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Ein Ganz Besonderer Fall

Ein Ganz Besonderer Fall

Titel: Ein Ganz Besonderer Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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daß es Kaiserin oder Bischof an etwas mangelt.« Er war ein Mann, der aussprach, was er dachte, und dabei auch hochgestellte Persönlichkeiten nicht schonte. »Aber bei den armen Stadtbewohnern sieht das anders aus! Inzwischen kneift es aber sogar schon die Garnison im Königsschloß, denn die Königin hat Wolvesey versorgt, während sie die Gegenseite aushungert. Nun, und dann war ein Punkt erreicht, an dem sie versuchen mußten, einen Ausweg zu finden.«
    »Ich habe es erwartet«, erwiderte Hugh gespannt. »Wie haben sie sich entschieden? Sie konnten ja nur nach Norden oder nach Westen gehen, da die Königin den ganzen Südosten hält.«
    »Sie haben eine Truppe, drei-oder vierhundert, so weit ich hörte, nach Norden ausgeschickt, um die Stadt Wherwell einzunehmen und zu versuchen, sich dort eine Basis zu errichten, die es ihnen erlaubte, die Straße nach Andover zu öffnen. Ich weiß nicht, ob sie beim Vorstoß gesehen wurden, oder ob ein Städter sie verriet, denn sie sind in Winchester nicht beliebt. Wie auch immer, William von Ypern und die Männer der Königin umzingelten sie, als sie kaum den Stadtrand erreicht hatten, und schnitten sie in Stücke. Ein großes Morden war es!
    Der Bursche, der mir dies erzählte, floh, als die Häuser angesteckt wurden, aber er sah die letzten Männer der Kaiserin verzweifelt kämpfen, bis sie das große Nonnenkloster dort erreicht hatten. Und sie hätten sich nicht gescheut, es zu benutzen, sagt er. Sie seien in die Kirche eingedrungen und hätten sie als Festung benutzt, obwohl sich die armen Schwestern dort zu ihrem Schutz versteckt hatten. Die Flamen warfen ihnen Fackeln nach. Es muß ein schlimmer Kampf gewesen sein. Beim Weglaufen konnte der Mann von weitem hören, so erzählte er mir, daß die Frauen kreischten, das Feuer prasselte, und es hätte Kampfgeräusche gegeben, bis die, die übrig geblieben waren, halbversengt herauskommen und sich ergeben mußten. Kein Mann ist dem Tod oder der Gefangennahme entgangen.«
    »Und die Frauen?« fragte Hugh entsetzt. »Wollt Ihr mir sagen, daß die Abtei von Wherwell niedergebrannt ist wie der Konvent in der Stadt, wie Hyde Mead?«
    »Der Mann hielt nicht inne, um nachzusehen, wieviel geblieben war«, erwiderte der Bote trocken. »Aber auf jeden Fall ist die Kirche bis auf die Grundmauern niedergebrannt, während Männer und Frauen noch drinnen waren - die Schwestern können nicht alle lebendig herausgekommen sein.
    Und jene, die lebendig herauskamen - Gott allein weiß, wo sie jetzt untergekrochen sind. Es ist in jener Gegend schwer, eine sichere Zuflucht zu finden. Und was die Garnison der Kaiserin angeht, so würde ich sagen, daß ihr jetzt nichts anderes übrigbleibt, als jeden Mann aufzubieten, den sie hat, und zu versuchen, mit schierer Gewalt durch den Ring zu brechen und um ihr Leben zu laufen. Die Chancen stehen schlecht für sie.«
    Wirklich, sie standen schlecht, nachdem die Kaiserin drei-oder vierhundert Kämpfer verloren hatte, die wahrscheinlich eigens für diesen Vorstoß, von Anfang an ein gefährlicher Schachzug, ausgesucht worden waren. Es war erst Anfang September, und das Kriegsglück hatte sich gewendet und wieder gewendet, nachdem der König bei der verhängnisvollen Schlacht von Lincoln gefangengenommen worden war, so daß die Kaiserin nach der Krone greifen konnte. Nun liegt ein Würgegriff um den Hals eben dieser Dame, und die Kaiserin selbst ist eine Gefangene, dachte Hugh. Damit haben wir ein Patt, jede Seite kann den Herrscher zurückbekommen und den Kampf noch einmal beginnen, so sinnlos er auch ist! Und das alles auf Kosten der Brüder von Hyde Mead und der Nonnen von Wherwell. Dazu viele andere, die überhaupt keinen Schutz haben, wie die Armen von Winchester.
    Der Name Wherwell bedeutete ihm bisher noch nicht mehr als der jedes anderen Konvents, der unglücklicherweise in eine Schlacht verwickelt worden war.
    »Dennoch war es ein gutes Jahr für mich«, sagte der Wollhändler und erhob sich, um sich auf den Heimweg zu seinem Tisch und Bett zu machen. »Ich habe gute Preise erzielt, es war die Reise wert.«
    Hugh übermittelte diese Neuigkeiten am nächsten Morgen, direkt nach der Prim, in die Abtei, denn alles Wichtige, was ihm zu Ohren kam, wurde sogleich an Abt Radulfus weitergegeben, der diesen Dienst sehr schätzte und auf ähnliche Weise vergalt.
    Die kirchlichen und weltlichen Amtsinhaber arbeiteten in Shropshire gut zusammen, und außerdem war in diesem Fall ein Benediktinerhaus entweiht

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