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Ein Gebet für die Verdammten

Ein Gebet für die Verdammten

Titel: Ein Gebet für die Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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worden, daß ich mich mit einem Liebhaber beim Patrick-Brunnen treffen wollte. Er hatte sich bei den Torhütern schon erkundigt, wo das war, und die hatten ihm gesagt, er müsse nur geradezu nach Süden reiten. Sétach, die ziemlich gerissen ist, tat sich in den Stallungen um und entdeckte, daß Ultáns Pferd fehlte. Sie ging der Sache nach und entlockte den Stallburschen, daß ich mit den Damen auf die Jagd geritten war. Sie konnte Drón gerade noch davon abhalten, zum Patrick-Brunnen zu reiten, und riet ihm, der Jagdgesellschaft zu folgen, denn sie vermutete, ich hätte ihn hinterhältigerweise auf eine falsche Fährte locken wollen.«
    »Alles reichlich seltsam«, murmelte Fidelma. »Wer kann denn Drón die Nachricht mit dem Patrick-Brunnen zugespielt haben?«
    »Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, daß an der ganzen Geschichte kein wahres Wort ist.«
    »Daß du dich mit einem Liebhaber treffen wolltest oder daß du überhaupt einen Liebsten hast?«
    Das Mädchen wurde rot. »Daß ich mich mit jemandem an jenem Brunnen oder sonstwo treffen wollte.«
    »Reden wir noch einmal über Fergus Fanat«, schlug Fidelma vor. »Seit wann kennst du ihn?«
    Marga stutzte einen Moment; augenscheinlich kam ihr die Frage gänzlich unerwartet.
    »Ich vermute, du bist ihm schon im Land der Uí Thuirtrí begegnet. Vielleicht, nachdem du ins Kloster Cill Ria eingetreten warst?«
    »Woher weißt du, daß ich ihn von früher her kannte?«
    »Beim
immán
-Spiel gewann ich den Eindruck, du wartest auf ihn. Hattet ihr euer Treffen auf der Jagd vorher verabredet?«
    »Nein, ich habe dir das doch bereits gesagt.«
    »Als du ihm von deinem Fluchtplan erzählt hast, wie hat er es fertiggebracht, dich zu überreden, wieder zurückzukommen?«
    Schwester Marga schaute ganz unglücklich drein.
    »Er ist doch dein Liebster, nicht wahr?«
    »Um Himmels willen, sag das nicht Bruder Drón oder Schwester Sétach. Die verdächtigen mich auch so genug.«
    »Erzähl, wie ihr euch zum ersten Mal begegnet seid und wann das war.«
    »Du hast recht, das war, nachdem ich ins Kloster Cill Ria gegangen bin. Ich sollte einige Handschriften von Ard Stratha holen, und auf der Reise dahin habe ich Fergus Fanat getroffen. Er war jung, ein Krieger, ein Vetter des Königs von Ulaidh, und …«
    Fidelma deutete mit einer raschen Handbewegung an, nicht zu weit auszuholen. »Du mußt uns das jetzt nicht weiter schildern. Er gefiel dir jedenfalls.«
    »Und ich ihm. Wir haben uns danach mehrfach getroffen. Doch dann zogen düstere Wolken über Cill Ria auf. Unter Androhung strenger Strafen wurde ich in Ultáns Bett gezwungen. Ich habe mich so geschämt deswegen, daß ich Fergus Fanat nie mehr begegnen wollte. Für andere unauffällig, hat er mehrfach versucht, mit mir in Kontakt zu kommen. Ich glaube, weder Ultán noch Drón wußten von meinem Verhältnis mit ihm. Seit der Zeit hatte ich ihn nicht mehr gesehen. Erst hier, auf dem Spielfeld, habe ich ihn wieder erblickt. Ich wollte ihn ansprechen, aber du kamst mir zuvor.«
    »Warum hast du nicht danach mit ihm geredet?«
    »Weil ich zu scharf beobachtet wurde. Ich war völlig verzweifelt. Dann sah ich ihn gestern abend bei Ultáns Begräbnis, da stand er bei seinem Vetter, dem König von Ulaidh. Auch er hat mich bemerkt, hat mitbekommen, wie Schwester Sétach mich in die Arme nahm. Ich glaube, das hat sie absichtlich getan, weil ihr auffiel, wie er mich beobachtete. Vielleicht hat sie vermutet, daß da was zwischen uns war. Aber er hat gar nicht versucht, mir ein Zeichen zu geben, und ich wußte nicht mehr ein noch aus. Von da an stand für mich fest, ich fliehe und schlage mich nach Laigin durch.«
    Fidelma lehnte sich zurück und schaute sie prüfend an. »Und du bleibst dabei, daß du Fergus Fanat bei der Jagd getroffen hast, war purer Zufall.«
    »Ist unser Leben nicht voller Zufälle?« fragte die hübsche Schreiberin. »Wenn der Zufall sich gegen uns stellt, sagen wir oft ›hätten wir doch nur …‹. Hätten wir doch nur zu einer bestimmten Zeit einen bestimmten Weg eingeschlagen, dann hätten wir unser Leben ändern können. Hätten wir doch nur. Wenn wir jedoch einen Weg wählen, auf dem wir jemandem begegnen und auf dem unser Leben eine andere Wendung nimmt, dann wird das gleich als eine Verdacht erregende Tat betrachtet.«
    »Deine philosophischen Überlegungen will ich nicht in Abrede stellen. Wissen möchte ich aber doch, was hat dir Fergus Fanat vorgegaukelt, um dich unter den gegebenen Umständen davon

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