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Ein Gebet für die Verdammten

Ein Gebet für die Verdammten

Titel: Ein Gebet für die Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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ich. Jedenfalls ging es mich nichts weiter an, und bei der zweiten Ruhestörung habe ich mich gar nicht erst gerührt. Später ist mir aufgegangen, daß man da gerade den Mord an Ultán entdeckt hatte.«
    Alle schwiegen, und auch der Thronfolger von Connacht stand unschlüssig auf. »Was geschieht mit Muirchertach Nár?« fragte er.
    »Gegenwärtig ruht sein Leichnam im Apothekenraum von Bruder Conchobhar«, erwiderte Fidelma. »Man wird ihn waschen und zur Bestattung vorbereiten.«
    »Er gehört in die große Abtei von Cluain Mic Nois, wie alle rechtmäßigen Könige von Connacht, wo auch seine Vorväter begraben sind.«
    »Im Augenblick ist eine Überführung kaum möglich. Weder du noch Aíbnat, ja nicht einmal eure engste Dienerschaft, dürfen aus der Festung, bevor die Untersuchung abgeschlossen ist.«
    »Du willst die Leiche hier lassen?« fragte Dúnchad Muirisci entsetzt.
    »Ich hoffe, es dauert nicht allzu lange«, erwiderte Fidelma ernst.
    »Wir können von Glück sagen, daß wir Winter haben und es kalt ist«, murmelte Eadulf sarkastisch.
    Draußen auf dem Gang meinte er: »Die Geschichte, die er uns aufgetischt hat, klingt ziemlich unwahrscheinlich. Ich würde ihr keinen Glauben schenken.«
    »Leider haben die unwahrscheinlichen Geschichten es an sich, der Wahrheit ziemlich nahezukommen«, sinnierte Fidelma. »Allerdings gebe ich dir recht, so ganz unbesehen können wir sie nicht hinnehmen.«
    »Zum Beispiel nicht die Erklärung, warum Schwester Sétach ihn aufgesucht hat. Wenngleich … Promiskuität hatten sie wohl auch nicht im Sinne.«
    Fidelma lachte auf. »Interessant deine Wortwahl, Eadulf.«
    »Ich wollte lediglich sagen, Schwester Sétach müßte sich geradezu zügellos gebärden, falls sie … Na du weißt schon.Kann sein, sie war erst kurz vor uns bei Dúnchad Muirisci aufgetaucht.«
    Fidelma blieb stehen. »Halt, Eadulf, mitunter legst du unbewußt den Finger auf etwas, das mir entgangen ist.«
    »Etwas mit Schwester Sétach? Ich wüßte nicht, was«, erwiderte ihr Partner begriffsstutzig
    »Nein, es hat mit Schwester Marga zu tun. Die werde ich mir als nächste vorknöpfen.«
     
    Sie waren auf dem Weg zur Herberge, in der die Glaubensschwestern untergebracht waren. Fast wären sie an einer Ecke mit Abt Augaire zusammengestoßen. Freundlich begrüßte er sie nicht.
    »Wie weit bist du mit deinen Nachforschungen, Schwester Fidelma?« erkundigte er sich barsch. »Ich komme gerade von Aíbnat. Merkwürdig, daß du so ein Geheimnis um die Sache machst. Jedenfalls muß mit Muirchertach Nárs Leichnam bald etwas geschehen. Kannst du die Sache nicht zügig zum Abschluß bringen, damit wir ihn zum Begräbnis nach Connacht geleiten können?«
    »Nicht so schnell«, entgegnete Fidelma in aller Ruhe.
    »Es geht das Gerücht um, man hätte Bruder Drón mit Muirchertachs Pferd ertappt.«
    »Gerüchte verbreiten sich rasch. Gut Ding will Weile haben. Man darf nichts überstürzen, das weißt du sehr wohl, Augaire. Da du eben Bruder Drón erwähnt hast, möchte ich dir eine Frage stellen. Bist du ihm in der Nacht, als Abt Ultán ermordet wurde, auf dem Gang begegnet, nachdem du Dúnchad Muiriscis Gemach verlassen hattest?«
    Abt Augaire überlegte kurz. »War er denn überhaupt dort?«
    »Das möchte ich von dir wissen.«
    »Soweit ich mich erinnere, habe ich mich von Dúnchad Muirisci verabschiedet und bin geradewegs zu meiner Kammer gegangen und dort bis zum Morgen geblieben. Gesehen habe ich unterwegs niemanden. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Bruder Drón irgendwo im Gang auf der Lauer lag, es sei denn …« Er machte eine Pause.
    »Es sei denn?« bohrte Fidelma.
    Abt Augaire machte eine lässige Handbewegung. »Im Gang gibt es eine Fensternische, du kennst sie bestimmt, in den Gängen hier gibt es mehrere davon. Ich wollte sagen, es sei denn, er hätte sich in die Nische gedrückt und dort gewartet … Jedenfalls bin ich daran vorbeigegangen und habe keinen gesehen. Natürlich hätte er auch auf dem Sims stehen können, der außen vor der Fensternische an der Mauer entlangläuft.« Er lächelte boshaft bei dem Gedanken. »Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, daß Bruder Drón sich solchen Gefahren aussetzt. In dem Gesims sind etliche Steine lose.«
    »Bruder Drón dürfte sich kaum auf so ein Akrobatenstück einlassen«, bemerkte Eadulf sarkastisch.
     
    Fidelma und Eadulf trafen Schwester Marga in der Frauenherberge an. Die junge Nonne war gerade aus dem Badehaus gekommen, ein leichter

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