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Ein Garten im Winter

Ein Garten im Winter

Titel: Ein Garten im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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Weltuntergang wirklich kommen, würde auf Belije Notschi niemand hungern.
    Ihr Blick fiel auf das Bœuf Stroganoff und die selbstgemachten Nudeln.
    Alles schon fertig. Genau, was sie brauchte. Sie stellte Wasser für die Nudeln auf den Herd und gab das Fleisch zum Auftauen in die Mikrowelle. Gerade wollte sie den Tisch decken, als die Sonne draußen ihre Aufmerksamkeit weckte. Sie ging zum Fenster, blickte hinaus und sah, dass die Apfelplantage in voller Blüte stand.
    Sie rannte zu ihrer Fototasche, holte einen Fotoapparat heraus und ging hinaus, wo sie sich sofort in der Bilderflut verlor. Sie schoss unzählige Aufnahmen von allem: den Bäumen, den Blüten, den Räucherfässern; und bei jedem Klick dachte sie an ihren Dad und seine Liebe zu dieser Jahreszeit. Schließlich ging sie langsam zum Haus zurück und gelangte zum sogenannten Wintergarten ihrer Mutter.
    An diesem überraschend sonnigen Tag war der Garten die reinste Orgie aus weißen Blüten und saftig grünen Stängeln und Blättern. Etwas süß Duftendes blühte gerade, und dieser Duft mischte sich mit dem der fruchtbaren Erde. Nina setzte sich auf die schmiedeeiserne Bank. Sie hatte diesen Garten immer als das Reich ihrer Mutter betrachtet, aber jetzt, mit den blühenden Apfelbäumen um sie herum, spürte sie die Gegenwart ihres Vaters so deutlich, als säße er direkt neben ihr.
    Sie machte erneut Aufnahmen: zwei Ameisen auf einem grünen Blatt; eine makellose, perlmuttweiße Magnolienblüte, die Kupfersäule, die immer im Zentrum dieses Gartens gestanden hatte, mit ihrer blaugrünen Patina –
    Nina ließ die Kamera sinken.
    Jetzt standen dort zwei Säulen. Die neue schimmerte in hellem Kupferton und trug eine elegante Gravur.
    Sie hielt wieder die Kamera vors Auge und richtete den Fokus auf die neue Säule. In der oberen Hälfte war eine kunstvolle Verzierung. Wie eine Girlande. Blätter, Efeu, Blumen. Und der Buchstabe E.
    Sie drehte sich leicht und fokussierte die andere Säule. Mit einer Hand schob sie die Ranken und Blüten beiseite und betrachtete die Verzierung.
    Sie hatte sie schon unzählige Male gesehen, aber nun studierte sie sie zum ersten Mal genauer. In der verschlungenen Gravur waren russische Buchstaben zu erkennen. Ein A und offenbar das kyrillische Zeichen für P, dann ein Kreis – der ein O sein konnte – und etwas, das aussah wie eine Spinne. Und noch ein paar weitere, die sie nicht identifizieren konnte.
    Sie streckte gerade ihre Hand aus, um darüberzustreichen, als ihr das Wasser auf dem Herd einfiel.
    »Scheiße!« Sie rannte ins Haus.

Neun
    Meredith hatte sich einen Plan ausgedacht und daran hielt sie sich. Sie hatte beschlossen, dass Nina nach zwei Nachmittagen und einem Abend mit ihrer Mom verstehen würde, warum sie sie ins Heim gegeben hatte. Zugegeben, in den letzten Wochen ging es ihr besser, aber Meredith glaubte dennoch nicht eine Sekunde, dass sie für sich selbst sorgen konnte.
    Und es war wichtig – wesentlich sogar –, dass Nina den Ernst der Lage begriff. Meredith wollte die Last dieser Entscheidung nicht länger allein tragen. Die Mutter war nun seit knapp sechs Wochen im Pflegeheim, und ihr Knöchel war vollständig geheilt. Bald würde man eine Dauerlösung finden müssen, und Meredith weigerte sich, dies allein zu übernehmen.
    Um halb fünf verließ sie das Büro und fuhr zum Pflegeheim. Dort winkte sie Sue Ellen, der Empfangsdame, zu und ging, die Schlüssel in der einen, die Tasche in der anderen Hand, mit hoch erhobenem Kopf an ihr vorbei. Vor dem Zimmer ihrer Mutter verharrte sie gerade lang genug, um sich zu versichern, dass sie sich nichts vorzuwerfen hatte, dann öffnete sie die Tür.
    Dort jedoch sah sie zwei Männer in blauem Overall, die das Zimmer reinigten. Der eine wischte den Boden, der andere putzte das Fenster. Auf dem Bett sah man statt der neuen Bettwäsche, die Meredith gekauft hatte, nur eine nackte blaue Matratze.
    »Wo ist Mrs Whitson?«
    »Ausgezogen«, sagte einer der Männer, ohne aufzublicken. »Ohne Vorwarnung.«
    Meredith blinzelte. »Wie bitte?«
    »Ausgezogen.«
    Meredith machte auf dem Absatz kehrt und marschierte zum Empfang zurück. »Sue Ellen«, sagte sie und presste sich die Fingerspitzen gegen ihre linke Schläfe. »Wo ist meine Mutter?«
    »Sie ist mit Nina gegangen. Ausgezogen, einfach so. Ohne jede Vorwarnung.«
    »Nun, das ist ein Irrtum. Meine Mutter wird zurück –«
    »Aber das Zimmer ist bereits anderweitig vergeben, Meredith. Mrs McGutcheon übernimmt

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