Ein Ganz Besonderer Fall
Ackerbau zu schaffen. Es war ein langgestrecktes, flaches Gebäude, mit einer aus Stein errichteten Haupthalle und Kammern unter einem vorspringenden Dach, mit Ställen und Scheunen im Innern der Einfriedung. Ein fruchtbares Land war es, gut geeignet für Getreide und Feldfrüchte, mit fetten Weiden und großen Viehherden. Als Nicholas einritt, regten sich die Tiere in den Kuhställen. Sie gaben die leisen, zufriedenen Töne gut gefütterter Tiere von sich, die gemolken und schläfrig waren.
Ein Bursche, der die nahenden Hufe gehört hatte, kam, an diesem warmen Abend bis zur Hüfte nackt, aus den Stallungen.
Er betrachtete beruhigt den einsamen Reiter. Man hatte hier einigermaßen friedlich gelebt, während Winchester verbrannt und verblutet war.
»Wem gilt Euer Besuch, junger Herr?«
»Ich will zu deinem Herrn Humphrey Cruce«, erwiderte Nicholas. Er zügelte gemächlich sein Pferd und schüttelte die Zügel frei. »Er lebt doch noch hier?«
»Nein, der Herr Humphrey ist schon vor drei Jahren gestorben, Herr. Sein Sohn Reginald ist jetzt der Herr. Gilt Euer Anliegen dann ihm?«
»Wenn er mich empfangen will, ja, dann gilt es ihm«, entgegnete Nicholas und stieg ab. »Richte ihm aus, daß ich vor etwa drei Jahren schon einmal hier war, um für Godfrid Marescot zu sprechen. Damals empfing mich der Vater, aber der Sohn wird davon wissen.«
»Kommt herein«, sagte der Bursche freundlich. Er akzeptierte die Referenzen ohne Rückfrage. »Ich will Euer Tier versorgen lassen.«
Die Familie saß in der rauchigen, nach Holz duftenden Halle beim Essen oder gab sich der Ruhe nach dem Essen hin, doch man hatte seine Schritte auf der Steintreppe gehört, die zur offenen Tür herauf führte. Reginald Cruce erhob sich wachsam und neugierig, als der Besucher eintrat. Er war ein großer, schwarzhaariger Mann mit strengen Zügen und befehlsgewohntem Auftreten, doch schien er unangekündigten Gästen gegenüber aufgeschlossen. Seine Dame, eine hellhaarige, in Grün gekleidete Frau, saß hoheitsvoll und still am Tisch. Neben ihr sah Nicholas einen etwa fünfzehnjährigen Jungen, einen kleineren Jungen und ein etwa neun-oder zehnjähriges Mädchen, dem Aussehen nach seine Zwillingsschwester. Reginald Cruce hatte anscheinend eifrig für Nachkommen gesorgt, denn als sich die Dame des Hauses zur Begrüßung erhob, war ihrem runden Bauch anzusehen, daß ein weiteres Kind unterwegs war.
Nicholas machte seine Ehrenbezeugung, nannte seinen Namen und war etwas verwirrt, Julian Cruces Bruder als mindestens vierzigjährigen Mann zu sehen, sogar als Ehemann und Vater heranwachsender Kinder, wo er einen jungen Burschen von zwanzig erwartet hätte, der nach der Übertragung des Erbes vielleicht gerade erst geheiratet hatte.
Doch er erinnerte sich daran, daß Humphrey Cruce eine für sein Alter sehr junge Tochter gehabt hatte. Wahrscheinlich war er zweimal verheiratet gewesen; die erste Ehe war mit einem Erben gesegnet und die zweite erst spät geschlossen worden, als Reginald ein erwachsener Mann war, selbst bereit für die Ehe oder sogar schon mit seiner hellhäutigen, fruchtbaren Frau vermählt.
»Ah, diese Sache!« sagte Reginald, als sein Gast sich auf seinen ersten Besuch in diesem Haus berief. »Ich erinnere mich; ich war allerdings damals nicht hier. Meine Frau brachte ein Gut in Staffordshire mit in die Ehe, und dort lebten wir damals. Aber ich weiß natürlich, wie es ausging. Eine seltsame Angelegenheit. Aber so kann es gehen! Männer ändern manchmal ihre Pläne. Und Ihr wart der Bote? Aber lassen wir das für den Augenblick. Nehmt eine Erfrischung zu Euch.
Kommt an den Tisch! Wir werden später noch genug Zeit haben, über diese Dinge zu sprechen.«
Er setzte sich und leistete seinem Besucher Gesellschaft, während ein Diener Fleisch und Ale brachte. Die Dame des Hauses verabschiedete sich höflich und brachte die jüngeren Kinder ins Bett, während der Erbfolger ernst und schweigend am Tisch blieb und die älteren Männer beobachtete.
Schließlich, als der Abend fortschritt, waren die beiden Männer allein und konnten reden.
»Dann seid Ihr der Knappe, der die Nachricht von Marescot überbrachte. Ihr werdet bemerkt haben, daß zwischen meiner Schwester und mir beinahe eine Generation liegt - siebzehn Jahre. Meine Mutter starb, als ich neun Jahre alt war, und weitere acht Jahre vergingen, ehe mein Vater wieder heiratete.
Die Narrheit eines alten Mannes, denn die Ehe brachte ihm nichts. Die Frau starb, als das Mädchen
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