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Ein Gebet für die Verdammten

Ein Gebet für die Verdammten

Titel: Ein Gebet für die Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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der Befehlsgewaltige von Colgús Leibwache, war zusammen mit Dego, einem seiner Krieger, von den Ställen herbeigeeilt und bei den Ankömmlingen stehengeblieben. Eadulf fiel auf, daß auch Caol verblüfft reagierte. Offensichtlich hatte er wie sie geglaubt, daß das Trompetensignal die Ankunft eines Adligen, wenn nicht gar eines Unterkönigs verkündete. Statt dessen frommen Brüdern gegenüberzustehen machte ihn etwas ratlos.
    »Willkommen in Cashel. Mit wem habe ich die Ehre?« fragte er argwöhnisch.
    Die Antwort kam in herablassendem Ton von dem Älteren. »Du hast den Abt von Cill Ria vor dir, Bischof Ultán vom Stamm der Uí Thuirtrí, Abgesandter des Erzbischofs von Ard Macha.«
    Caol blieb skeptisch. »Dego wird dich in dein Gemach geleiten, Abt Ultán, und dann deine Gefährten zu den Unterkünften bringen, die für sie vorgesehen sind. Die für die Frauenist auf dem Burggelände, die für die Männer unten in der Stadt.«
    Dego machte Anstalten, den Auftrag auszuführen, doch der Abt rührte sich nicht vom Fleck. Der Mensch neben ihm blickte nervös zu seinem Herrn und Meister und fragte dann verdrossen: »Gedenkt dein König sich nicht hier ans Tor zu bequemen, um den Abgesandten des Erzbischofs von Ard Macha willkommen zu heißen?«
    Caol hatte sich schon wieder auf den Weg zu den Ställen gemacht, drehte sich jetzt aber erstaunt um.
    »Selbst wenn der Comarb des heiligen Ailbe eintrifft, der unserem Königreich den Glauben brachte, erscheint mein König nicht am Tor, um ihn eigens zu begrüßen. Warum sollte er es dann bei einem Abt aus dem Norden tun, der jemand vertritt, dessen Titel hier unbekannt ist?« gab er kurz und bündig zur Antwort.
    Trotz der Entfernung konnte Eadulf sehen, wie der Abt wütend die dunklen Augenbrauen zusammenzog. Bruder Conchobhar war bemüht, ein Lachen zu unterdrücken.
    »Wenn es dein ausdrücklicher Wunsch ist, von Colgú vor dem Beginn der Zeremonien empfangen zu werden«, fuhr Caol fort, »werde ich ihm deine Grußbotschaft übermitteln. Gegenwärtig heißt er in seinen Privatgemächern den Hochkönig, die Provinzkönige und die Stammesfürsten willkommen.«
    Er bedeutete Dego zu tun, wie ihm geheißen, und wandte sich zum Gehen.
    »Junger Mann!« gellte Abt Ultáns scharfe Stimme durch den Hof.
    Caol blieb stehen und drehte sich um.
    »Dein Verhalten ist unverschämt, junger Mann! Wie du weißt, bin ich …«
    »Ein arroganter Botschafter eines arroganten Abts«, ließ sich eine andere Stimme vernehmen.
    Aus einem der Gebäude hatte ein anderer Glaubensbruder den Hof betreten und gesellte sich zu Caol. Es war ein breitschultriger Mann, der mehr den Eindruck eines Kriegers als den eines führenden Mitglieds der Kirche erweckte, wenngleich Kleidung und Ausstattung ihn als letzteren auswiesen.
    »Das ist Augaire, der Abt von Conga«, flüsterte Bruder Conchobhar, »zudem einer der Hauptbischöfe des Königs von Connacht.«
    Abt Ultán hatte für den Neuankömmling nur einen giftigen Blick übrig.
    »Ach! Du bist auch hier?« zischte er.
    Abt Augaire lächelte, aber freundlich war es nicht gemeint.
    »O ja. Alle, die etwas gelten, sind hier versammelt«, erwiderte er ruhig. »Auch manch einer, der nichts gilt, ist erschienen.«
    »Selbst der Emporkömmling von den Uí Fiachracha, den manche König in Connacht titulieren, hält sich hier auf«, geiferte Abt Ultán.
    »Muirchertach Nár nicht zu vergessen«, ergänzte der andere ungerührt. »Eine ganze Reihe deiner alten Freunde sind hier.«
    Die Art und Weise, wie er die Worte »alte Freunde« betonte, machte Eadulf klar, daß die Personen, auf die er anspielte, alles andere als Freunde von Abt Ultán waren. Noch stieg er nicht dahinter, was dieser Schlagabtausch bedeutete.
    »Du mußt nicht denken, daß die mich einschüchtern können. Ich werde die Wahrheit verkünden«, gab Abt Ultán zurück.
    Abt Augaire verzog das Gesicht zu einem noch breiteren Lächeln, aber Wärme strahlte es nicht aus.
    »Keiner von ihnen würde dir ins Wort fallen, wenn du dich tatsächlich dazu entschließen könntest, die Wahrheit zu sagen«, meinte er in scharfem Tonfall.
    Die Bemerkung erboste Abt Ultán, und er konnte sich nur schwer beherrschen. Er rang mit einer Entgegnung, überlegte es sich dann aber anders und wandte sich wieder Caol zu.
    »Junger Mann, sag deinem König, daß ich ihn zu sehen wünsche. Ich verlange weiterhin, daß du mir einen Krieger schickst, der an meiner Kammertür Wache hält und mich vor …« – Abt Augaire

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