Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom
Fehlinformationen, um den Asperger-Jugendlichen reinzulegen
Als Quelle für Informationen über Beziehungen können auch Gleichaltrige dienen, die vielleicht erkennen, dass die Person mit Asperger-Syndrom naiv, leichtgläubig und verletzlich ist. So kann ein entsprechender Ratgeber, wenn er böse Absichten verfolgt, der Person Informationen geben und Vorschläge machen, die dazu führen, dass sie sich lächerlich macht. Oder dieser Ratgeber lässt andere glauben, dass die Person mit Asperger-Syndrom böse Absichten verfolge. So kann der Mensch mit Asperger-Syndrom schnell »reingelegt« werden und an den Folgen der bewusst fehlleitenden Ratschläge zu leiden haben.
Es ist wichtig, dass ein Jugendlicher mit Asperger-Syndrom Zugang zu korrekten Informationen über Beziehungen hat, besonders in den frühen Phasen einer Beziehung, die über bloße Freundschaft hinausgeht, und dass jemand da ist, dem er vertraut und der Hilfestellungen geben kann.
Die rein sexuellen Absichten werden oft nicht erkannt
Ich kenne junge Mädchen mit Asperger-Syndrom, die zunächst sozial isoliert waren, sich aber dann, mit den körperlichen Veränderungen, die die Pubertät mit sich bringt, von der Aufmerksamkeit der Jungen geschmeichelt fühlten. Aufgrund ihrer Naivität erkannten sie nicht, dass diese Aufmerksamkeit rein sexueller Natur war. Wenn ein solches junges Mädchen keine Freundinnen hat, die ihr in Bezug auf Verabredungen und intime Fragen Rat geben können, können Fragen der Promiskuität und der sexuellen Erfahrungen problematisch werden. Teenagerinnen mit Asperger-Syndrom sind oft nicht so »gewieft« und erkennen Jungen mit rein sexuellen Absichten nicht so leicht, sodass sie anfällig für sexuelle Ausbeutung werden, wenn sie verzweifelt versuchen, bei Gleichaltrigen beliebt zu sein.
Soziale Phobie
Jugendlichen, besonders Mädchen, mit Asperger-Syndrom, wird zunehmend bewusst, dass sie sozial naiv sind und soziale Fehler machen. Die Sorge über die eigene soziale Unfähigkeit und auffällige Fehler kann zur Entwicklung einer sozialen Phobie und einem zunehmenden sozialen Rückzug führen. Carrie sagte zu mir: »Ich lebe in einer ständigen Angst davor, tägliche soziale Begegnungen durchleben zu müssen.«
Die Angst kann vor allem abends vor dem Schlafengehen akut werden, wenn der Jugendliche die sozialen Erfahrungen des Tages Revue passieren lässt. Ihm oder ihr ist in dem Moment sehr bewusst, was andere Menschen über ihn oder sie denken, was ein wesentlicher Grund für eine Phobie (»Ich habe mich wahrscheinlich völlig lächerlich gemacht«) oder für Depressionen (»Immer wieder mache ich diese Fehler und das bleibt wohl auch so«) sein kann.
Es ist wichtig, dass Jugendliche und junge Erwachsene mit Asperger-Syndrom positives Feedback im Hinblick auf soziale Kompetenz von ihren Eltern oder von Gleichaltrigen erhalten und dass man ihnen Hilfestellungen und Vorbereitungen dafür, was sie in bestimmten sozialen Situationen sagen und tun sollen, bietet. Der Sinn ist dabei der, dass die Person ihre negative Selbstwahrnehmung ändert und eine positive oder optimistische Selbstwahrnehmung annimmt, dass sie sich auf ihre Erfolge konzentriert, nicht auf die Fehler. Strategien zur Änderung der Einstellungen und der Selbstwahrnehmung werden im Abschnitt »Kognitive Verhaltenstherapie« in Kapitel 6 sowie im Kapitel 14 über Psychotherapie noch näher besprochen.
Die Freundschaft aufrechterhalten
Wenn es zu einer Freundschaft kommt, besteht eine der Schwierigkeiten für Menschen mit Asperger-Syndrom darin zu wissen, wie sie sie aufrechterhalten können. Wie oft soll man miteinander Kontakt haben, welche Gesprächsthemen sind angemessen, was sind passende Geschenke, welche mitfühlende Bemerkungen und Gesten kann man machen, wie toleriert man Meinungsverschiedenheiten? Es kann eine Tendenz vorherrschen, die Dinge schwarz oder weiß zu sehen, etwa,dass dann, wenn ein Partner ein Fehltritt unterläuft, sofort die Beziehung beendet wird, statt nach Möglichkeiten einer Versöhnung zu suchen. Eine nützliche Strategie kann es hier sein, diese Person dazu zu ermuntern, Rat bei anderen Freunden oder Familienmitgliedern zu suchen, bevor sie fatale Entscheidungen trifft.
Anderen die Asperger-Merkmale erklären
Wenn ein Kind mit Asperger-Syndrom diagnostiziert wird, dient die frühe Intervention dazu, soziale Fähigkeiten in der Grundschule zu verbessern. Und wenn die Interventionen bis hin zur Universität fortgeführt werden,
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