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Ein Ganz Besonderer Fall

Ein Ganz Besonderer Fall

Titel: Ein Ganz Besonderer Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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lieber über Euch sprechen. Wie ist es Euch in Eurem neuen Dienst ergangen, und was bringt Euch nun an mein Krankenbett?«
    »Mit Eurer Empfehlung erging es mir dort sehr gut. William von Ypern hat mich der Königin gegenüber erwähnt und wollte mich zu seinen Offizieren nehmen, aber ich blieb lieber bei Fitz-Roberts Engländern, als mit den Flamen zu gehen. Ich führe jetzt ein eigenes Kommando. Ihr habt mich alles gelehrt, was ich weiß«, sagte er, zugleich strahlend und traurig, »Ihr und die Muselmanen von Mosul.«
    »Es ist aber nicht der Atabeg Zenghi«, erwiderte Bruder Humilis lächelnd, »in dessen Auftrag Ihr von so weit zu mir gekommen seid. Überlaßt ihn dem König von Jerusalem, dessen edle und gefährliche Aufgabe er ist. Was ist in Winchester geschehen, seit ich aus der Stadt floh?«
    »Die Armeen der Königin haben die Stadt umzingelt. Es kommen nur wenige Männer heraus, und es kommt keine Nahrung hinein. Die Männer der Kaiserin sind in ihrer Burg eingeschlossen, und allmählich müßten die Vorratskammern geleert sein. Wir sind nach Norden gegangen, um bei Andover die Straße abzusperren. Da sich bisher nichts bewegte, erhielt ich die Erlaubnis, in meinen eigenen Angelegenheiten nach Norden zu reiten. Doch sie werden sicher bald einen Ausbruch versuchen, denn sonst müssen sie verhungern, wo sie sind.«
    »Sie werden versuchen, eine der Straßen zu öffnen und sich Vorräte zu beschaffen, bevor sie Winchester ganz verlassen«, erklärte Humilis, der stirnrunzelnd über die Möglichkeiten nachdachte. »Falls sie wirklich durchbrechen, werden sie es in Richtung Oxford tun. Nun, wenn dieses Patt Euch die Möglichkeit gab, zu mir zu kommen, dann hat es wenigstens ein Gutes hervorgebracht. Und welche Angelegenheit führt Euch nun nach Shrewsbury?«
    »Mein Herr«, begann Nicholas, indem er sich ernst vorbeugte, »Ihr erinnert Euch sicher, daß Ihr mich vor drei Jahren hier zum Gut Lai geschickt habt, um an Humphrey Cruce und seine Tochter die Nachricht zu übermitteln, daß Ihr Euer Wort nicht einlösen und sie nicht heiraten konntet? Weil Ihr ins Kloster von Hyde Mead eintreten wolltet?«
    »So etwas vergißt man nicht«, entgegnete Humilis trocken.
    »Mein Herr, noch kann ich das Mädchen vergessen! Ihr habt sie nur als fünfjähriges Kind gesehen, bevor Ihr auf den Kreuzzug gegangen seid. Aber ich sah sie als erwachsene Frau, fast neunzehn Jahre alt. Ich überbrachte Eure Botschaft an den Vater und an sie und war froh, sie ordentlich überbracht zu haben. Aber jetzt kann ich sie nicht mehr aus dem Kopf bekommen. So anmutig war sie, und sie nahm die Nachricht von der Trennung so gefaßt und höflich auf. Mein Herr, wenn sie noch nicht verheiratet oder versprochen ist, dann will ich sie für mich selbst gewinnen. Aber ich kann nicht gehen, ohne vorher Euren Segen und Eure Zustimmung zu erbitten.«
    »Mein Sohn«, erwiderte Humilis erstaunt und freudig, »nichts könnte mich mehr entzücken, als sie mit Euch glücklich zu sehen, da ich sie doch enttäuscht habe. Das Mädchen ist frei, jeden zu heiraten, den sie heiraten will, und ich könnte ihr keinen besseren wünschen als Euch. Und wenn Ihr Erfolg habt, dann werde ich von aller Schuld ihr gegenüber befreit sein, denn ich werde dann wissen, daß sie es besser getroffen hat, als es mit mir je möglich gewesen wäre. Bedenkt nur, mein Junge - wir, die wir ins Kloster eintreten, entsagen allem Besitz; wie könnten wir es da wagen, den Besitz an einem anderen Geschöpf Gottes zu beanspruchen? Geht nur und gewinnt sie für Euch, und ich will Euch beiden meinen Segen geben. Aber kommt zurück und berichtet mir, wie es Euch ergangen ist.«
    »Mein Herr, von Herzen gern! Wie kann ich scheitern, wenn Ihr mich schickt?«
    Er beugte sich nieder, um die Hand zu küssen, die freundlich die seine gehalten hatte, und stand geschmeidig vom Hocker auf, um Abschied zu nehmen. Die schweigsame Gestalt in den Schatten kehrte etwas verspätet in sein Bewußtsein zurück; es war, als wäre er die ganze Zeit mit seinem Herrn allein gewesen, und doch stand dort der stumme Zeuge. Nicholas wandte sich ihm impulsiv und freundlich zu.
    »Bruder, ich danke Euch, daß Ihr meinen Herrn so gut versorgt. Für diesmal sage ich Lebewohl. Ich werde Euch gewiß noch einmal sehen, wenn ich auf dem Rückweg wieder herkomme.«
    Es war befremdend, als Antwort nur Schweigen und ein höfliches Neigen des Kopfes zu erhalten.
    »Bruder Fidelis«, erklärte Humilis leise, »ist stumm. Nur sein

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