Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Ganz Besonderer Fall

Ein Ganz Besonderer Fall

Titel: Ein Ganz Besonderer Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
Vom Netzwerk:
wunderte sich über Hughs breites Lachen. »Sie haben sich in Brigge niedergelassen, und ich glaube, sie hat Kinder. Vielleicht weiß sie etwas. Sie standen sich näher.«
    »Und weitere Verwandte gibt es nicht?«
    »Nein, Herr, das sind alle. Ich glaube«, fuhr er zögernd und etwas sanfter fort, »er war der Pate ihres ersten Kindes.
    Vielleicht hat er sich das zu Herzen genommen.«
    »Vielleicht«, erwiderte Hugh freundlich. Er dachte an seinen eigenen prächtigen Stammhalter, dessen Pate Cadfael war.
    »Das mag schon sein. Ich bin Euch dankbar, mein Freund. Wir werden dort nachfragen.« Er zog ohne Eile sein Pferd herum, um sich auf den Heimweg zu machen. »Eine gute Ernte wünsche ich Euch!« sagte er über die Schulter lächelnd zurück.
    Er feuerte seinen Grauen an und ritt, die Offiziere dicht hinter ihm, rasch davon.
    Walter der Küfer hatte seine Werkstatt in der hügeligen Stadt Brigge in einer schmalen Gasse, fast im Schatten der Burgmauern. Die Werkstatt war eine Höhle mit schmaler Front, die langgestreckt und dunkel war und sich zu einem offenen, gut beleuchteten Hof öffnete, der nach geschnittenem Holz roch. Hier waren fertige und halbfertige Fässer aufgestapelt, große Bottiche und kleine Kübel und die Werkzeuge und die Materialien seiner Zunft. Hinter der niedrigen Mauer fiel der Hügel in steilen, grasbewachsenen Terrassen zum gewundenen Severn ab, der sich hier fast wie in Shrewsbury am Fuße der Stadt schlängelte. Jetzt im Sommer führte er wenig Wasser und floß träge und ruhig, und Sandbänke durchbrachen die Oberfläche. Doch er war bereit, aufzuwachen und zu toben, falls ein plötzlicher Regen kam.
    Hugh ließ seine Offiziere in der Gasse zurück. Er stieg ab und ging durch den dunklen Gang in den Hinterhof. Ein sommersprossiger, etwa siebzehnjähriger Junge war über seinen Hobel gebeugt und glättete eine Faßdaube, während ein zweiter Knabe, vielleicht ein oder zwei Jahre jünger als der erste, sorgfältig lange Weidenstränge trennte, mit denen die Dauben zusammengehalten wurden, wenn das Faß zum Anlegen der Reifen aufrecht gestellt wurde. Und ein dritter Junge, etwa zehn Jahre alt, sammelte eifrig Schnitzel auf und stopfte sie in Säcke, so daß sie als Feuerholz verkauft werden konnten. Anscheinend hatte Walter einen ganzen Stall voller Helfer in seinem Geschäft, und sie sahen sich alle ähnlich und waren offenbar alle Söhne des gleichen Vaters, des kleinen, munteren Mannes, der sich, ein Messer in der Hand, von seinem Werkstück aufrichtete.
    »Womit kann ich dienen, der Herr?«
    »Meister Küfer«, erwiderte Hugh, »ich suche einen gewissen Adam Heriet, den Bruder Eurer Frau, wie ich glaube. In der Kate seines Neffen in Harpecote konnte man mir seinen Aufenthaltsort nicht nennen, doch man glaubte, daß Ihr in engerer Verbindung mit ihm stündet. Ich wäre Euch sehr dankbar, wenn Ihr mir sagen könntet, wo ich ihn finde.«
    Es gab ein tiefes, lastendes Schweigen. Walter starrte düster vor sich hin, und die Hand, die das Zugmesser mit der gekrümmten Klinge hielt, sank langsam herab, während er nachdachte. Die handwerkliche Geschicklichkeit gehörte zu seinem Beruf, doch das Denken ging nur schwer und langsam.
    Die drei Jungen standen ebenso stumm und starrten, wie ihr Vater starrte. Der älteste, dachte Hugh, mußte Adams Patenkind sein, wenn Edric sich richtig erinnert hatte.
    »Herr«, entgegnete Walter schließlich, »ich kenne Euch nicht. Was wollt Ihr vom Verwandten meiner Frau?«
    »Dann sollt Ihr mich kennenlernen«, erwiderte Hugh gelassen. »Mein Name ist Hugh Beringar. Ich bin der Sheriff dieser Grafschaft, und ich will Adam Heriet in einer Angelegenheit, die jetzt drei Jahre zurückliegt, einige Fragen stellen. Ich bin sicher, daß er uns helfen kann. Wenn Ihr mir helfen könnt, mit ihm zu sprechen, dann helft Ihr dabei auch ihm.«
    Selbst ein gesetzestreuer Mann hätte angesichts der Umstände einige Zweifel gehabt, doch ein gesetzestreuer Mann mit einem ordentlichen Geschäft, mit Frau und Kindern, für die er sorgen mußte, dachte gründlich nach, ehe er dem Sheriff eine aufrichtige Antwort verweigerte. Walter war kein Dummkopf. Er scharrte nachdenklich mit den Füßen im Sägemehl und den kleinen Spänen, die sein Jüngster übersehen hatte, und sagte, indem er sich Mühe gab, seine Ehrlichkeit und seinen guten Willen zu zeigen: »Nun, mein Herr, Adam ist seit einigen Jahren Soldat. Aber im Augenblick ist es im Süden ruhig, und er konnte einige Tage

Weitere Kostenlose Bücher