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Ein Ganz Besonderer Fall

Ein Ganz Besonderer Fall

Titel: Ein Ganz Besonderer Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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haben wir wenigstens Zeit, die kleineren Übeltäter zu jagen.«
    Cadfael ging beunruhigt zur Vesper. Er dachte an ein Mädchen auf einem Pferderücken, mit Silber und Edelsteinen und Münzen in den Satteltaschen, das sich nur wenige Meilen vor ihrem Ziel von den Gefährten getrennt hatte, um wie Morgendunst in der Sommersonne zu verschwinden, als hätte sie nie gelebt. Ein Dunsthauch über der Wiese, dann nichts mehr. Wenn jene, die sich um sie sorgten, ob jung oder alt, die Gewißheit hätten, daß sie tot und in Gottes Händen war, dann hätten auch sie ihren Seelenfrieden finden können. Doch nun gab es für keinen Frieden, der in diesem komplizierten Netz der Unsicherheit gefangen war.
    Unter den Novizen und Schuljungen und Kinderoblaten stand Rhun verzückt und sang. Er war der letzte seiner Art, denn Abt Radulfus wollte keine Kinder mehr ins Kloster aufnehmen, über deren Leben andere entschieden hatten. Rhun jedoch war von Natur und Wesen wie nach Jahren unschuldig, unbekümmert von den körperlichen Qualen, die den meisten Männern zusetzten, aber sich ihrer wunderbarerweise bewußt und behutsam mit ihnen, wie es nur wenige vermögen, deren Fleisch nicht gepeinigt wird.
    Um diese Jahreszeit fand die Vesper im gedämpften Abendlicht der Sommersonne statt, das Rhuns flachshelle Schönheit in kristallenem, bleichem Glanz zeigte. Die Strahlen blinkten zwischen den Reihen der Brüder und brannten sich in die brodelnde Düsternis Bruder Uriens und in seine geweiteten, schwarzen Augen, und sie fielen kühler in die schützenden Schatten, wo Bruder Fidelis zurückgezogen an der Wand stand, wachsam neben seinem Herrn, ohne Blick und Gedanken für die Dinge, die um ihn vorgingen, da er keine Stimme hatte, um in den Gesang einzufallen. Seine beschatteten Augen blickten zu Bruder Humilis, er stand bereit, den geschwächten Körper des Älteren, der lanzengerade neben ihm stand, aufzufangen und zu stützen, falls es nötig war.
    Nun, die Hingabe hat ihre eigenen Gesetze, und eine übernommene Pflicht mußte man zu Ende bringen. Gott und der heilige Benedikt würden es verstehen und respektieren.
    Cadfael, dessen Geist sich ebenfalls hätte mit höheren Dingen beschäftigen müssen, dachte immer wieder: Er verfällt vor unseren Augen. Es wird noch früher kommen, als ich dachte. Nichts kann es verhindern, nicht einmal aufhalten kann man es.

8. Kapitel
    Wäre Robert von Gloucester nicht im Wasser des Flusses Test in die Falle gelaufen und gefangengenommen worden, und wäre die Kaiserin Maud nicht Hals über Kopf mit ihren verbliebenen Truppen über Ludgershall und Devizes nach Gloucester geflohen, dann hätte die Suche nach Adam Heriet erheblich längere Zeit in Anspruch genommen. Doch die Eiseskälte des Patts zwischen den beiden Armeen, die beide einen König in Schach hielten, hatte viele Dienende freigesetzt, die der Untätigkeit überdrüssig wurden und sich, froh über die Veränderung, anderswo vergnügten und die Beine ausstreckten, solange der Stillstand noch dauerte und die Politiker stritten und verhandelten. Unter ihnen war ein alternder, erfahrener Schwert-und Bogenkämpfer, der zu den Truppen des Grafen von Worcester zählte.
    Hugh war im Norden der Grafschaft in der Nähe der walisischen Grenze geboren, und die Anwesen im Nordosten, die sich bis in die Ebene von Cheshire erstreckten, waren ihm weniger vertraut und bekannt. Drüben im freundlicheren Land bei Hodnet war der Boden fruchtbar und gut bestellt, und die abgeernteten Felder waren voller fetter, zufrieden grasender Tiere, die nutzten, was es nach der Ernte in der Trockenheit noch gab, und zugleich ihre Ausscheidungen als Dünger für die Saat des nächsten Jahres zurückließen. Die Menschen in dieser Gegend waren Pächter der Abtei, und es waren Herden der Abtei, die nach der Ernte auf die Felder getrieben wurden.
    Die Tiere wühlten den Boden auf und hinterließen ihren Dünger und dienten damit, von den Fellen abgesehen, einem zweiten wichtigen Zweck.
    Das Gut von Harpecote lag, mit einem kleinen Hain auf der Windseite und einem Stück leicht erhöhtem Gemeindeland im Süden, mitten in der Ebene. Das kleine Haus war aus Holz gebaut, doch die Felder waren groß und die Scheunen und Ställe, die innerhalb des Zaunes lagen, wirkten gut unterhalten und waren wahrscheinlich auch gut gefüllt. Cruces Aufseher kam in den Hof heraus, um den Sheriff und seine beiden Offiziere zu begrüßen und ihnen den Weg zu Edric Heriets Kate zu weisen.
    Es war eine

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