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Ein frivoler Plan

Ein frivoler Plan

Titel: Ein frivoler Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronwyn Scott
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stellen. Paine seufzte. Diesen kleinen Sieg zuzulassen schien ihm der schnellste Weg zu sein, ihren Eigensinn zu überwinden und voranzukommen. „Na schön, was willst du wissen?“
    „Nur zwei Dinge. Wirklich, ich bin nicht die spanische Inquisition.“ Jetzt seufzte auch Julia. „Erstens, lass mich meine Frage noch einmal stellen: Warum sollte ich dir vertrauen? Zweitens, wie kommt es, dass du so viel über Oswalt weißt, wenn du erst seit einem Jahr wieder in England bist?“
    Diese Frage ließ Paine erstarren, mitten in der Bewegung, die Hand noch in seinem Haar. Wie war eine einzige gemeinsam verbrachte Nacht nur zu so etwas Kompliziertem geworden? Er gab ihr die einzige Antwort, auf die er vorbereitet war. „Du hast zwei Fragen, und ich gebe dir eine Antwort, die beiden entspricht. Mortimer Oswalt war der Grund für mein Exil.“
    Julia schien tausend Fragen stellen zu wollen. Er warf ihr einen strengen Blick zu, der besagte, sie sollte das lieber noch einmal überdenken. Die Antwort, die er ihr gegeben hatte, war in keiner Hinsicht vollständig, aber sie entsprach der Wahrheit, und mehr wollte er dazu nicht sagen.
    Er sah, wie Julia tief Atem holte und den Blick keinen Moment von ihm abwandte. Sie dachte über seine letzte Bemerkung nach und wog die wenigen Fakten ab wie ein Richter die Beweislage. Und Paine fühlte sich wie ein Angeklagter, der das Urteil erwartet. Er versuchte sich einzureden, dass ihn das Urteil nicht interessierte. Wenn sie gehen wollte, wäre er besser dran und könnte wieder zu seiner täglichen Routine zurückkehren. Wenn sie blieb, war reichlich Unruhe garantiert. Er würde sich mit der Vergangenheit auseinandersetzen und alte Wunden aufreißen müssen.
    Und doch hörte er sich erleichtert ausatmen, als sie entschlossen sagte: „Na schön, alles in allem ist es wohl am besten, wenn ich jetzt bleibe. Doch lass uns eines klarstellen, Paine Ramsden, ich werde mich in dieser Sache nicht dir unterordnen. Es geht um mich, und ich habe dabei zu bestimmen.“
    „Absolut.“ Er hatte die Worte kaum ausgesprochen, da wusste er schon, dass er dieses Versprechen nicht würde halten können, aber er hätte zu allem ja gesagt, nur um sie in Sicherheit zu wissen. Er hatte schon einmal versagt, und eine Frau war deshalb Oswalts bösen Machenschaften zum Opfer gefallen. Er würde dafür sorgen, dass nicht auch Julia dasselbe erleiden musste.
    Spät am Nachmittag entschied Paine, dass das Schicksal ihm selbst durch einen Brief keinen offensichtlicheren Wink gegeben haben konnte als durch das Auftauchen von Julia Prentiss. Es war Zeit, in sein Leben zurückzukehren. Als er sich entschlossen hatte, nach England zurückzukehren, hatte er gewusst, dass dieser Tag kommen würde. Jetzt war er da. Es war an der Zeit, seine Angelegenheiten mit Oswalt zu beenden und seinen Platz in der Gesellschaft wieder einzunehmen.
    Nicht weit von ihm war Julia auf einem sauberen, aber alten Sofa eingenickt, ein Buch auf dem Schoß, das noch auf der Seite aufgeschlagen war, in der sie gelesen hatte. Zweifellos rächten sich jetzt die Handlungen der letzten vierundzwanzig Stunden. Sie schlief wie jemand, der sich in Sicherheit wusste, atmete vollkommen ruhig und gleichmäßig. Sie schlief in dem Wissen, nicht gestört oder von einer unangenehmen Überraschung grob geweckt zu werden. Er beneidete sie. Es war eine Ewigkeit her, dass er so hatte schlafen können.
    Paine rückte von seinem Schreibtisch ab, schob den Stapel Briefe, den er durchgesehen hatte, zur Seite und stemmte die Füße gegen die Arbeitsplatte. Bei den meisten Briefen handelte es sich um geschäftliche Korrespondenz. Die großen Damen Londons hatten vor Monaten aufgehört, ihn zu ihren gesellschaftlichen Veranstaltungen einzuladen. Jetzt erhielt er lediglich durch die Verbindungen seiner Tante noch einige Einladungen. Die Londoner Gesellschaft brauchte ihn so wenig wie er sie. Bis zur vergangenen Nacht hatte es eine stillschweigende Übereinkunft gegeben, den gegenseitigen Kontakt zu meiden.
    Das würde sich nun ändern. Er konnte Julia nicht beschützen und erfolgreich mit Oswalt abrechnen, ohne die Unterstützung der ton zu haben. Hier war ihm beim letzten Mal ein Fehler unterlaufen. Er war zu schnell und wagemutig gewesen. Zwar hatten einige Menschen sein Tun gutgeheißen, doch der Anlass und sein Vorgehen selbst hatten es nicht zugelassen, dass sein Einsatz in aller Öffentlichkeit gelobt wurde. Damals hatte er nicht verstanden, dass es – völlig

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