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Ein Ganz Besonderer Fall

Ein Ganz Besonderer Fall

Titel: Ein Ganz Besonderer Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Er rannte wie von Furien gehetzt, wie er seit zwei Jahren nicht mehr gerannt war, als er aus der Burg der Diebe in Titterstone Clee geflohen war. Wenn er einmal in Fahrt gekommen war, konnte er immer noch eine beachtliche Geschwindigkeit entwickeln, und da man unter der Kutte seine Beine nicht sah, bewegte er sich wie eine schnell rollende schwarze Kugel, mit leichtem Schwanken, wie es ein Seemann tut, der eilig ein Ziel erreichen will. Und Hugh, der ihn liebte und kannte und sofort die Dringlichkeit in den Bewegungen seines Freundes spürte, mußte dennoch lachen, als er diesen rennen sah. Es war schon komisch, einem Benediktiner, der wie ein Faß gebaut und mehr als sechzig Jahre alt war und ansonsten einen eher würdevollen Eindruck machte, von hinten beim Rennen zuzusehen.
    Cadfael wurde erleichtert langsamer, als er den großen Hof erreichte, denn sie waren noch da und hatten es mit Abschiednehmen nicht eilig. Das Pferd stand, von einem Burschen gehalten, bereit, und Bruder Fidelis zog die Gurte nach, die Nicholas Harnages Bündel und den Mantel hinter dem Sattel hielten. Es gab immer noch keinen Grund zur Eile.
    Ein langer, sonniger Tag lag vor dem Reiter.
    Fidelis trug draußen stets die Kapuze, um sich in seine Schüchternheit zurückzuziehen, die sicher in seiner stummen Zunge begründet war. Er, der sich anderen nicht mit Worten offenbaren konnte, schreckte auch davor zurück, daß sie sich ihm auf andere Weise mitteilten. Nur Humilis hatte einen Weg gefunden, ohne Worte und dennoch beredt mit ihm zu sprechen. Nachdem er die Sattelrolle gesichert hatte, trat der junge Mann bescheiden ein wenig zurück und wartete.
    Cadfael näherte sich der Gruppe vorsichtiger, als sein Aufbruch aus dem Garten hätte vermuten lassen. Hugh war in einiger Entfernung gefolgt. Er blieb an der Wand des Gästehauses im Schatten stehen.
    »Es gibt Neuigkeiten«, begann Cadfael unvermittelt. »Ihr sollt sie erfahren, ehe Ihr uns verlaßt. Die Kaiserin hat die Stadt Wherwell angegriffen, und es gab einen schrecklichen Kampf.
    Ihre Streitmacht wurde von der Armee der Königin ausgelöscht.
    Doch im Kampf wurde die Abtei von Wherwell in Brand gesetzt, und die Kirche brannte bis auf die Grundmauern nieder. Ich weiß keine Einzelheiten, aber soviel ist sicher. Der Sheriff erfuhr gestern abend davon.«
    »Von einem verläßlichen Mann«, ergänzte Hugh und kam näher. »Es ist sicher.«
    Nicholas starrte Cadfael mit aufgerissenen Augen und aufgesperrtem Mund an, und seine goldene Sonnenbräune wurde bleich und grau wie Schiefer, als alles Blut aus seinen Adern wich. Er brachte ein krächzendes Flüstern heraus:
    »Wherwell? Sie haben es gewagt…«
    »Nicht gewagt«, sagte Hugh traurig. »Es geschah aus nackter Angst. Die Männer, die den Vorstoß machten, wurden umzingelt und suchten ein Versteck und drangen in die Kirche ein. Es entwickelte sich so, wie Ihr gehört habt, wer auch immer den Brand legte. Die Abtei ist verwüstet. Es tut mir leid, das sagen zu müssen.«
    »Und die Frauen…? Mein Gott, Julian ist dort… Wißt Ihr etwas über die Frauen?«
    »Sie hatten in der Kirche Zuflucht gesucht«, erklärte Hugh.
    Aber in einem Bürgerkrieg gab es keine Zuflucht, nicht einmal für Frauen und Kinder. »Die Überlebenden ergaben sich - die meisten werden wohl lebendig herausgekommen sein. Aber sicher nicht alle.«
    Nicholas tastete blind nach seinem Zaumzeug und befreite sich von der zitternden Hand, die Humilis ihm auf den Arm gelegt hatte. »Laßt mich fort! Ich muß gehen… ich muß gehen und sie suchen.« Er drehte sich noch einmal um und faßte die Hand des älteren Mannes und drückte sie fest. »Ich werde sie finden! Wenn sie noch lebt, dann werde ich sie finden und dafür sorgen, daß sie in Sicherheit kommt.« Er fand den Steigbügel und schwang sich in den Sattel.
    »Wenn Gott mit Euch ist, dann gebt mir Bescheid«, sagte Humilis. »Laßt es mich wissen, ob sie lebt und sicher untergebracht ist.«
    »Das will ich tun, mein Herr, das will ich tun.«
    »Aber beunruhigt sie nicht; erwähnt mich nicht. Keine Fragen! Alles, was ich will, alles, was Ihr fragen müßt und was ich wissen will, das ist, ob Gott sie geschützt hat und ob sie das Leben führt, das sie führen wollte. Sie wird sicher irgendwo in einem anderen Kloster einen neuen Platz finden. Wenn sie nur überlebt hat!«
    Nicholas nickte stumm, befreite sich mit einem schweren Seufzen von seiner Benommenheit, nahm sein Pferd herum und ritt rasch, ohne ein weiteres

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