Ein frivoler Plan
des Hauses aus und nicht wie eine Frau, die erst am Morgen aus ihrem Haus in London abberufen worden war, um noch am selben Abend fünf unerwartete Gäste zu empfangen. Sie war tatsächlich die Frau, mit der Julia Paine einmal zusammen gesehen hatte, und Julia mochte sie auf Anhieb. Sie schien der komplette Gegensatz zu ihrer eigenen Tante zu sein, die bei unvorhergesehenen Ereignissen stets ganz aufgeregt und ängstlich wurde.
„Tante Lily, vielen Dank, dass du gekommen bist. Darf ich dich mit Miss Julia Prentiss bekannt machen?“ Paine übernahm die notwendige Vorstellung.
Tante Lily betrachtete Julia mit durchdringendem Blick und musterte sie gründlich und mit Bedacht. Julia stellte sich vor, dass sie wohl abwog, ob sie den Umzug wert war oder nicht. Es schien, als würden selbst die Brüder den Atem anhalten. Dann endlich sagte Lily: „Sie sind also das Mädchen, das Paine so in Aufruhr versetzt. Dieser Junge bereitet eine Menge Ärger. Sind Sie sicher, dass er es wert ist?“
„Julia, Tante Lily wird dir dein Zimmer zeigen. Du kannst dich dort erfrischen. Ein Dienstmädchen wird deinen Koffer auspacken“, sagte Paine, ehe Tante Lily ihn weiter in peinliche Situationen bringen konnte.
Tante Lily warf Julia einen verschwörerischen Blick zu. „Typisch Mann. Paine möchte nicht im Foyer stehen und von seiner Tante zur Rechenschaft gezogen werden, ebenso wenig, wie er Ihre Antwort darauf hören will. Sie können mir oben erzählen, ob der Junge das alles wert ist. Kommen Sie mit mir, meine Liebe. Ich zeige Ihnen Ihr Zimmer, und Sie können mir sagen, was hier tatsächlich los ist. Dursley stellte in seiner Nachricht einige Forderungen, erklärte aber wenig. Komm du auch mit, Beth. Wenigstens du hast Verstand.“ Sie warf Peyton einen tadelnden Blick zu, und beinahe hätte Julia laut aufgelacht bei dem Anblick, den die Gebrüder Ramsden boten, als sie getadelt wurden wie kleine Schuljungen.
„Ich hoffe, alles ist zu Ihrer Zufriedenheit“, mischte Peyton sich ein. „Sagen Sie es Tante Lily, falls Sie noch irgendetwas brauchen sollten. Ich habe den Koch angewiesen, uns in einer Stunde im Speisezimmer ein leichtes Abendessen bereitzustellen, wenn Sie dazukommen möchten.“
Man musste ihnen zugute halten, dass Tante Lily und Beth Julias Bedürfnis, ihre Gedanken zu sammeln, spürten und sich nicht lange bei ihr aufhielten, trotz Tante Lilys Bemerkungen über die Brüder. Julia war sicher, dass sich die beiden Frauen gerade jetzt unten in der Halle aufhielten und Neuigkeiten austauschten, und sie war dankbar, sich allein in dem neuen Zimmer einrichten zu können.
Julias Zimmer lag auf der Seite des Gartens, und durch das offene Fenster strömte der Duft blühender Rosen herein, die weiter unten emporrankten. Im Vergleich zu anderen Stadtgärten verfügte Dursley House über eine üppige Grünfläche.
Sie war froh darüber. Die Bäume und das Grün hielten die Unruhe der Stadt fern und sorgten für beruhigende Stille. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt, wenn sie daran dachte, dass sie wieder in der Stadt war. Viel lieber wäre sie jetzt in Paines Haus gewesen, allein mit ihm in seinem exotischen Schlafzimmer. Vielleicht ging es ihm genauso. Allmählich begann sie zu verstehen, warum er im Gasthaus so unbändige Leidenschaft gezeigt hatte. Während ihres Aufenthalts hier konnte er gar nicht in ihr Zimmer kommen – nicht unter den wachsamen Blicken von Peyton und Tante Lily, die das Zimmer neben ihr bewohnte. All das gehörte dazu, sie zu beschützen. Paine hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass er Julia nicht auch nur einen Moment allein gelassen wissen wollte, und Peyton hatte die Wünsche seines Bruders unterstützt.
In Paines Haus wären nur sie beide und eine Handvoll Bediensteter. Hier war sie von seinen Brüdern und ihm umgeben, und den Dienstboten der Familie, deren Loyalität außer Frage stand. Wenn es sein musste, konnte Dursley House für sie wie eine Festung sein.
Sie wusste ihre Bemühungen, sie zu schützen, durchaus zu schätzen. Aber es war in gleichem Maße erstickend und beruhigend. Vermutlich befand sich Peyton jetzt unten und gab dem Personal Anweisungen, den neuesten Gast betreffend.
Julia beugte sich aus dem Fenster, um den Duft der Rosen einzuatmen. Mit geschlossenen Augen holte sie tief Luft. In den kommenden Wochen würde sie den friedvollen Garten brauchen. Abgesehen von Paines Argumenten in Bezug auf Anstand und Schutz, gab es noch andere Gründe, warum sie in
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