Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom
etwa: »Wie glücklich wäre deine Mutter/dein Partner, wenn du ihr bzw. ihm sagen würdest, wie sehr du sie bzw. ihn liebst?« oder: »Wie traurig würde sie sich fühlen, wenn du ... sagen würdest?« Da skannfürb eide beteilig ten Seiten eine sehr wichtige Entdeckung darstellen.
Hilfsmittel
Das affektive Lernprogramm kann auch die Anlage eines Fotoalbums beinhalten mit Bildern, auf denen das Kind und Familienmitglieder zu sehen sind, wie sie bestimmte Gefühle ausdrücken oder Videoaufnahmen, auf denen man sieht, wie das Kindbestimmte Gefühle in realen Alltagssituationen zeigt. Das kann besonders wertvoll sein, wenn es darum geht, das Verhalten des Kindes in den Fäl len zu zeigen, in denen es wütend ist. Eine andere Methode mit dem Namen »Errate die Botschaft« kann die Präsentation von bestimmten, weniger offensichtlichen Hin weisen beinhalten, etwa ein Hüsteln als Warnsignal oder eine erhobene Augenbraue als Zeichen dafür, dass jemand Zweifel äußert.
Bücher
Bücher zu bestimmten Emotionen können ein wichtiger Teil des Programms sein. Die Literatur sollte altersgemäß sein. So können junge Kinder Bücher aus der »Mr Men-Reihe« von Roger Hargreaves lesen, zu denen Titel wie »Mr Happy« oder »Mr Grumpy« gehören, die bereits im Titel verdeutlichen, dass dabei ein glücklicher bzw. ein mürrischer Charakter beschrieben werden. [Eine deutsche Ausgabe ist unter dem Titel »Unser Herr Glücklich und seine Freunde« erschienen.] Mittlerweile gibt es altersgemäße Literatur zu bestimmten affektiven Störungen und man kann auch Geschichten lesen, um zu entdecken, wie die Hauptfigur schließlich die eigenen Gefühle versteht und kontrollieren kann.
Computerspiele
Ein besonders wertvolles Hilfsmittel im Rahmen des affektiven Lernens für Menschen mit Asperger-Syndrom sind Computerspiele, die erklären, wie man die Gedanken und Gefühle einer Person erkennen kann. 50 Das wohl am meisten verwendete dieser Spiele ist »Mind Reading: The Interactive Guide to Emotions«, das von Simon Baron-Cohen und seinen Kollegen entwickelt wurde (siehe Kapitel 5). Es gibt nun auch einen Satz an Hilfsmitteln für das affektive Lernen, der von mir und meinen Kollegen in Dänemark für Menschen mit Asperger-Syndrom entwickelt wurde, das sogenannte CAT-Kit. Weitere Informationen dazu finden Sie unter www.cat-kit.com .
Integrieren Sie das jeweilige Spezialinteresse
Es ist wichtig, auch das Spezialinteresse der betreffenden Person in das Programm zu integrieren, um die Motivation, die Aufmerksamkeit und die Konzeptualisierung dieser Person zu erhöhen. So habe ich mit Jugendlichen zusammengearbeitet, deren Spezialinteresse das Wetter war und habe ihnen vorgeschlagen, dass sie ihre Emo tionen als Wetterbericht darstellen. Für ein Kind, dessen Spezialinteresse Flugzeuge sind, könnte man einen Besuch auf einem Flughafen vorschlagen, wo man die Gefühle der Leute beobachten könnte, die sich dort voneinander verabschieden, die sich begrüßen oder die sich in eine Reihe anstellen, um durch die Sicherheitskontrollen zu gehen. Ein Interesse an Freizeitparks kann man verwenden, indem man die Gefühle untersucht, die auftreten, wenn jemand mit der Achterbahn oder mit der Geisterbahn fährt.
Schreiben statt reden
Für manche, denen es schwer fällt, über ihre Gefühle zu reden, ist es wesentlich leichter, darüber zu schreiben. Einige können sich dann sehr viel eloquenter ausdrücken und zeigen ein hohes Maß an Einsichtsfähigkeit, wenn sie über ihre Gefühle in E-Mails, in einem Tagebuch oder in Form eines Gedichtes schreiben; oder sie drücken diese Gefühle vielleicht in musikalischer Form aus, zeichnen ein Bild, das diese Gefühle widerspiegelt oder sie erinnern sich an eine bestimmte Filmszene, die sie besonders bewegte.
Negatives Gefühl erkunden
Wenn ein angenehmes und positives Gefühl wie Glück verstanden wurde und auch die verschiedenen Intensitätsgrade dieses Gefühls nachvollzogen worden sind, ist der nächste Schritt, dass Sie dieselben Methoden auch für ein negatives Gefühl wie Angst, Traurigkeit und Wut anwenden.
Bei den negativen Gefühlen Angst und Wut können Sie das bereits angesprochene Konzept Kämpfen – Flucht – Erstarren ver wenden, um die Reaktionen auf eine wahrgenommene Gefahr oder Bedrohung zu erklären. Das Kind erkundet dabei, wie die negativen Gefühle der Angst und der Wut sich auf den Körper und das Denken auswirken. Das Adrenalin sorgt für einen schnelleren Herzschlag, vermehrtes
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