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Ein Garten im Winter

Ein Garten im Winter

Titel: Ein Garten im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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Schritt zurück. »Wir müssen in etwa einer Stunde los. Um neun habe ich einen Termin.«
    Sie nickte und strich sich das Haar aus dem Gesicht. »Ist gut.«
    In der darauffolgenden Stunde spulte sie ihre Routine ab, als wäre es ein ganz normaler Tag, doch als sie auf den Fahrersitz ihres großen SUV stieg, konnte sie sich nichts mehr vormachen. Plötzlich wurde ihr ihre Entscheidung mit solcher Macht bewusst, dass sie erschauerte.
    Vor ihr ließ Jeff seinen Lieferwagen an, dann fuhren sie getrennt nach Belije Notschi.
    Dort fanden sie Mom im Wohnzimmer, vor ihrem Altar. Sie trug einen schwarzen Wollmantel und einen weißen Seidenschal und wirkte damit elegant und stark. Sie hielt den Rücken gerade und die Schultern gestrafft. Ihre schneeweißen Haare waren zurückgenommen, und als sie sich umwandte und Meredith ansah, waren ihre eisblauen Augen vollkommen klar.
    Merediths Entschlossenheit schwand, und Zweifel stieg in ihr auf.
    »Der Altar muss mit«, erklärte die Mutter. »Die Kerze darf nicht ausgehen.« Sie griff nach den Krücken, die Dr. Burns ihr mitgebracht hatte, steckte sie sich unter die Arme und humpelte langsam auf Meredith und Jeff zu.
    »Du brauchst Hilfe«, sagte Meredith. »Ich kann nicht ständig hier sein.«
    Ihre Mutter ließ es sich nicht anmerken, ob sie ihr zuhörte oder überhaupt auf sie achtete. Sie humpelte an Meredith vorbei zur Haustür. »Meine Tasche ist in der Küche.«
    Meredith hätte es wissen müssen, dass von ihrer Mutter keine Absolution zu erwarten war. Sie wusste nur zu gut, dass ihre Mutter ihr niemals geben würde, was sie brauchte. Wahrscheinlich gab es nichts, das sie so genau wusste wie dies. Sie ging an ihrer Mutter vorbei in die Küche.
    Dort stand die falsche Tasche. Meredith hatte am Abend zuvor den großen roten Koffer gepackt. Sie beugte sich vor und öffnete die Reisetasche.
    Sie war voller Butterpäckchen und Ledergürtel.

Acht
    Schüsse weckten Nina.
    Direkt vor dem Fenster wurden Maschinengewehre abgefeuert; die schmuddeligen, abbröckelnden Wände ihres Hotelzimmers bebten. Ein Rinnsal aus Gips und Lehm rieselte auf den Boden. Irgendwo zersprang ein Fenster, und eine Frau schrie. Nina kletterte aus dem Bett und kroch zum Fenster.
    Über die Straße voller Schutthaufen rollten Panzer. Männer in Uniformen – eigentlich noch Jugendliche – gingen nebenher, schossen mit ihren Maschinengewehren und lachten, wenn die Passanten Deckung suchten und flüchteten.
    Nina drehte sich um und lehnte sich gegen die raue Wand, dann ließ sie sich auf den staubigen Boden sinken. Eine Ratte huschte über die Holzdielen und verschwand im Schatten ihres sogenannten Schranks.
    Mein Gott, sie hatte all das so satt.
    Es war Ende April. Noch einen Monat zuvor war sie mit Danny im Sudan gewesen, aber es kam ihr vor wie eine Ewigkeit.
    Ihr Handy klingelte.
    Sie kroch über den dreckigen Boden und lehnte sich an eine Seite ihres Betts. Sie tastete auf dem Nachttischchen nach dem Telefon und ließ es dann aufschnappen. »Hallo?«
    »Nina? Bist du das? Ich kann dich kaum verstehen.«
    »Maschinengewehre. Hey, Sylvie, was ist?«
    »Wir verwenden deine Fotos nicht«, erklärte Sylvie. »Ich will nicht lange drum herumreden: Sie sind nicht gut genug.«
    Nina traute ihren Ohren nicht. »Scheiße, das soll doch wohl ein Witz sein! Selbst meine miesesten Bilder sind besser als die meisten der Arschlöcher, die du anheuerst.«
    »Aber die hier unterbieten noch deine miesesten, Mädel. Was ist los?«
    Nina strich sich das Haar aus dem Gesicht. Seit Wochen war sie nicht beim Friseur gewesen, und jetzt waren ihre Haare so schmutzig, dass sie einfach dort stehen blieben, wohin man sie schob. Seit Tagen gab es kein Wasser im Hotel – im ganzen Block. Seit die Kämpfe eskaliert waren. »Ich weiß es nicht, Sylvie«, sagte sie schließlich.
    »Du hättest nicht so schnell wieder arbeiten sollen. Ich weiß doch, wie sehr du deinen Vater geliebt hast. Kann ich irgendwas für dich tun?«
    »Wenn ich die Titelseite kriege, geht’s mir immer besser.«
    Sylvies Schweigen sagte mehr als tausend Worte. »Wer trauert, gehört nicht in Krisengebiete, Nina. Vielleicht hast du deinen Biss verloren, weil du eigentlich ganz woanders sein müsstest.«
    »Ja, ja. Okay …«
    »Alles Gute, Nina. Das meine ich ernst.«
    »Danke«, erwiderte sie und beendete das Gespräch.
    Sie sah sich in dem dunklen, schmuddeligen Zimmer um, spürte den Widerhall der Gewehrsalven in ihrem Rückgrat und fühlte sich auf einmal

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