Ein gefährlicher Gegner
nicht bekommen. Was kann ich denn? Was verstehe ich von Geschäften? Nichts.»
Tuppence nickte betrübt. «Wie wäre es mit den Kolonien?», schlug sie vor.
Tommy schüttelte den Kopf: «Mir würden die Kolonien nicht gefallen – und ich bin völlig sicher, dass ich ihnen auch nicht gefiele.»
«Und reiche Verwandte?»
Wieder schüttelte Tommy den Kopf.
«Ach, Tommy, nicht einmal eine Großtante?»
«Ich habe einen alten Onkel, der mehr oder weniger im Geld schwimmt, aber er kommt nicht in Frage.»
«Warum nicht?»
«Er wollte mich einmal adoptieren, aber ich war dagegen.»
«Ich glaube, ich erinnere mich daran», sagte Tuppence nachdenklich. «Deiner Mutter wegen warst du damals dagegen.»
Tommy errötete. «Ja, für die alte Dame wäre es ein bisschen hart gewesen. Ich war alles, was sie hatte. Aber der alte Knabe konnte sie nicht leiden und wollte mich ihr wegschnappen. Nur so aus Bosheit.»
«Und deine Mutter ist jetzt tot?», fragte Tuppence leise.
Tommy nickte.
Tuppences große graue Augen blickten ihn mitfühlend an. «Du bist ein guter Kerl, Tommy.»
«Ach, Unsinn!», erwiderte Tommy hastig. «So sieht es also bei mir aus. Und ich bin ziemlich verzweifelt.»
«Genau wie ich. Ich habe überall herumgesucht, alles nur Erdenkliche versucht. Aber es nützt alles nichts. Ich werde wohl nach Hause fahren müssen!»
«Willst du das denn nicht?»
«Natürlich nicht! Was sollen wir uns da viel vormachen. Vater ist ja so gut – ich liebe ihn wirklich sehr –, aber du hast keine Ahnung, was für Sorgen er sich um mich macht. Schließlich sind wir sieben zu Hause… Furchtbar. Na ja, und die viele Hausarbeit und dazu die Kränzchen meiner Mutter… Ich bin die Jüngste. Gern gehe ich also nicht nach Hause. Aber was bleibt mir übrig, Tommy?»
Tommy schüttelte traurig den Kopf. Es folgte ein Schweigen und dann brach es aus Tuppence hervor:
«Geld, Geld, Geld! Morgens, mittags und abends denke ich an nichts anderes mehr!»
«Bei mir ist es genau dasselbe.»
«Ich habe mir jede nur denkbare Möglichkeit überlegt, um zu Geld zu kommen», fuhr Tuppence fort. «Es gibt nur drei. Man erbt es, man heiratet es oder man macht es. Ersteres fällt aus. Ich habe keine reichen, betagten Verwandten. Natürlich wäre eine Heirat für mich die beste Lösung. Schon als ganz kleines Mädchen hatte ich mich entschlossen, eine Geldheirat zu machen. Jedes vernünftige Mädchen tut das. Ich bin nicht sehr sentimental, verstehst du.» Wieder machte sie eine Pause. «Na, hör mal, du kannst wirklich nicht sagen, dass ich sentimental bin», fügte sie scharf hinzu.
«Ganz gewiss nicht», stimmte Tommy ihr hastig bei. «Niemand würde bei dir je sentimentale Gefühle vermuten.»
«Das war nicht sehr höflich», erwiderte Tuppence. «Aber ich nehme an, dass du wirklich so denkst. So ist es nun einmal. Ich bin bereit und willens – aber nie begegne ich reichen Männern. Alle, die ich kenne, sitzen genauso in der Klemme wie ich.»
«Wie wäre es denn mit dem General?»
«Wahrscheinlich betreibt er jetzt ein Fahrradgeschäft. Nein, da ist nichts zu machen. Aber du – du könntest doch ein reiches Mädchen heiraten.»
«Ich kenne keins.»
«Das macht nichts. Du kannst jederzeit eines kennen lernen. Wenn ich einen Mann in einem Pelzmantel aus dem Ritz treten sehe, kann ich nicht auf ihn zustürzen und sagen: ‹Hören Sie, Sie sind reich. Ich möchte Sie gern kennen lernen.›»
«Willst du damit sagen, ich könnte eine Dame, die einen Pelzmantel trägt, so ansprechen?»
«Sei doch nicht blöd. Du trittst ihr auf den Fuß oder hebst ihr ein Taschentuch auf oder etwas Ähnliches.»
«Du überschätzt meine männlichen Reize.»
«Na schön», fuhr Tuppence fort, «wenn eine Heirat zu große Schwierigkeiten bietet, bleibt nur – Geld machen.»
«Das haben wir ja versucht – ohne Erfolg.»
«Richtig. Wir haben alle üblichen Möglichkeiten ausgeschöpft. Aber stell dir mal vor, wir versuchten es mit etwas Unüblichem. Tommy, stürzen wir uns ins Abenteuer!»
«Warum nicht?», antwortete Tommy belustigt. «Wie macht man das?»
«Ja, da liegt eine gewisse Schwierigkeit. Wenn wir den richtigen Leuten bekannt wären, würden sie uns vielleicht anheuern und uns mit dem einen oder anderen kleinen Mord beauftragen.»
«Reizender Vorschlag! Und das von der Tochter eines Geistlichen.»
«Die moralische Schuld würde bei ihnen liegen und nicht bei mir», erklärte Tuppence. «Du musst doch zugeben, dass es ein Unterschied
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