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Ein Ganz Besonderer Fall

Ein Ganz Besonderer Fall

Titel: Ein Ganz Besonderer Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Jugend so unklug fortwerfen gelassen?«
    »Man ließ sie, ja. Wie soll ich wissen, ob dies unklug war oder nicht? Wenn es war, was sie wünschte, warum sollte sie es nicht bekommen? Seit sie ins Kloster ging, habe ich nie wieder etwas von ihr gehört, sie hat sich nie beklagt und nie um etwas gebeten. Anscheinend ist sie glücklich mit ihrer Wahl. Ihr müßt woanders nach einer Frau suchen, mein Freund!«
    Nicholas schwieg eine Weile und schluckte an einer Bitterkeit, die wie Feuer in seinem Bauch brannte. Dann fragte er vorsichtig und leise: »Wie war es? Wann hat sie ihr Heim verlassen? Und wer hat sie begleitet?«
    »Sehr bald schon nach Eurem Besuch, würde ich sagen.
    Man hat, glaube ich, einen Monat darüber gestritten, doch sie ließ sich nicht beirren. Alles wurde ordentlich geregelt. Unser Vater gab ihr drei Bewaffnete und einen Jäger mit, der ihr seit ihrer Kindheit sehr zugetan war, außerdem eine anständige Mitgift und einigen Schmuck für den Konvent, silberne Kerzenhalter und ein Kreuz und so weiter. Er war traurig, als sie ging, das habe ich später von ihm selbst gehört, aber sie wollte es, und ihr Wunsch war ihm Befehl.« Eine gewisse Kälte in seiner kräftigen, entschiedenen Stimme verriet eine alte Eifersucht. Das Kind, das Humphrey in hohem Alter geboren worden war, hatte wahrscheinlich sein Herz im Sturm erobert, auch wenn der Sohn allen Besitz erben würde, sobald das Herz nicht mehr schlug. »Er hat es kaum einen Monat überlebt«, erklärte Reginald. »Gerade lange genug, um die Eskorte zurückkehren zu sehen und zu erfahren, daß sie wohlbehalten an dem Ort abgeliefert worden war, zu dem sie wollte. Er war alt und schwach, das wußten wir. Aber er hätte nicht so schnell dahinschwinden dürfen.«
    »Er hat sie hier sicher vermißt«, sagte Nicholas leise und zögernd. »Sie hatte etwas Strahlendes… und Ihr - habt Ihr nicht nach ihr geschickt, als der Vater starb?«
    »Warum sollte ich? Was konnte sie für ihn tun, was er für sie? Nein, wir ließen sie, wo sie war. Wenn sie dort glücklich war, warum sollten wir sie beunruhigen?«
    Nicholas rang unter dem Tisch die Hände und stellte seine letzte Frage: »Wohin ging sie?« Ihm kam die eigene Stimme hohl und fern vor.
    »Sie ist in der Benediktinerabtei von Wherwell, in der Nähe von Andover.«
    Dies also war das Ende! Die ganze Zeit war sie in seiner Reichweite gewesen, und nun war der Ort ihrer Zuflucht von Armeen und streitenden Parteien umringt. Wenn er nur gleich ausgesprochen hätte, was sein Herz bewegte, als er sie zum erstenmal sah, auch wenn er da noch durch das Wissen um den Schlag behindert war, den er ihr versetzen mußte. Er hatte sich durch sein Wissen knebeln lassen, wo er ein einziges Mal hätte beredt sein müssen. Vielleicht hätte sie ihn angehört und ihren Entschluß wenigstens aufgeschoben, auch wenn sie in diesem Augenblick noch nichts für ihn empfinden konnte.
    Vielleicht hätte sie es sich anders überlegt und gewartet und sich sogar an ihn erinnert. Jetzt war es viel zu spät. Sie war zum zweitenmal eine Braut, und dieser Bund war unauflöslich.
    Diesmal gab es keine Diskussion. Die Versprechen, die für ein kleines Mädchen abgegeben worden waren, konnten aus guten Gründen aufgehoben werden, aber die Gelübde, die eine Frau im Bewußtsein ihrer Berufung, im vollen Wissen ihrer Bedeutung und aus eigenem Entschluß ablegte, konnten nicht gebrochen werden. Er hatte sie verloren.
    Nicholas lag in der kleinen Gästekammer, die man ihm bereitet hatte, lange Zeit wach und zerrte an dem Knoten, wohl wissend, daß er ihn doch nicht lösen konnte. Schließlich schlief er, flach und unruhig, und am Morgen nahm er Abschied und machte sich auf den Rückweg nach Shrewsbury.

5. Kapitel
    Es fügte sich so, daß Bruder Cadfael mit Humilis in dessen Zelle im Dormitorium allein war, als Nicholas wieder durchs Torhaus einritt und um Erlaubnis bat, wie versprochen seinen früheren Herrn besuchen zu dürfen. Humilis war am Morgen mit den anderen Mönchen aufgestanden und hatte an Prim und Hochamt teilgenommen und alle Pflichten des Stundenplans genau befolgt; allerdings gestattete man ihm noch nicht, sich einer Arbeit zu widmen. Fidelis folgte ihm überallhin, bereit, ihn zu stützen, falls es nötig wurde, oder ihm zu holen, was er brauchte. Den Nachmittag hatte Fidelis damit verbracht, unter dem wohlwollenden Auge seines älteren Freundes den großen Anfangsbuchstaben zu vollenden, der durch dessen Sturz besudelt und

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