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Ein Gebet für die Verdammten

Ein Gebet für die Verdammten

Titel: Ein Gebet für die Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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räumte Eadulf mißvergnügt ein. »Sag schon, was habe ich übersehen?«
    »Muirchertachs Pferd ist dem Gaul des Mörders aus eigenem Antrieb gefolgt. Pferde muß man nicht unbedingt am Zügel führen. Der Täter merkte, daß der Schecke des Königs ihm hinterhertrottete und begriff, daß ihn das hochgradig verdächtig machen würde. Daher stieg er ab und band ihn mit seinen Zügeln an einen Baum; somit war er festgemacht, und er konnte unbehelligt weiterreiten.«
    »Logisch ist das schon«, gab Eadulf widerstrebend zu. »Nur daß ein Pferd so ohne weiteres einem fremden Gaul hinterherläuft, wäre mir nie in den Sinn gekommen.«
    Fidelma lächelte. »Aber genau das ist der Punkt. Normalerweise würde es das nicht tun. Doch einem Pferd, das ihm vertraut ist, würde es folgen.«
    Das leuchtete Eadulf ein. »Dúnchad Muiriscis Pferd und das von Muirchertach kommen aus demselben Stall. Dann ist das klar. Trotzdem ärgert es mich, daß mir die Sache mit dem gespaltenen Hufeisen nicht sofort aufgefallen ist.«
    »Daran bin ich nicht ganz unschuldig. Als du mir von dem Pferd erzählt hast, hätte ich dir sagen können, wem es gehörte. Ich war im Burghof, als Dúnchad Muirisci von der Jagd zurückkam. Der
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bemerkte, daß das Pferd des
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ein gespaltenes Hufeisen hatte. Außerdem war Blut anden Händen des Thronerben. Er sei in einen Dornbusch gefallen, erzählte er uns. Seinen Jagdspeer hätte er auch verloren.«
    »Dann haben wir ihn! Er ist der Täter! Ist doch offensichtlich.«
    Fidelma verzog das Gesicht. »Ebenso offensichtlich wie vorher bei Bruder Drón?« fragte sie skeptisch und schüttelte den Kopf. »Nicht so hastig. Wir müssen sorgsam vorgehen, Eadulf, besonders jetzt, denn Dúnchad Muirisci ist Muirchertach Nárs Nachfolger als König von Connacht. Wir haben es mit Männern zu tun, die über Macht und Ansehen verfügen; da heißt es, mit Schuldzuweisungen doppelt vorsichtig sein.«
    »Gut, aber ähnlich wie Bruder Drón ein Motiv hatte, Muirchertach Nár zu ermorden, hat Dúnchad Muirisci doch ein weit besseres Motiv: Ihm würde das Königreich Connacht zufallen.«
    »Und welches Motiv soll Dúnchad gehabt haben, Abt Ultán zu töten?«
    »Na … eigentlich keins.«
    »Damit sagst du, daß wir uns mit zwei Mördern befassen müssen – einem, der Ultán ermordete, und einem, der Muirchertach Nár umbrachte.«
    »Was spricht dagegen? Muirchertach könnte Ultán ermordet haben und Dúnchad Muirchertach – es wären also zwei voneinander unabhängige Mordfälle.«
    »Mir will nach wie vor nicht in den Kopf, daß Muirchertach Nár der Mörder Ultáns sein soll. Wenn er all die Jahre Rachegedanken gegen den Abt gehegt hat, dann hätte er doch eine plausiblere Geschichte erfunden, hätte sich einen besseren Plan zurechtgelegt. Allein der Umstand, daß Muirchertach und seine Frau einander nicht ausstehen konnten,macht mich stutzig, und das nicht erst jetzt. Warum sollte Muirchertach die Sühnegeldforderung im Namen seiner Frau betreiben, wenn die sich gar nicht darum scherte? Irgendwas an der Sache ist mir nicht geheuer.«
    »Was machen wir jetzt am gescheitesten? Bruder Drón freisetzen?«
    »Wir müssen wohl die Bewachung abziehen und ihn aus der Haft entlassen«, meinte Fidelma nach kurzem Überlegen. »Aber bis auf weiteres darf er sich nur innerhalb der Festungsmauern bewegen. Und dann hören wir erst einmal, was Dúnchad Muirisci uns zu erzählen hat.«
     
    Dúnchad Muirisci begrüßte sie einigermaßen erstaunt. Seine Hand war frisch verbunden.
    »Ich habe euch doch schon alles gesagt, was ich über Abt Ultáns Tod weiß. Ich wüßte nicht, was ich dem noch hinzufügen könnte.« Er wirkte beunruhigt und schien Ausflüchte zu suchen.
    »Nicht über seinen Tod müssen wir uns unterhalten«, erwiderte Fidelma. »Dürfen wir eintreten?«
    Der Thronerbe von Connacht zögerte mit einer Antwort. Resolut schob Fidelma ihn zur Seite und trat ein, blieb aber sogleich verblüfft stehen.
    Mitten im Zimmer stand eine reichlich nervöse Schwester Sétach. »Es überrascht mich, dich hier zu treffen, Schwester«, erklärte Fidelma völlig ruhig.
    Das Mädchen sagte gar nichts und blickte hilfesuchend zu Dúnchad Muirisci.
    Auch Eadulf staunte nicht schlecht, als er das Mädchen erkannte.
    Dúnchad Muirisci wurde rot und hüstelte verlegen. »Schwe ster Sétach wollte mit mirüber den Tod von Abt Ultán reden.«
    Spöttisch zog Fidelma eine Augenbraue hoch. »Und da speziell worüber?« fragte sie und

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