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Ein Garten im Winter

Ein Garten im Winter

Titel: Ein Garten im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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er.
    »Sind das meine kleinen Schätze?«, fragt Sascha.
    Leo setzt sich auf. »Papa?«
    Sascha beugt sich vor und hebt beide Kinder hoch, als wögen sie nichts. Zum ersten Mal seit Monaten erfüllt ihr Lachen die Wohnung. Sie liefern sich einen Wettstreit um seine Aufmerksamkeit, winden sich wie kleine Welpen auf seinem Arm. Als er sie zum Ofen bringt, hört Vera Fetzen ihres Gesprächs.
    »Ich kann schon Feuer machen, Papa –«
    »Aber ich kann Holz hacken –«
    »Schinken! Du hast uns Schinken mitgebracht!«
    Vera setzt sich zu ihrer Mutter, die lächelt.
    »Er ist wieder da«, sagt die Mutter.
    »Er hat etwas zu essen mitgebracht«, sagt Vera.
    Die Mutter setzt sich mühsam auf. Vera hilft ihr und richtet die Kissen hinter ihr.
    Als sie aufrecht sitzt, riecht man deutlich ihren schlechten Atem. »Verbring den Tag mit deiner Familie, Vera. Heute mal kein Schlangestehen. Kein Wasserholen. Kein Krieg. Einfach nur zusammen sein.« Sie hustet in ein angegrautes Taschentuch. Beide tun so, als sähen sie die Blutflecke nicht.
    Vera streicht ihrer Mutter über die Stirn. »Ich mach dir süßen Tee. Und du wirst ein bisschen Schinken essen.«
    Sie nickt und schließt wieder die Augen.
    Vera bleibt noch einen Augenblick bei ihr sitzen, lauscht auf den schweren Atem ihrer Mutter, das Lachen ihrer Kinder und die Stimme ihres Mannes. Eine seltsame Mischung. Sie kommt sich etwas fehl am Platz vor. Schließlich packt sie den ausgezehrten Körper ihrer Mutter warm ein und steht auf.
    »Er ist so stolz auf dich«, sagt die Mutter mit einem Seufzer.
    »Sascha?«
    »Dein Papa.«
    Unerwartet spürt Vera einen Kloß im Hals. Ohne ein Wort geht sie zu den anderen. Leos Lachen wärmt sie mehr, als es die brennenden Beine eines alten Schreibtischs je könnten. Sie holt ihre schwere Bratpfanne hervor, brät ein paar Scheiben Schinken in einem Spritzer Sonnenblumenöl und gibt in der letzten Minute Zwiebelringe dazu.
    Ein Festmahl.
    Der ganze Raum duftet nach fettem, brutzelndem Schinken und süßen, karamellisierten Zwiebeln. Sie gibt sogar noch etwas Honig zu ihrem Tee, und als sie sich alle zum Essen auf die alte Matratze setzen (weil es keine Stühle mehr gibt), sagt niemand ein Wort. Selbst die Mutter ist vollkommen in der ungewohnten Tätigkeit des Essens versunken.
    »Darf ich noch was, Mama?«, fragt Leo und wischt mit dem Finger durch die leere Tasse, um sich auch kein Tröpfchen Honig entgehen zu lassen.
    »Nein, leider«, antwortet Vera leise, denn sie weiß, so fürstlich das Frühstück auch ist, es wird keinem von ihnen reichen.
    »Lasst uns in den Park gehen«, schlägt Sascha vor.
    »Aber der ist mit Brettern zugenagelt«, erklärt Anja. »Wie ein Gefängnis. Da spielt niemand mehr.«
    »Wir schon«, erwidert Sascha lächelnd, als wäre es ein ganz normaler Tag.
    Draußen schneit es. Ein weißer Schleier legt sich sanft über die Stadt. Die Drachenzähne und die Gräben sind nur weiße Hügel und Täler. Hier und da sitzt eine weiße Gestalt auf einer Bank oder liegt neben der Straße, aber darüber kann man leicht hinwegsehen. Vera hofft nur, dass ihre Kinder nicht wissen, was sich unter dem Schnee verbirgt.
    Im Park glitzert alles in makellosem Weiß. Das Reiterstandbild ist wegen der Sandsäcke nur teilweise zu sehen. Die Bäume sind mit gefrorenem Schnee überzogen, und an ihren Ästen hängen Eiszapfen. Vera wundert sich, dass kein Baum gefällt wurde. In der ganzen Stadt sind keine Zäune, Bänke oder Geländer aus Holz mehr zu finden, aber nicht ein Baum ist gefällt worden, um Brennholz daraus zu machen.
    Die Kinder rennen sofort los und lassen sich dann kichernd auf den Rücken fallen, um Schnee-Engel zu machen.
    Vera setzt sich mit Sascha auf eine schwarze schmiedeeiserne Bank. Neben ihnen erzittert ein Baum und lässt Schnee und Eistropfen auf sie rieseln. Sie nimmt Saschas Hand, und obwohl sie beide Handschuhe tragen, ist es tröstlich, seinen festen Griff zu spüren.
    »Es wird eine Eisstraße über den Ladoga-See gebaut«, erklärt er schließlich, und jetzt weiß sie, was er ihr sagen will.
    »Ich hab gehört, die Wagen brechen ständig ein.«
    »Im Moment noch. Aber es wird funktionieren. Man wird Nahrungsmittel in die Stadt bringen können. Und Leute aus ihr heraus.«
    »Tatsächlich?«
    »Es ist die einzige Evakuierungsmöglichkeit.«
    »Tatsächlich?« Sie wendet den Blick ab, weil sie ihm nicht erzählen will, dass sie bei einer anderen Evakuierung fast ihre Kinder verloren hätte.
    »Sobald die

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