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Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom

Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom

Titel: Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Attwood
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Freunde
    Es hat normalerweise weniger Freunde und spielt im Vergleich zu Gleichaltrigen seltener und kürzer mit anderen Kindern. 2 Das kann auch bei Heranwachsenden der Fall sein. Liane Holliday Willey erklärt in ihrer Autobiografie, dass sie an der Universität »gewohnt war, Freundschaft in recht einfacher Weise zu definieren. Für mich waren Freunde Leute, mit denen ich gerne ein paar Minuten oder Stunden verbrachte.« 3
Jüngere oder Erwachsene werden bevorzugt
    Freundschaften können insofern ungewöhnlich sein, dass das Kind am liebsten mit jüngeren Kindern spielt oder die Gesellschaft Erwachsener vorzieht. Ein Kind beschrieb mir den Freund, den es regelmäßig in den Pausen in der Schule traf. Seine Mutter erklärte dann, dass sein »Freund« der Hausmeister war, dem er in den Pausen bei seiner Arbeit half. Die Schwester meiner Frau, eine Erwachsene mit Asperger-Syndrom, schrieb mir: »Als Kind, als Jugendlicher und als junger Erwachsener bin ich nie gut mit den Gleichaltrigen ausgekommen. Ich war lieber mit älteren Erwachsenen zusammen. Vielleicht, weil sie einen reiferen Charakter haben und natürlich auch ruhiger sind.« Stephen Shore, der auch das Asperger-Syndrom hat, erklärte mir, dass Erwachsene in der Regel mehr Geduld hätten in Gesprächen über Spezialinteressen und dass solche Gespräche auch meist strukturierter seien.
Freundschaft als Besitzverhältnis
    Ein Mensch mit Asperger-Syndrom kann leicht Freundlichkeit mit Freundschaft verwechseln und Freunden die Rolle einer Art verlässlichen Maschine zudenken. Jamie, ein kleines Mädchen mit Asperger-Syndrom, sagte über einen Jungen, mit dem sie regelmäßig spielte: »Er kann doch nicht an einem Tag mit mir spielen und am nächsten Tag mit anderen, dann wäre er doch kein richtiger Freund.« Ein Kind mit Asperger-Syndrom kann sich Freundschaft als eine Art Besitzverhältnis vorstellen und dann ungehalten reagieren, wenn jemand diese persönlichen Regeln der Freundschaft bricht.
    Jugendliche und Erwachsene mit Asperger-Syndrom können Probleme damit haben, sich klarzumachen, dass Freundschaft nicht notwendigerweise etwas mit einem romantischen Interesse zu tun hat.
Warum werden Freundschaften eingegangen?
    Die Fachkraft untersucht auch die Motivation einer Person, Freundschaften einzugehen und die Fähigkeit, solche Freundschaften zu knüpfen und aufrechtzuerhalten, sowie den Wert und die Art der Freunde im Leben der entsprechenden Person. Jugendliche und Erwachsene können Gefühle der Einsamkeit zeigen, wobei ihnen manchmal sehr deutlich bewusst ist, dass sie wenige oder gar keine Freunde haben. Therese Jolliffe schreibt dazu in ihrem persönlichen Bericht über Autismus: »Im Gegensatz zu dem, was viele Menschen denken könnten, ist es für einen autistischen Menschen sehr wohl möglich, sich einsam zu fühlen oder jemanden zu lieben.« 4
    Kinder mit Asperger-Syndrom werden von Eltern und Lehrern manchmal als sozial ungeschickt beschrieben, sodass andere Kinder dann meinen, dass es keinen Spaß machen könne, mit einem solchen Kind zu spielen. Jerry Newport, ein Mann mit Asperger-Syndrom, sagte zu mir: »Wenn man etwas teilt, dann muss man Kontrolle abgeben«, und Holly sagte zu mir während der Diagnose: »Meine Freunde lassen mich nicht das tun, was ich will.«
Kinder mit Asperger-Syndrom spielen oft anders
    Das Kind spielt oft in einer ungewöhnlichen, ganz eigenen Art und Weise, wobei es andere Prioritäten und Interessen hat als seine Altersgenossen, die schnell von Monologen und Vorträgen über die Spezialinteressen des Kindes gelangweilt sind. In Jean-Pauls Betrachtungen zu seiner Kindheit erklärt er: »Ich war nicht besonders gut darin, mit anderen Kindern auf die übliche Weise zu spielen und es hat mir auch selten Spaß gemacht.« 5
    Das fantasievolle Spiel kann sich qualitativ von dem anderer Kinder unterscheiden. In denselben Betrachtungen zu seiner Kindheit beschreibt Jean-Paul sein ungewöhnliches fantasievolles Spiel: »Fantasie ist etwas, das bei jedem Menschen anders ist. Für mich bestand sie aus der Schaffung von Listen, ausgedachten Stammbäumenvon Charakteren, der Erfindung imaginärer Ballspiele oder verschiedener Sprachen, von der Sorte von Listen gab es bei mir unzählige.«
Kinder mit Asperger-Syndrom können durchaus fantasievolles Spiel entwickeln, jedoch handelt es sich meist um eine einzelgängerische und eigenwillige Aktivität.
    Das Kind befindet sich manchmal am Rand des Spielplatzes, mal sich bewusst

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