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Ein Garten im Winter

Ein Garten im Winter

Titel: Ein Garten im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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müssen.
    Ihre Mutter war kein Mensch, nach dem man die Arme ausstreckte.
    Am Abend holten Meredith und Jeff ihre Töchter am Bahnhof ab. Es war ein bedrückendes Wiedersehen, voller trauriger Blicke und unausgesprochener Worte, ganz anders als sonst.
    »Wie geht es Grandpa?«, fragte Jillian, als sie die Türen geschlossen hatten und alle im Wagen saßen.
    Meredith hätte jetzt gern gelogen, aber es war zu spät, sie zu schützen. »Nicht gut«, antwortete sie leise. »Aber er wird sich freuen, euch zu sehen.«
    Maddys Augen füllten sich mit Tränen. Das kam nicht überraschend. Ihre jüngere Tochter war immer die emotionalere gewesen. Niemand lachte lauter oder weinte heftiger als Maddy. »Können wir ihn heute Abend noch sehen?«
    »Natürlich, Schatz. Er wartet auf uns. Und eure Tante Nina ist auch da.«
    Maddy lächelte, aber es wirkte eher verzagt, wie der Schatten ihres früheren Lächelns. »Cool.«
    Irgendwie schmerzte Meredith dieses gedämpfte Cool am meisten, mit allem, was es einschloss. Darin lagen die bevorstehende Veränderung und die Trauer, die ihre Familie neu konfigurieren würde. Maddy und Jillian liebten Nina heiß und innig. Normalerweise behandelten sie sie wie einen Rockstar.
    Und jetzt nur dieses leise geflüsterte Cool.
    »Vielleicht sollte er einen weiteren Spezialisten aufsuchen«, bemerkte Jillian. Ihre Stimme war leise und ruhig, und Meredith hörte darin die zukünftige Ärztin. Vernünftig und gefasst, das war Jillian.
    »Er war bei mehreren guten Ärzten«, erklärte Jeff. Dann schwieg er eine Minute, um die Bedeutung der Worte wirken zu lassen, und ließ den Wagen an.
    Normalerweise hätten sie auf der Fahrt geplaudert, gelacht und Geschichten erzählt, und zu Hause hätten sie in der Küche etwas gespielt oder im Wohnzimmer einen Film angesehen.
    Heute Abend aber verlief die Fahrt ungewöhnlich leise. Die Mädchen versuchten, ein Gespräch in Gang zu bringen, erzählten sich Belanglosigkeiten über Seminare, Kommilitonen und sogar das Wetter, aber ihre Worte durchdrangen kaum die gedrückte Stimmung im Wagen.
    Auf Belije Notschi gingen sie ins Haus und stiegen die schmale Treppe in den ersten Stock hinauf. Auf dem Treppenabsatz drehte sich Meredith zu ihnen um und wollte sie warnen, wie schwach ihr Grandpa aussah. Doch dazu waren ihre Töchter schon zu groß. Daher nickte sie kurz, öffnete die Tür und ging dann voran ins Schlafzimmer. »Hey, Dad. Sieh mal, wer dich besuchen kommt.«
    Nina saß vor dem Kamin, mit dem Rücken zum hell lodernden Feuer. Als sie eintraten, stand sie auf. »Das können doch unmöglich meine Nichten sein«, sagte sie, aber sie lachte nicht dazu wie sonst.
    Sie ging zu den Mädchen und nahm sie fest in die Arme. Dann umarmte sie ihren Schwager.
    »Euer Großvater hat schon auf euch gewartet«, sagte ihre Mutter und erhob sich aus ihrem Schaukelstuhl am Fenster. »Genau wie ich.«
    Meredith fragte sich, ob sie als Einzige die Veränderung in der Stimme der Mutter gehört hatte.
    Es war schon immer so gewesen: So kühl sie ihren Töchtern begegnete, so warmherzig verhielt sie sich gegenüber ihren Enkelinnen. Jahrelang hatte es Meredith gekränkt, wie offensichtlich sie Jillian und Maddy vorzog, aber am Ende war sie dankbar, dass die Mutter ihren Töchtern das Gefühl gab, geliebt zu werden.
    Die Mädchen umarmten jetzt ihre Großmutter und wandten sich dann zu dem großen Himmelbett.
    Darin lag ihr Großvater. Sein Gesicht war erschreckend bleich, sein Lächeln zittrig.
    »Meine Enkelinnen«, sagte er leise. Meredith bemerkte, wie betroffen ihre Töchter bei seinem Anblick waren. Ihr ganzes Leben lang war er wie die Apfelbäume auf ihrer Plantage gewesen: robust und verlässlich.
    Jillian beugte sich als Erste zu ihm und gab ihm einen Kuss. »Hey, Grandpa.«
    Maddy hatte Tränen in den Augen. Sie griff nach der Hand ihrer Schwester und hielt sie fest. Dann öffnete sie den Mund, um etwas zu sagen, brachte aber nichts heraus.
    Der Vater streckte seine zitternde, fleckige Hand aus und drückte sie ihr an die Wange. »Nicht weinen, Prinzessin.«
    Maddy wischte sich über die Augen und nickte.
    Er versuchte, sich aufzusetzen. Meredith trat zum Bett, um ihm zu helfen. Sie schüttelte die Kissen hinter ihm auf.
    Er hustete heftig und sagte: »Jetzt sind wir alle da.« Er blickte zu seiner Frau. »Es ist Zeit, Anja.«
    »Nein«, entgegnete sie ausdruckslos.
    »Du hast es versprochen«, erwiderte er.
    Meredith spürte eine Unterströmung im Zimmer. Sie blickte

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