Ein frivoler Plan
hinweg.
Worthington Soiree? Hatten sie darüber gerade gesprochen? Julia tat so, als hörte sie zu. „Nein, natürlich nicht. Es sollte ein schöner Abend werden.“
„Haben Sie etwas anzuziehen?“, fragte Peyton, wie immer gründlich in seiner Planung.
Julia musste nicht antworten. „Heute kam noch eine Truhe von Madame Broussard an. Ich ließ sie in ihr Zimmer bringen“, erklärte Tante Lily.
Julia lächelte. Sie hatte die Truhe gesehen, jedoch noch keine Zeit gefunden, sie zu öffnen. Offensichtlich war das auch nicht nötig. Die tüchtige Tante Lily kannte den Inhalt vermutlich bis zum letzten Knopf. Allmählich gewöhnte sie sich daran, wie die Ramsdens alles und jedes kontrollieren wollten. Es wurde langsam sogar recht unterhaltsam zu beobachten, wie sie versuchten, über einander zu bestimmen. Sie würde ihre kleinen Schlachten kämpfen, und dann mussten sie lernen, dass auch Julia Prentiss Dinge kontrollieren konnte. Nicht nur die Ramsdens waren fähige Leute. Wenn dies alles hier vorüber war, würde sie sie vermissen, und das war ein ernüchternder Gedanke.
Nach dem Essen wurden rasch Pläne geschmiedet, und Julia war sehr darauf bedacht, sich nichts entgehen zu lassen, sonst wäre sie von den Ramsdens überrannt worden. Am Morgen würde Paine in die Brook Street hinübergehen und nach seinem Haus sehen. Julia und Tante Lily würden einige Empfänge von Tante Lilys einflussreichen Freunden besuchen und mit einigen Damen zusammen speisen. Am Abend würden sie den großen gesellschaftlichen Auftritt bei der Soiree im Haus der Worthingtons haben.
„Was ist mit meiner Familie?“, fragte Julia, als die Planungssitzung sich dem Ende näherte. „Es besteht die Möglichkeit, dass wir ihnen zufällig begegnen oder dass sie hören, dass ich in der Stadt bin.“
„Die Möglichkeit besteht durchaus. Wir rechnen damit“, meinte Peyton und schenkte sich den Rest Wein ein.
„Die Dienstboten werden verschwiegen sein, aber es ist sinnlos, aus deiner Anwesenheit hier ein Geheimnis machen zu wollen, und ehrlich – es wäre nicht zweckmäßig. Schließlich zeigen wir uns in der Öffentlichkeit. Wir wollen zusammen gesehen werden“, sagte Paine. „Sobald dein Onkel erfährt, dass du bei uns bist, werde ich ihn besuchen.“
Das gefiel Julia nicht. Es klang sehr geheimnisvoll und sehr nach den Ramsdens. „Bei diesem Besuch möchte ich dich begleiten. Sie sollen wissen, dass dies meine freie Entscheidung war und dass es mir gut geht. Vermutlich haben sie sich halb zu Tode gesorgt.“
„Wir werden sehen, Julia. Ich will dich nicht unnötig in Gefahr bringen.“ Paine war angespannt. Er schob seinen Stuhl zurück und stand auf. „Ich denke, es ist Zeit zum Schlafengehen. Morgen haben wir viel zu tun, und der Tag war lang.“
Auch Julia erhob sich, um ihn zu begleiten. „Das hast du mit Absicht getan“, flüsterte sie ihm zu, als sie den Speiseraum verließen.
„Was getan? Mich von der Tafel erhoben?“, fragte Paine. „Das pflege ich allabendlich zu tun.“
„Aber ja. Das hast du getan, damit ich nichts zu deinen Anweisungen bezüglich des Besuchs bei meinem Onkel sagen konnte.“
Paine warf einen Blick über die Schulter und zog sie dann – offensichtlich zufrieden mit dem, was er gesehen beziehungsweise nicht gesehen hatte – in eine dunkle Ecke des Ganges. „Du bist schrecklich, wenn du versuchst, mich zu durchschauen“, neckte er sie und versuchte, ihr in der Dunkelheit einen Kuss zu rauben.
Julia schob ihn weg und drehte den Kopf zur Seite. „Nein. Du wirst mich auch nicht mit Küssen ablenken.“ Obwohl sie nicht ganz sicher war, ob sie das durchhalten könnte. „Ich werde mich nicht von diesem Besuch ausschließen und dich allein gehen lassen, ebenso wenig, wie du mich allein hast nach London fahren lassen. Versprich mir, Paine, dass ich mitgehen darf.“
„Na schön. Ich verspreche es, solange dir keine Gefahr droht.“ Paine seufzte. „Es ist nicht leicht, mit dir zu verhandeln, Julia. Darf ich jetzt einen Kuss haben?“
Julia beugte sich vor und legte ihm einen Arm um den Hals. „Ich dachte, du würdest niemals fragen.“
Paine lachte leise in der sommerlichen Dunkelheit, ehe er sich vorbeugte und ihr einen Kuss gab, von dem Julia dachte, er wäre möglicherweise der beste Gutenachtkuss der Geschichte zwischen zwei Menschen, die nur so taten, als wären sie verliebt.
Julia stand in der langen Reihe von Gästen, die bei der Worthington Soiree darauf warteten, vorgestellt zu
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