keine Einwände, im Gegenteil. Der Text stimmte mit seiner eigenen Einschätzung in der Sache überein. Aber er konnte nicht anders, als immer wieder die Schlagzeile zu lesen, und jedes Mal verzog sich sein Gesicht dabei unfreiwillig zu einer Grimasse. Die Artikel in der Presse trieben meinen Mann in den Selbstmord. Und darunter das Bild von Sjöhages Witwe.
    Vermutlich würde keiner in der Redaktion den Text kommentieren, alle würden über den Wirbel um die neueste Ausgabe von 7Plus sprechen. Bertil Andersson würde ihm wahrscheinlich auf den Rücken klopfen und sagen, das sei alles kalter Kaffee und vergeben und vergessen. Nun könnten sie den Erfolg ihrer letzten Nummer genießen und nach vorn blicken.
    Meijtens beschloss, sich die

Weitere Kostenlose Bücher