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Ein Freund aus alten Tagen

Ein Freund aus alten Tagen

Titel: Ein Freund aus alten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magnus Montelius
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stimmt ja. Na schön, dann setz dich jetzt in den Zug, denn wir müssen bald in Druck gehen, und du und Petrini müsst das Magazin fertig machen. Ich habe hier eine Liste von Artikeln, unter denen dein bescheuerter Name stehen wird. Falls du noch nie hart gearbeitet haben solltest, wirst du es heute Abend jedenfalls tun.«
    Es entstand eine kurze verwirrte Stille.
    »Richtig«, fuhr Bertil Andersson schließlich fort. »Du warst ja noch nicht in der Redaktion und weißt gar nicht, was passiert ist. Tilas hat bestätigt, dass Aron Bektashi Erik Lindman ist. Wir haben eine exklusive Nachricht, und ich habe Rydmans Segen, die Sache ganz groß aufzuziehen.«
    Meijtens erinnerte sich an das kleine Kinderzimmer, in dem noch Lineal und Stift an ihrem Platz lagen. Åke Sundströms Stimme hallte plötzlich durch seinen Kopf. Erik war kein gewöhnlicher Mensch, kein mittelmäßiger Typ, der sich durchs Leben schlägt, so gut es eben geht, wie Sie und ich .
    »Ist Tilas sich auch wirklich sicher?«
    »Das Zahnschema lügt nicht, mein Freund. Er will sich heute Abend mit den Eltern in Verbindung setzen, das möchte die Polizei selbst übernehmen. Die Eltern müssen ihn sicher auch identifizieren, aber das ist eine reine Formalität. Wir haben das exklusiv, es sei denn, du wirst jetzt rührselig und verplapperst dich bei den Lindmans, sodass sie die Klatschblätter anrufen. Verpass bloß nicht deinen Zug.«
    Meijtens versicherte, dass er das nicht tun würde.
    »Und noch was, Meijtens«, sagte Bertil Andersson, »nicht schlecht recherchiert, wirklich nicht. Aber jetzt müssen wir die Ausgabe auch schreiben. Außerdem bist du mir noch immer Die vergangene Woche schuldig.«
    Er verabschiedete sich, und Meijtens blieb noch einen Moment mit dem Hörer in der Hand stehen, bis er ihn langsam einhängte. Im selben Moment kam Lillemor Lindman vom anderen Ende des Bahnhofs auf ihn zu.
    »Sie müssen meinen Mann entschuldigen, es ist im Grunde nicht so schlimm, wie es sich anhört. Aber Eriks Verschwinden ist für uns beide sehr schmerzlich gewesen. Ich bin gekommen, weil ich Ihnen noch sagen wollte, dass ich hoffe, Sie schreiben nicht alles, was er gesagt hat, ich meine diesen Blödsinn, dass Erik in Russland als Berater arbeitet.«
    Das konnte Meijtens ihr versprechen, aber er wusste, dass er etwas weitaus Schlimmeres würde schreiben müssen. Er vermied es, ihr in die Augen zu sehen.
    »Worüber haben Erik und sein Vater bei ihrer letzten Begegnung diskutiert?«
    Sie seufzte schwer. »Über die Sowjetunion, wie immer, es gibt ja nichts anderes, worüber man mit Arvid diskutieren kann. Ich habe sie gewähren lassen, wie ich es immer getan habe, weshalb ich mich, ehrlich gesagt, nicht an die Details erinnere. Aber es war eine hitzige Diskussion. Ich denke, deshalb hat es ihn so hart getroffen, als Erik verschwand.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Dass die letzten Worte Arvids an seinen einzigen Sohn waren, dass Erik ein intellektueller Revisionist sei, der keine Ahnung vom Kampf der Sowjetunion habe.«

16 Hinterher erinnerte sich Meijtens vor allem an das Chaos. Das Ganze hatte damit begonnen, dass Bertil Andersson der Redaktion zwölf Stunden vor Redaktionsschluss mitteilte, dass man die Sonderausgabe über das neue Europa verschieben und durch Artikel von Natalie Petrini und Tobias Meijtens ersetzen würde.
    Sölvebring erhielt den Auftrag, Die vergangene Woche zu schreiben, und beschwerte sich lauthals: »Die Fernsehprimadonna und ihr Handlanger führen kurz vor Redaktionsschluss einen Putsch durch, und unsere sogenannten Chefs sagen zu allem Ja und Amen.«
    Letzteres war jedoch ein ungerechter Vorwurf, denn Bertil Andersson dirigierte die Arbeit an diesem Abend wie ein Kapitän, der sein Schiff durch einen Sturm steuert, mit beiden Händen am Ruder und dem Gesicht im Auge des Sturms. Er trottete zwischen den beiden Hauptpersonen hin und her, mischte sich in jedes noch so kleine Detail ein und kommentierte es oder korrigierte den Artikelentwurf.
    Einmal rief er über die Köpfe der restlichen Redaktion hinweg Meijtens und Natalie zu: »Das war Tilas, die Eltern sind verständigt worden, wir können Vollgas geben.«
    Irgendjemand wies spitz darauf hin, dass damit die Eltern, wer immer sie sein mochten, weitaus besser informiert seien als die meisten Journalisten in der Redaktion.
    Meijtens und Natalie bekamen von der herrschenden Stimmung nichts mit. Sie saßen wie gebannt vor ihren Bildschirmen, tauschten Entwürfe aus und diskutierten

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