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Ein frivoler Plan

Ein frivoler Plan

Titel: Ein frivoler Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronwyn Scott
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ungeachtet seiner Motive – Grenzen für die gesellschaftliche Akzeptanz gab.
    Diesmal musste er vorsichtiger sein. Er würde zuerst ein Fundament errichten und an seiner Glaubwürdigkeit arbeiten, ehe er sich gegen Oswalt wenden konnte. Paine wurde klar, dass es diesmal ebenso sehr um ihn selbst ging wie um Julia. Einmal schon hatte Oswalt versucht, ihm wegen seines fehlgeleiteten Ehrgefühls zu schaden. Es war an der Zeit, ihn dafür bezahlen zu lassen.
    Julia bewegte sich auf dem Sofa und drehte sich im Schlaf herum. Auch für sie war Vorsicht geboten. Sie musste im Haus bleiben und nur mit ihm gemeinsam ausgehen, bis sie beide bereit waren, Oswalt zu stellen. Ihren Aufenthaltsort mussten sie vor ihm verbergen, bis alles vorbereitet war. Oswalt und Julias Onkel hatten einen Ehevertrag abgeschlossen, der nicht übergangen oder verharmlost werden durfte, was auch immer ihre Jungfräulichkeit dabei für eine Rolle spielte.
    In Paine regte sich Zorn bei der Vorstellung, dass Oswalt irgendeinen Anspruch, und sei es nur auf dem Papier, auf die Schönheit erheben könnte, die auf seinem Sofa schlief. Oswalt war mehr als nur ein verdorbener alter Mann. Er experimentierte mit dunklen Sexualpraktiken, die nichts mit heiligen Freuden zu tun hatten, in die Paine Julia diese Nacht eingeführt hatte.
    Vor zwölf Jahren hatte Oswalt verzweifelt nach einem Heilmittel für die Krankheit gesucht, die ihn plagte. Paine konnte nur Vermutungen anstellen darüber, wie wütend der Mann jetzt sein mochte und wie viel verzweifelter er nach einer Heilung suchte. Was dieser Mann vor zwölf Jahren bereit gewesen war zu tun, hatte Paine schockiert zu einer Zeit, da er sich für unerschütterlich gehalten hatte. Paine wagte nicht, sich auszumalen, wozu dieser Mann noch bereit wäre, heute, wo seine Jugend lange verflossen war.
    Julia musste um jeden Preis vor ihm beschützt werden.
    Die Macht dieser Erkenntnis wirkte auf Paine erschütternd. Das Bedürfnis, jemanden zu beschützen, hatte er seit Jahren nicht mehr mit dieser Heftigkeit empfunden, vielleicht noch nie, ganz gewiss nicht für eine Frau. Aber welche unerforschten Ursachen dem auch immer zugrunde liegen mochten – Julia förderte dieses Bedürfnis mit aller Kraft zutage.
    Während der Jahre, die er im Ausland verbracht hatte, war er zu einem Geschäftsmann geworden, der geschickt Risiko und Profit abzuwägen vermochte. Nur selten startete er ein Unternehmen, ohne in Betracht zu ziehen, wie es im schlimmsten Fall enden könnte.
    Bei seinem Vorhaben Julia betreffend war es anders. Wie bei jedem Unternehmen sah er auch hier ganz genau das Risiko, doch der Gewinn war noch völlig offen. Aber Paine besaß genug Erfahrung, um zu wissen, dass er in dieser Sache durchhalten musste, was immer ihn dabei erwartete. Es ging nicht nur darum, die neugierige, leidenschaftliche Miss Prentiss von ihrem Verlobten abzuschirmen. Wäre es nur das, könnte er sie an Leute weiterreichen, die dafür geeigneter waren als er. Er könnte seine Tante Lily überreden, sie zu sich zu nehmen. Nein, er persönlich musste Julia beschützen. Um dieses Ziel zu erreichen, musste er wieder respektabel werden. Es gab zwei Wege, die dazu führen konnten: Geld und Verbindungen. Paine konnte über beides verfügen, sobald er es wollte.
    Paine nahm die Füße vom Schreibtisch und machte sich an die Arbeit. Die erste Aufgabe war einfach: Ihm stand das Vermögen aus seinen Schifffahrtslinien zur Verfügung.
    Viele Bittbriefe hatten ihn erreicht. Sie stammten von Männern in hohen Positionen, die ein privates Darlehen brauchten, damit sie alte Anwesen renovieren und leere Kassen auffüllen konnten. Ihnen unter dem Gebot der Diskretion in diesen Angelegenheiten zu helfen, würde die zweite Voraussetzung für Respektabilität schaffen – Verbindungen.
    Diese Verbindungen entstehen oder aufleben zu lassen, konnte mehr Zeit in Anspruch nehmen, als er besaß, aber Paine hatte noch einen Trumpf im Ärmel: Sein Bruder war der Earl of Dursley. Einst hatten sie einander sehr nahegestanden. Der Skandal mit Mortimer Oswalt hatte diese Verbindung gelockert, aber vielleicht konnte das korrigiert werden. Paine war enttäuscht, dass sein Bruder Peyton ihm seit seiner Rückkehr noch nicht geschrieben hatte. Er hatte seine Brüder beide sehr geliebt. Wie es schien, musste er in dieser Hinsicht den ersten Schritt tun. Paine ergriff eine Feder und begann zu schreiben. Nach der Botschaft an seinen Bruder verfasste er einen zweiten Brief: eine

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