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Ein Gebet für die Verdammten

Ein Gebet für die Verdammten

Titel: Ein Gebet für die Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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»erhält Gewicht, die sahen, wie Muirchertach Nár zum Zeitpunkt des Mordes aus Ultáns Schlafkammer floh.«
    »Diese Zeugenaussage mag gewichtig sein, doch sie beweist nicht einwandfrei, daß Muirchertach der Mörder war«, wandte Fidelma ein. »Und nun ist Muirchertach Nár selbst ermordet und kann sich nicht mehr angemessen verteidigen.«
    »Er wurde von seinem Erben erschlagen, der sich des Throns von Connacht bemächtigen will«, fuhr Brehon Ninnid fort. »Wir haben die Aussage von Bruder Eadulf, der mit dem Krieger Gormán die Spuren von zwei Pferden vom Tatort an verfolgt hat. Beide waren dorthin geholt worden, um sich vom Tod des Königs von Connacht zu überzeugen. Einmal entdeckten sie die Hufspuren des reiterlosen Pferds, das später Bruder Drón fand. Und zum anderen die Spuren des Pferds mit dem gebrochenen Hufeisen, das Dúnchad Muiriscigehört. Jetzt aber hat Schwester Fidelma Bruder Drón aus der Haft entlassen. Sie ist der Auffassung, Muirchertach Nár war unschuldig, und verlangt mehr Zeit für weitere Nachforschungen. Auch ist sie nicht willens, Anklage gegen Dúnchad Muirisci zu erheben. Daraus schlußfolgere ich, daß sie den Prozeß in ungebührlicher Weise verschleppt.«
    »Um genau zu sein, sei vermerkt, Rónán, der Fährtenleser, hat die Hufspuren von drei Pferden ausgemacht. Von wem die dritte Spur stammt, konnte bislang nicht ermittelt werden«, bemerkte Eadulf.
    Sechnassach holte tief Luft. »Wie dem auch sei, Ninnids Darlegungen sind einleuchtend. Unter unseren Leuten machen sich die wildesten Mutmaßungen breit, Fidelma, und die allgemeine Unruhe wächst. Nur ein rasch eingeleitetes Verfahren, in dem die Fakten dargelegt werden, kann dem Einhalt gebieten.«
    »Nur hätte es mit Gerechtigkeit nichts zu tun«, ließ sich Fidelma mit eiskalter Stimme hören und erhob sich. »Weder würde Bischof Ultán noch Muirchertach Nár Gerechtigkeit erwiesen werden, ja nicht einmal Dúnchad Muirisci oder Bruder Drón.«
    Brehon Ninnid schaute sie an, zuckte vielsagend mit den Achseln und setzte sich. »Hast du gegenteilige Beweise?« rief er und grinste hämisch.
    Fidelma zögerte mit einer Antwort.
    »Nun, Fidelma, hast du welche?« drängte sie Sechnassach sanft.
    »Gegenwärtig kann ich nur auf Widersprüche in der Beweisführung hinweisen, doch die sind so gravierend, daß sie mir gehörige Sorge bereiten.«
    Sechnassach warf Brehon Barrán einen Blick zu; er schien seinen Rat zu brauchen.
    »Wir wissen alle, welchen untadeligen Ruf Fidelma genießt«, erklärte der Oberste Richter. »Jeder von uns hier hat Hochachtung vor ihrer Kenntnis der Gesetze und ihrem scharfen Verstand. Ich meinerseits würde ihre Darlegungen nicht leichthin abtun, würde sie sehr wohl in meine Betrachtungen einbeziehen.«
    Fidelma dankte ihm mit einer leichten Verbeugung. »Meine bisherigen Befragungen lassen mich so unbefriedigt, weil wir nur Indizienbeweise haben, die auf zwei Verdächtige weisen. Und diese beiden – ich meine Muirchertach und Dúnchad – haben zu ihrer Entlastung merkwürdige Geschichten vorgebracht, die bei einem ersten Anhören ihre Schuld oder Mitschuld zu erhärten scheinen. Selbst Bruder Drón muß als Tatverdächtiger gelten, denn die Geschichte, die er uns erzählt hat, ist reichlich schwach.«
    »Warum lassen dich Indizienbeweise unbefriedigt, warum sträubst du dich dagegen, Fidelma?« fragte Brehon Barrán. »Begleitumstände können nach dem Gesetz durchaus als Beweis dienen.«
    »Hätte der eine oder andere oder alle zusammen diese Mordtaten begangen, dann hätten sie sich glaubhaftere Geschichten zurechtgelegt, um jeden Verdacht abzuwehren. Was sie uns aber erzählt haben, klingt so unwahrscheinlich, daß ich eher geneigt bin, sie trotz mancher Anhaltspunkte für unschuldig zu halten.«
    Brehon Ninnid lachte laut auf und runzelte skeptisch die Brauen. Brehon Barrán hingegen erwiderte: »Was du da sagst, Fidelma, läßt sich nicht vom Tisch wischen. Doch der Forderung des Hochkönigs müssen wir auch nachgehen. Die Leute hier zeigen offen ihren Unmut. Zwei Tote in zwei Tagen – ein Abt und ein König. Wir können nicht jeden endlos festhalten, nur weil wir weiter nach der Wahrheit suchen.«
    »Ich darf daran erinnern: gestern sollte meine Hochzeit gefeiert werden«, erklärte Fidelma sachlich und kühl. »Wenn jemand unter diesem Aufschub, dieser Verschleppung, wie Brehon Ninnid es nennt, leidet, dann sind das Eadulf und ich.«
    Sechnassach zog ein schiefes Gesicht, schaute mit

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