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Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom

Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom

Titel: Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Attwood
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bitten Sie es, diese zu wiederholen. Wenn Sie Pausen zwischen Ihren Sätzen machen, hat das Kind Zeit, das Gesagte besser zu verarbeiten; oder geben Sie schriftliche Anweisungen.
Was Sie beachten sollten
    Ein Mensch mit Asperger-Syndrom wird Ihre Anweisungen leichter verstehen,
wenn er sich nur auf eine Stimme konzentrieren muss,
wenn Sie Pausen machen und
ihm die Anweisungen zusätzlich schriftlich geben.
    Einige Kinder mit Asperger-Syndrom lernen frühzeitig lesen (siehe Kapitel 9), doch ist ihr Verständnisniveau durch ihr Niveau der Sprachentwicklung begrenzt. Das Kind kann dann komplizierte Wörter lesen, die für andere gleichaltrige Kinder schwer auszusprechen sind. Doch zeigt eine genauere Untersuchung, dass das allgemeine Leseverständnis noch nicht so ausgeprägt ist. Geschriebene Anweisungen müssen daher stets dem Verständnisniveau des Kindes angepasst sein.
    AUS DEM LEBEN
    Wenn Sätze nur bruchstückhaft oder verzerrt ankommen
    Die Verzerrung der akustischen Wahrnehmung wird von Darren White erklärt:
    »Manchmal konnte ich ein oder zwei Wörter am Anfang verstehen, aber dann schienen alle folgenden Wörter ineinander zu verschwimmen und ich konnte daraus nicht mehr schlau werden.« 39
    »In der Schule war ich oft faul, weil in meinen Ohren die Anweisungen des Lehrers nur noch verzerrt ankamen oder vor meinen Augen alles verschwamm, sodass ich die Tafel nicht mehr richtig erkennen konnte und der Lehrer dann sagte: »Darren, mach mit deiner Arbeit weiter.« 40
    Donna Williams beschreibt es so:
    »Alles, was ich aufnahm, musste ich erst entziffern, so, als müsste es ein kompliziertes Prüfverfahren durchlaufen. Manchmal mussten Leute denselben Satz mehrere Male für mich wiederholen, weil ich nur Bruchstücke davon hörte und wenn ich versuchte, diese Bruchstücke zusammenzusetzen, ergab das nur eine seltsame und unverständliche Botschaft. Es war ein bisschen so, als würde ständig jemand am Lautstärkeregler des Fernsehers herumspielen.« 41
    Auch Temple Grandin schildert solche Erfahrungen:
    »Bis heute habe ich Probleme damit, dass ich einfach abschalte. Ich höre zum Beispiel mein Lieblingslied im Radio und stelle dann fest, dass ich die Hälfte davon verpasst habe. Mein Hörvermögen schaltet sich plötzlich aus. An der Universität musste ich mir ständig Notizen machen, damit ich nicht zwischendurch abschaltete.« 42
    AUS DEM LEBEN
    Schriftliches ist leichter zu verstehen
    Die Vorteile solcher Techniken werden von Therese Jolliffe erklärt:
    »Wenn aber jemand mit mir spricht, muss ich mich wirklich anstrengen und genau zuhören, wenn ich überhaupt eine Chance haben will, die Worte zu verstehen. In der Schule und beim Studium hat es mir geholfen, dass ich die Themen mit Büchern vorbereiten konnte; außerdem standen die Dinge an der Tafel und alles baute logisch aufeinander auf. Wenn es um neuen Stoff ging, haben die Lehrer auch nicht so schnell gesprochen, sondern zwischen den Sätzen immer eine Pause von ein oder zwei Sekunden gemacht, sodass ich präziser erraten konnte, was ich gehört hatte. Wenn ich ein Buch lese, habe ich keine Problem, weil ich die Bedeutung der Wörter sofort vor mir sehe.« 43
Ausdrucksvermögen
    Viele Kinder mit Asperger-Syndrom sprechen entweder zu viel oder zu wenig. Manchmal führt die Begeisterung des Kindes für sein Spezialinteresse dazu, dass es wie ein Wasserfall spricht (ein weiteres Beispiel für eine Metapher, die für Verwirrung sorgen kann). Das kann andere faszinieren – aber auch langweilen. Einigen Kindern gehen dagegen zeitweilig »die Wörter aus« oder sie verstummen sogar gänzlich. Es gibt Kinder, die nur mit ihren Eltern sprechen, aber gegenüber anderen Erwachsenen oder in der Schule schweigen. 44
    AUS DEM LEBEN
    »Wenn ich Angst habe, fehlen mir die Worte«
    Das Ausdrucksvermögen wird durch Angst gehemmt, wie Therese Jolliffe erklärt:
    »Eines der frustrierendsten Dinge beim Autismus ist, dass man anderen nur schwer erklären kann, wie man sich dabei fühlt; ob etwas einem wehtut oder Angst macht oder ob man sich unwohl fühlt oder ob man sich nicht behaupten kann. Ich nehme manchmal Betablocker, um die körperlichen Symptome der Angst zu verringern und auch wenn ich jetzt den Leuten sagen kann, was mir Angst macht, kann ich das doch nie, wenn ein solches Ereignis tatsächlich eintritt. Ähnliches passiert mir, wenn ich von einem Fremden nach meinem Namen gefragt werde. Der fällt mir nicht immer ein, obwohl ich mir, wenn ich entspannt bin,

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