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Ein Ganz Besonderer Fall

Ein Ganz Besonderer Fall

Titel: Ein Ganz Besonderer Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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viele noch sein«, erwiderte Hugh, »die ihn von früher kennen. Ja, er ist hier. Kommt Ihr aus Winchester?«
    »Aus Andover. Wir haben die Stadt niedergebrannt«, entgegnete der junge Mann unverblümt. Er musterte Hughs Gesicht ebenso genau, wie er selbst gemustert wurde. Nun war klar, daß sie auf der gleichen Seite standen.
    »Dann gehört Ihr zur Armee der Königin?«
    »Jawohl. Unter Fitz-Robert.«
    »Ihr habt die Straßen nach Norden gekreuzt. Ihr müßt wissen, daß ich diese Grafschaft für König Stephen behüte. Ich will Euch nicht von Eurem Herrn fernhalten, aber wollt Ihr mich nach Shrewsbury begleiten und das Abendessen mit mir einnehmen, bevor Ihr wieder aufbrecht? Ich werde Euch gut bewirten. Ihr könnt mir geben, wonach es mich hungert, nämlich einen Bericht über die Dinge, die im Süden vorgehen.
    Darf ich Euren Namen erfahren? Den meinen habe ich bereits genannt.«
    »Mein Name ist Nicholas Harnage. Und ich will Euch gern alles sagen, was ich weiß, mein Herr, sobald ich mein Anliegen hier erledigt habe. Wie geht es Godfrid?« fragte er ernst und blickte von Hugh zu Cadfael, der bisher schweigend in der Nähe gestanden und gelauscht hatte.
    »Er ist nicht bei bester Gesundheit«, erwiderte Cadfael, »aber ich vermute, das war er schon nicht mehr, als Ihr ihn das letzte Mal gesehen habt. Eine alte Wunde ist aufgebrochen; ich glaube, wegen des langen Rittes hier zu uns. Sie heilt gut ab, und in ein oder zwei Tagen wird er aufstehen und sich wieder seinen selbsterwählten Pflichten widmen können. Er ist hier gut gelitten, und ein junger Bruder, der von Hyde mit ihm kam, kümmert sich als Diener um ihn. Wenn Ihr einen Augenblick wartet, will ich dem Bruder Prior sagen, daß Bruder Humilis einen Besucher hat. Dann kann ich Euch zu ihm bringen.«
    Er begab sich sofort auf seinen Botengang und ließ die beiden ein paar Minuten allein. Hugh brauchte Neuigkeiten, alles, was er aus erster Hand über dieses ferne, wirre Schlachtfeld erfahren konnte, auf dem die beiden Parteien seiner Feinde sich ineinander verbissen und alle seine Freunde auf eine Seite gezogen hatten. Trügerisch waren die Verbündeten, denn der Bischof hatte jetzt zum drittenmal die Seite gewechselt. Doch wenigstens waren die Streitkräfte der Kaiserin in einem stählernen Gürtel um Winchester gebunden, und ein zweiter Gürtel lag darum und hungerte die Kaiserin aus.
    Cadfaels Kriegerblut, dem er eigentlich seit langem abgeschworen hatte, begann sofort wieder zu kochen, wenn irgendwo Stahl klirrte. Wirkliches Unbehagen bereitete ihm dabei nur, daß er deshalb keine echte Reue empfinden konnte.
    Sein König war nicht von dieser Welt, aber er konnte nicht anders, als in dieser Welt eine Vorliebe zu haben.
    Prior Robert hatte sich seiner Nachmittagsruhe hingegeben, die offiziell die Stunde von Studium und Gebet genannt wurde.
    Ein guter Augenblick, denn er war nicht bereit, sich zu erheben und herauszukommen, um den Besucher selbst zu besichtigen oder seine zeremonielle Gastfreundschaft an den Tag zu legen.
    Cadfael bekam, was er erwartet hatte, nämlich die großmütige Erlaubnis, den Gast zu Bruder Humilis’ Zelle zu führen und ihm beizustehen, falls er Hilfe brauchte. Dazu natürlich die Grüße und den Segen des Vaters Prior, den dieser aus der Zurückgezogenheit seiner täglichen Meditation schickte.
    Sie hatten während seiner Abwesenheit Zeit gehabt, sich angeregt zu unterhalten und miteinander vertraut zu werden; er konnte es ihren Gesichtern und den gleichzeitig zu ihm gewandten Köpfen ansehen, als sie seinen Schritt hörten. Auf dem Ritt in die Stadt würden sie wahrscheinlich bereits mehr als Waffenbrüder sein: fast schon Freunde.
    »Kommt mit«, sagte Cadfael. »Ich will Euch zu Bruder Humilis führen.«
    Auf der Treppe sagte der junge Mann mit ernster Stimme:
    »Bruder, Ihr habt meinen Herrn versorgt, seit sein Rückfall kam.
    So hat es mir der Herr Sheriff gesagt. Er sagt, Ihr hättet großes Geschick mit Kräutern und Arzneien und der Heilkunst.«
    »Der Herr Sheriff«, erwiderte Cadfael, »ist seit einigen Jahren mein Freund und lobt mich über den grünen Klee. Aber es stimmt, ich pflege Euren Herrn, und bisher kommen wir recht gut voran. Ihr braucht nicht zu fürchten, daß man ihn hier nicht schätzt; wir kennen seinen Wert. Seht ihn und urteilt selbst.
    Denn Ihr müßt wissen, was er im Osten erlitten hat. Wart Ihr mit ihm dort?«
    »Ja. Ich komme aus seinen Ländereien, ich bin gesegelt, als er um frische Truppen

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