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Ein gefährlicher Gegner

Ein gefährlicher Gegner

Titel: Ein gefährlicher Gegner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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der Avenue de Neuilly.»
    Tuppence kannte diesen Namen gut, es gab nichts Vornehmeres. Mehrere ihrer amerikanischen Freundinnen waren dort gewesen. Nun aber erschien ihr alles noch rätselhafter.
    «Ich soll zu Madame Colombier gehen? Wie lange denn?»
    «Kommt ganz darauf an. Vielleicht drei Monate.»
    «Und die Bedingungen?»
    «Keine. Selbstverständlich würden Sie als mein Mündel gelten und dürften keinerlei Verbindungen mit Ihren Freunden haben. Ich müsste Sie für diese Zeit zu absolutem Stillschweigen verpflichten. Übrigens, Sie sind doch Engländerin? Oder nicht?»
    «Ja.»
    «Aber Sie sprechen mit einem leichten amerikanischen Akzent.»
    «Ich hatte im Lazarett eine gute Freundin, sie war Amerikanerin. Ich habe es wohl von ihr angenommen. Ich kann es mir schon wieder abgewöhnen.»
    «Im Gegenteil. Es wäre sogar einfacher, wenn Sie als Amerikanerin gelten. Ja, ich halte es für besser…»
    «Einen Augenblick, Mr Whittington! Sie scheinen meine Zustimmung für selbstverständlich zu halten.»
    Whittington sah überrascht aus. «Sie wollen doch nicht etwa ablehnen? Ich kann Ihnen versichern, dass Madame Colombiers Institut nur von Töchtern aus den ersten Kreisen besucht wird. Und meine Bedingungen sind doch sehr großzügig.»
    «Das ist es ja gerade. Ich kann einfach nicht verstehen, wieso ich Ihnen einen solchen Betrag wert sein kann?»
    «Nein? Ich will es Ihnen erklären. Sicher könnte ich eine andere für sehr viel weniger Geld bekommen. Was ich aber suche, ist eine junge Dame, die klug und geistesgegenwärtig genug ist, um ihre Rolle gut zu spielen. Sie muss auch so diskret sein, dass sie nicht zu viele Fragen stellt.»
    Über Tuppences Gesicht huschte ein Lächeln. Whittington hatte mit diesen Worten zweifellos einen Treffer erzielt. «Da wäre noch etwas: Mr Beresford. Wo soll denn nun er eingesetzt werden?»
    «Mr Beresford?»
    «Mein Partner. Sie haben uns gestern zusammen gesehen.»
    «Ach ja. Es tut mir Leid, wir werden seine Dienste nicht benötigen.»
    «Dann kommt es nicht in Frage!» Tuppence hatte sich erhoben. «Entweder beide oder keiner!»
    «Warten Sie! Vielleicht lässt sich etwas für ihn finden… Nehmen Sie doch wieder Platz, Miss…» Er hielt fragend inne.
    Tuppence schlug plötzlich das Gewissen, als sie an ihren Vater, den Herrn Pfarrer, dachte. So nannte sie den erstbesten Namen, der ihr gerade einfiel.
    «Jane Finn», sagte sie hastig und dann verschlug ihr die Wirkung dieser harmlosen Silben fast den Atem.
    Alle Freundlichkeit war aus Whittingtons Gesicht gewichen. Es war dunkelrot vor Zorn.
    Er zischte böse: «So, das wäre also Ihr kleines Spiel, ja?»
    Tuppence war zwar völlig verblüfft, verlor jedoch nicht ihre Fassung. Sie hatte nicht die geringste Ahnung, was das alles zu bedeuten hatte.
    «Sie haben also die ganze Zeit nur mit mir gespielt», fuhr Whittington fort, «wie die Katze mit der Maus, was? Sie haben die ganze Zeit gewusst, wozu ich Sie brauche!» Er sah sie scharf an. «Wer hat da geredet? Rita?»
    Tuppence schüttelte den Kopf. Sie war alles andere als sicher, wie lange sie dieses Spiel weiterführen konnte, aber es war ihr klar, dass sie nun nicht etwa auch noch mit einer ihr unbekannten Rita aufwerten konnte.
    «Nein. Rita weiß nichts von mir.»
    Seine Augen waren noch immer voll Misstrauen auf sie gerichtet. «Wie viel wissen Sie denn?»
    «Eigentlich sehr wenig», erwiderte Tuppence und bemerkte mit Genugtuung, dass dadurch Whittingtons Unruhe nicht gemildert, sondern eher verschärft wurde. Hätte sie damit geprahlt, dass sie eine Menge wüsste, hätte dies bei ihm einige Zweifel erweckt.
    «Auf jeden Fall wissen Sie genug, um hier mit diesem Namen herauszuplatzen», knurrte Whittington.
    «Ich könnte ja so heißen.»
    «Wäre es nicht sehr unwahrscheinlich, dass es zwei Mädchen mit einem solchen Namen gibt?»
    «Oder ich könnte ganz zufällig diesen Namen gewählt haben», fuhr Tuppence fort, ganz berauscht von dem Erfolg, den sie mit ihrer Wahrhaftigkeit hatte.
    Mr Whittington schlug mit der Faust auf den Tisch. «Schluss mit dem Unsinn! Und wie viel verlangen Sie?»
    Die letzten drei Worte interessierten Tuppence ungemein, schon in Anbetracht ihres kargen Frühstücks und der paar Brötchen am Abend zuvor. Ihre gegenwärtige Rolle schien bereits die einer Abenteurerin und nicht mehr die eines Mädchens, das erst Abenteuer sucht.
    «Lieber Mr Whittington, legen wir doch zunächst einmal unsere Karten auf den Tisch. Und seien Sie bitte

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