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Ein Gebet für die Verdammten

Ein Gebet für die Verdammten

Titel: Ein Gebet für die Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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und noch nicht bestattet beim Apotheker liegt«, entgegnete Fidelma mit kühlem Lächeln. »Ich aber bin die
dálaigh,
die für seine Verteidigung in Sachen des Verbrechens, dessen man ihn beschuldigte, zuständig war und folglich nun den Mord an ihm zu untersuchen hat. Wie allen anderen in diesem Fall stehen dir keine Sonderrechte zu.«
    »Ich werde bei Sechnassach, dem Hochkönig, vorstellig werden und mich über deine Unverschämtheit beschweren«, zürnte Aíbnat aufgebracht.
    »Tu das nur. Sechnassach ist wohl vertraut mit dem Gesetzund weiß, wie die Dinge zu handhaben sind. Wenn du es wünschst, wird ein Wächter weiterhin an deiner Tür Posten stehen … Zu deinem Schutz. Selbstverständlich kannst du auch mit Barrán, dem Hauptrichter, sprechen.«
    Aíbnat glaubte, ihren Ohren nicht zu trauen. »Das mach ich auch, da kannst du dich drauf verlassen. Und schicke Abt Augaire zu mir, ich habe geistlichen Beistand nötig.«
    Eine Antwort erübrigte sich. Fidelma drehte sich um und verließ mit Eadulf den Raum. Er bemerkte, daß sie leicht zitterte vor Wut.
    »Es gibt nur wenige Menschen, die mich derart aufbringen«, entschuldigte sie sich. »Aber diese Frau ist so etwas von arrogant und kalt, daß ich ihr am liebsten eine runterhauen würde.«
    Eadulf nahm sie am Arm. »So kenne ich dich gar nicht. Ich muß jedoch gestehen, daß sie auf mich auch keinen sonderlich guten Eindruck gemacht hat. Die Kälte, mit der sie die Nachricht vom Tod ihres Mannes aufgenommen hat, war schon erstaunlich.«
    »So etwas wie Liebe zwischen den beiden war ohnehin nicht zu spüren«, bestätigte Fidelma.
    »Aber die Geschichte mit der Rache, da hat sie recht. Wie sich Bruder Drón zu verteidigen sucht, ist geradezu lachhaft. Als wir ihn mit Muirchertachs Pferd erwischten, war doch alles klar. Warum hast du ihr eigentlich verschwiegen, daß wir Drón für den Mörder halten?«
    »Wir müssen uns in der Frage erst absolute Gewißheit verschaffen, Eadulf.«
    »Es paßt doch aber alles zusammen. Und nun noch diese Rabenfeder als Symbol des Todes, die sie gestern abend auf dem Bett gefunden haben wollen. Eine Vorwarnung von Vergeltung für den Mord an Ultán.«
    Fidelma sah ihm ernst in die Augen. »Genau das ist es, was nicht paßt.«
    »Wieso nicht?«
    »Das mit der Feder schließt eher aus, daß Bruder Drón mit drinhängt. Sie ist ein Wahrzeichen des Alten Glaubens und nicht des Neuen. Warum sollte einer, der für den Neuen Glauben steht, mit dem Symbol für Schlachtengemetzel und die Göttin des Todes arbeiten?«
    »Alte Auffassungen halten sich lange. Könnte ja sein, er hat die Feder dort hingelegt, um den, der später die Untersuchung führt, auf eine falsche Fährte zu locken. Oder eine völlig andere Person hat sie dort hingelegt, jemand, der mit dem Mord gar nichts zu tun hat.«
    »Könnte sein«, gab Fidelma zu. »Hat eine Rabenfeder bei den heidnischen Angelsachsen eigentlich die gleiche Bedeutung wie hier?«
    Eadulf überlegte. »Die Walküren, die Wodan ausschickt, um die gefallenen Kämpfer von der Walstatt zu bergen, werden von Raben begleitet, der Rabe ist also immer das Zeichen für etwas Unheilvolles.«
    »Dann brauchen wir uns über die Symbolik also nicht weiter den Kopf zu zerbrechen. Nachdem wir nun Aíbnat in Kenntnis gesetzt haben, müssen wir uns als nächstes mit Dúnchad Muirisci unterhalten.« Ein weiterer Gedanke ging ihr durch den Kopf. »Du hast von Rónán, dem Fährtenleser, gesprochen. Ich kenne ihn seit meiner Kindheit. Er ist ein guter Jäger. Wir haben allen Grund, sorgfältig zu durchdenken, was er sagt. Du hast doch seine Darlegungen im einzelnen überprüft?«
    »Wir konnten die Spuren, auf die er uns verwiesen hat, eine gute Strecke lang verfolgen; dann verloren sie sich auf steinigem Untergrund und ließen sich nicht mehr finden. Die Tatsache,daß wir Bruder Drón mit Muirchertachs Pferd entdeckten, war mir dann Beweis genug.«
    »Rónán hat dich doch aber ausdrücklich darauf hingewiesen, daß das Pferd, auf dem die Person geritten ist, die im Wald auf Muirchertach traf und allem Anschein nach über ihn hergefallen ist, ein eindeutiges Kennzeichen hatte.«
    Eadulf stöhnte erschrocken auf. »Stimmt. Ich wollte das sofort bei unserer Rückkehr auf die Burg überprüfen. Das wäre ein Beweis, gegen den Drón nichts ins Feld führen könnte.«
    »Dann geh und überprüfe es gleich. Es sollte geschehen, ehe wir Dúnchad Muirisci unterrichten und vor allen Dingen, ehe wir Bruder Drón weiter

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