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Ein Gebet für die Verdammten

Ein Gebet für die Verdammten

Titel: Ein Gebet für die Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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verschwunden. Mir blieb nichts anderes übrig, als zu Fuß loszumarschieren. Ich hätte mich ohrfeigen können, denn soviel stand fest: Sobald andere von meinem Mißgeschick erfuhren, würden sie mich hänseln, und ich müßte mich in Grund und Boden schämen. Deshalb habe ich es zunächst für mich behalten. Du mußt bedenken, was füreine Schmach das für mich, Dúnchad Muirisci von den Uí Fiachracha Muaide, ist, dessen Abstammungslinie zurückreicht bis zu dem großen Hochkönig Niall Noigiallach. Wenn die Welt erfährt, daß ich bei einer harmlosen Jagd abgeworfen wurde und mir mein Pferd davonlief, gibt das Stoff genug für die Barden der fünf Königreiche. Ich schwor mir also, sollte ich mein Pferd wiederfinden, würde ich kein Sterbenswörtchen darüber verlieren, daß es mir abhanden gekommen war, und so meinen Ruf wahren.« Es stimmte, die Edelleute und Krieger von Éireann maßen Ehre und untadeligem Ruf große Bedeutung bei. »Das ist die nackte Wahrheit«, meinte er arglos und lehnte sich zurück. »Besonders stolz darauf bin ich nicht.«
    »Dann hast du dein Roß eingefangen und dir die Geschichte zurechtgelegt, wie du sie mir und Finguine bei deiner Rückkehr erzählt hast«, schlußfolgerte Fidelma.
    Der junge Held fühlte sich nicht wohl in seiner Haut und zögerte mit einer Antwort. Fidelma ließ nicht locker.
    »Oder hast du dein Pferd nicht gleich wiedergefunden? Hast du gelogen? Was ist nun wahr? Ich möchte von dir die ganze Wahrheit hören.«
    »Die Wahrheit? Ist der Zeitpunkt so wichtig? Ich habe mein Pferd wiedergefunden – wann das war, spielt doch wohl keine Rolle.«
    »Die Wahrheit ist immer wichtig«, belehrte sie ihn.
    »Ich habe eine ganze Weile nach dem Pferd gesucht«, gestand er. »Und weil ich zu Fuß unterwegs war, kam mir das wie eine Ewigkeit vor. Sogar mein
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wurde mir richtig beschwerlich. Schließlich habe ich ihn ins Gebüsch geschleudert, um rascher voranzukommen. Ganz schön lange bin ich auf der Suche nach dem Biest umhergewandert. Ich wollte schon aufgeben und mich damit abfinden, zu Fuß nach Cashelpilgern zu müssen und den Spott der Leute zu ertragen.«
    »Aber du hast es dann doch gefunden«, drängte ihn Fidelma. »Wie kam das?«
    »Das war ganz merkwürdig. Ich zog durch den Wald und kam an einen Hügel.«
    Eilfertig fiel ihm Eadulf ins Wort. »Beschreib uns die Gegend genauer.«
    Dúnchad schaute bei dem Einwurf verdutzt auf, zuckte die Achseln und gab knapp die gewünschte Auskunft.
    »Aber du bist nicht auf den Hügel gestiegen und hast dich von oben umgeschaut?« erkundigte sich Eadulf.
    Der Befragte schüttelte den Kopf. »Ist das so wichtig?«
    »Das ist sogar sehr wichtig, denn dort wurde Muirchertach Nár ermordet«, erklärte ihm Eadulf. »Sein Leichnam lag in der Senke hinter dem Hügel.«
    Der junge Edelmann war erschüttert. »Davon hatte ich nicht die geringste Ahnung. Ich kam bis zum Fuß der Anhöhe, und da vernahm ich Pferdegetrappel in der Nähe.«
    »Pferde?«
    »Der Gedanke an Ehrenrettung und guten Ruf war vergessen. Ich rief laut und eilte in die Richtung, aus der die Geräusche kamen. Hoffte ich doch, bei einem Mitglied der Jagdgesellschaft hinten aufsitzen zu können. Die Pferde waren ganz deutlich zu hören. Aber die Reiter bemerkten mein Rufen nicht. Da der Weg, den sie eingeschlagen hatten, geradewegs nach Cashel führte, beschloß ich, ihren Spuren zu folgen. Ich war noch nicht weit gegangen, da geriet ich an eine Stelle, wo der Weg ziemlich steinig wird. Und genau dort erblickte ich meinen Hengst. Der stand ganz brav da und wartete.«
    »Du sagtest vorhin, daß das merkwürdig war«, griff Fidelma ein. »Inwiefern merkwürdig?«
    »Mein Roß war an einen Strauch gebunden.«
    »Nicht einfach mit den Zügeln hängengeblieben?«
    Dúnchad Muirisci schüttelte energisch den Kopf. »Ich kann doch unterscheiden, ob sich ein Pferd mit dem Zaumzeug verheddert oder ob jemand die Zügel absichtlich um einen Ast gebunden hat, damit es nicht weglaufen kann.«
    »Und du bist dort keinem begegnet? Auch nirgends einem anderen Pferd, das angebunden war?«
    »Nein, weit und breit war niemand zu sehen, kein Mensch, kein weiteres Pferd.«
    »Und was hast du dann unternommen?«
    »Ich sagte mir, du bleibst bei deiner ursprünglichen Geschichte, bin aufgestiegen und zur Festung geritten. Oh, eins habe ich noch vergessen. Ich merkte, daß mein Roß leicht lahmte. Da habe ich die Hufe untersucht und festgestellt, daß ein Hufeisen gebrochen war. Das muß in

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