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Ein frivoler Plan

Ein frivoler Plan

Titel: Ein frivoler Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronwyn Scott
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bestimmt, sie würde sich verhalten wie jedes andere Mädchen, das frisch vom Land gekommen war – vielleicht einen Weg suchen, um sich nach Hause durchzuschlagen, oder zu ihren Freundinnen fliehen. Sie würden die Häuser ihrer Bekannten absuchen und danach die Poststationen. Das würde sie eine Weile beschäftigen. Doch wie lange? Lange genug, um ein Schiff zu erreichen? Wenn die Poststationen nichts ergaben, würden sie als Nächstes die Docks durchforsten, aber vielleicht war sie schneller.
    Julia hob den Kopf und amtete tief ein. Ihren Onkel konnte sie nicht retten, nicht einmal mit ihrer Heirat. Sie konnte nur sich selbst retten und beten, dass Grays Schiff sicher zurückkehrte, um der Familie willen.
    Nachdem sie diesen Entschluss getroffen hatte, konnte sie Paine Ramsden nicht länger zur Last fallen. Das wäre eine Schande und gefährlich zudem. Er schien einiges über ihren Verlobten zu wissen und gab ihr ein Gefühl von trügerischer Sicherheit. „Wenn ich dich um einen letzten Gefallen bitten dürfte – dann bitte ich dich, mich zu den Docks hinunterzubringen, sodass ich eine Überfahrt auf einem Schiff finden kann. Ich verfüge über etwas Geld, und ich besitze meine Ohrringe. Ich bin sicher, das wird reichen, um mir irgendwo eine Koje zu verschaffen.“
    Himmel, das Mädchen hatte Mut. Die Nachrichten, die er ihr überbracht hatte, waren schlecht, aber sie erholte sich schon wieder davon und plante weiter ihre Flucht. Bei ihrem Vorschlag erwachten Beschützerinstinkte in ihm. Auf keinen Fall würde er sie zu den Docks bringen und sie allein auf die Reise gehen lassen. Niemand konnte wissen, was einem so schönen Mädchen alles geschehen konnte, wenn sie ohne Begleitung allein aufs offene Meer hinausfuhr. Keine Mannschaft, mit der er bisher gesegelt war, hätte sie unangetastet gelassen. Das sprach nicht gerade für die skurille Gesellschaft, in der er sich über die Jahre bewegt hatte, aber es entsprach nun einmal den Tatsachen.
    Paine schüttelte den Kopf. „Wohin willst du gehen?“
    „Irgendwohin. Das Schiff, das zuerst abreist, nehme ich. Ich habe nicht viel Zeit. Zuerst werden sie die Häuser meiner Freundinnen und die Poststationen durchsuchen. Aber gleich danach sind die Docks dran.“
    Paine hörte die leichte Panik in ihrer Stimme. Trotz dieser Furcht in ihrem Inneren verließ sie der Mut nicht.
    Seine Zurückhaltung hielt sie für eine Weigerung, ihrer Bitte zu entsprechen. „Wenn du mir nicht hilfst, werde ich allein gehen. Du hast getan, worum ich dich bat, und damit endet unsere Verbindung.“ Julia erhob sich vom Bett, den Kopf hoch erhoben, und hielt ihm die Hand entgegen. „Ich danke dir.“
    Paine wäre beinahe explodiert. Mutig, verängstigt und auch noch eigensinnig! Die Liste der Adjektive, mit denen er Julia Prentiss beschreiben konnte, wuchs rasant an. „Das ist lächerlich, Julia. Setzt dich wieder, du gehst nirgendwo hin. Und wenn du es tust, dann zusammen mit mir. Du kannst nicht Mortimer Oswalt allein gegenübertreten, und du kannst da draußen nicht allein umherlaufen.“
    Er ging erregt auf und ab und war dankbar, dass Julia sich schließlich fügte. Es war gut zu wissen, dass sie in der Lage war, das zu tun, was man ihr sagte. Diese Fähigkeit würde sie in den kommenden Tagen noch brauchen, wenn sie mit Mortimer Oswalt erfolgreich verhandeln wollten.
    Sein Gewissen erinnerte ihn daran, dass er sich wegen Julia Prentiss, die er noch keinen ganzen Tag kannte, Hals über Kopf in alle nur denkbaren Schwierigkeiten stürzte. Denn diese würden unweigerlich auftauchen, ließe er sich wieder mit Oswalt ein.
    Julia sah ihn mit ihren jadegrünen Augen plötzlich prüfend an. „Warum?“, fragte sie.
    „Warum was?“ Paine blieb stehen.
    „Mir ist eingefallen, dass ich eigentlich nur wenig über dich weiß. Warum sollte ich dir vertrauen? Wer sagt mir, dass du nicht genauso gerissen oder verschlagen bist wie er?“
    „Letzte Nacht hast du mir genug vertraut“, gab Paine zurück, wütend, weil sie ihn mit Oswalt in eine Schublade warf, obwohl ihm klar war, dass sie es nicht besser wissen konnte.
    Julia ließ mit ihrem Blick nicht von ihm ab. „In der letzten Nacht ging es nur um eine vorübergehende Vereinbarung. Wie es scheint, haben sich die Bedingungen seither ein wenig verändert. Für die letzte Nacht war es nicht notwendig, irgendetwas über dich zu wissen. Jetzt schon.“
    Himmel, diese Frau war anstrengend. Die Zeit drängte, und sie wollte zahllose Fragen

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