Ein gefährlicher Gegner
Frühstücksstube?», fragte Tommy, als sie glücklich auf der anderen Seite der Straße angelangt waren.
«Aber das Restaurant ist doch teurer», meinte Tuppence übermütig.
«Das wäre wirklich reiner Luxus. Gehen wir lieber nach unten.»
«Bist du sicher, dass ich dort unten alles bekomme, was ich mir wünsche?»
«Du meinst dieses höchst ungesunde Menü, das du gerade angepriesen hast? Natürlich bekommst du das. Aber jetzt erzähl mir endlich», sagte Tommy, unfähig, seine unterdrückte Neugier noch länger zu bezähmen, während sie bereits im Genug ihres Horsd’œuvre schwelgten, «was hast du angestellt?»
Und Tuppence erzählte. «Und das Seltsame an der ganzen Geschichte ist», erklärte sie abschließend, «dass ich tatsächlich den Namen der Jane Finn erfunden habe! Meines armen Vaters wegen wollte ich meinen eigenen nicht nennen.»
«Mag sein», antwortete Tommy nachdenklich. «Aber erfunden hast du ihn nicht.»
«Wieso nicht?»
«Nein. Ich habe ihn dir genannt. Entsinnst du dich nicht mehr? Gestern habe ich dir erzählt, dass ich zwei Männer von einer Jane Finn habe reden hören.»
«Stimmt. Jetzt entsinne ich mich.» Tuppence verfiel in Schweigen. Plötzlich richtete sie sich auf. «Tommy!»
«Was ist?»
«Wie sahen denn die beiden Männer aus?»
Tommy runzelte die Stirn. «Der eine war ein großer, etwas dicker Kerl. Glatt rasiert, glaube ich – und dunkel.»
«Das ist er!», rief Tuppence und stieß dabei einen leichten Schrei aus. «Das ist Whittington. Und der andere?»
«Ich kann mich nicht erinnern. Er ist mir nicht aufgefallen. Tatsächlich war es auch nur der etwas fremdartig klingende Name, der meine Aufmerksamkeit weckte.»
«Und da sagen die Leute, dass es keine Häufung von Zufällen gäbe!» Glücklich wandte sich Tuppence ihrem Pfirsich Melba zu.
Tommy jedoch war ernst geworden. «Hör zu, Tuppence, wohin soll die Sache führen?»
«Zu mehr Geld.»
«Das weiß ich. Aber wie stellst du dir den nächsten Schritt vor? Wie willst du dieses Spiel weiterführen?»
«Ach!» Tuppence legte ihren Löffel hin. «Du hast Recht, Tommy. Das ist wirklich eine schwierige Frage.»
«Immerhin kannst du ihm ja nicht ständig etwas vormachen. Und im Übrigen bin ich auch keinesfalls sicher, ob es sich nicht tatsächlich um eine Art Erpressung handelt.»
«Unsinn! Erpressung ist doch, wenn man jemandem droht, etwas weiterzuerzählen, falls man nicht eine bestimmte Summe Geld bekommt. Hier aber kann ich gar nichts erzählen, weil ich ganz einfach nichts weiß.»
Tommy war nicht sehr überzeugt. «Also gut, aber was tun wir jetzt? Heute Vormittag hatte es Whittington eilig, dich loszuwerden, aber das nächste Mal wird er etwas erfahren wollen, bevor er sich von seinem Geld trennt. Wie viel du weißt und woher du deine Informationen hast und so weiter. Was willst du dann sagen?»
Tuppence dachte angestrengt nach. «Überlegen wir einmal. Bestell Kaffee, Tommy! Er regt die Gehirntätigkeit an. Ich habe derartig viel gegessen…»
«Ziemlich gierig, aber das könnte man von mir auch sagen… Zwei Kaffee, bitte», er wandte sich an den Kellner, «einen Türkischen, einen Schwarzen.»
Tuppence nippte mit versonnenem Ausdruck an ihrem Kaffee und wies Tommy ab, als er wieder zu sprechen begann. «Still! Ich denke.»
«Spontane Anwandlung von Tiefsinn», erwiderte Tommy und verfiel seinerseits in Schweigen.
«Ich hab’s!», rief Tuppence schließlich. «Ich habe einen Plan. Wir müssen mehr in Erfahrung bringen.»
Tommy klatschte spöttisch Beifall.
«Mach dich nicht lustig! Das können wir nur über Whittington. Wir müssen feststellen, wo er wohnt und was er treibt. Wir müssen einfach alles über ihn herauskriegen. Ich kann das nicht, weil er mich kennt – dich aber hat er offenbar nur ganz flüchtig gesehen. Es ist kaum anzunehmen, dass er dich wiedererkennt. Im Übrigen sehen ja fast alle jungen Männer einander ähnlich.»
«Ich möchte die letzte Bemerkung doch ganz energisch zurückweisen!»
«Mein Plan ist nun folgender», fuhr Tuppence unbeirrt fort, «ich gehe morgen allein zu ihm. Ich werde ihn ebenso wie heute hinhalten. Ob ich nun gleich mehr Geld kriege oder nicht, ist gleichgültig. Mit fünfzig Pfund sollten wir ja ein paar Tage durchkommen.»
«Sogar noch etwas länger!»
«Du hältst dich solange draußen auf. Wenn ich herauskomme, werde ich nicht mit dir reden, für den Fall, dass er uns beobachtet. Aber ich werde in der Nähe bleiben, und wenn er aus dem
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