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Ein gefährlicher Gegner

Ein gefährlicher Gegner

Titel: Ein gefährlicher Gegner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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ist, ob man ein Diamantenhalsband für sich selber stiehlt oder nur im Auftrag eines anderen.»
    «Ich glaube, es gibt da nicht den geringsten Unterschied, falls du dabei geschnappt wirst.»
    «Vielleicht. Aber man würde mich ja nicht schnappen. Dafür bin ich viel zu gerissen.»
    «Bescheidenheit war schon immer dein größter Fehler.»
    «Schimpf jetzt nicht, Tommy. Hör zu, wollen wir nicht starten? Zusammen ein Unternehmen gründen?»
    «Eine Gesellschaft für Diebstahl von Diamantenhalsbändern?»
    «Das war ja nur ein Beispiel. Gründen wir doch… eine Art Handelskompanie. Dieses Wort hat einen fast romantischen Beigeschmack. Man denkt an Abenteuer in fernen Ländern, an Galionen und spanische Goldmünzen.»
    «Und wir betreiben unseren Handel unter dem Namen: Junge Abenteurer GmbH? So etwas meinst du doch?»
    «Lach nur. Ich habe das Gefühl, es könnte etwas sein.»
    «Wie willst du mit deinen künftigen Auftraggebern in Verbindung treten?»
    «Durch eine Anzeige», erwiderte Tuppence. «Hast du ein Stück Papier und einen Bleistift?»
    Tommy reichte ihr ein ziemlich schäbiges grünes Notizbuch und Tuppence begann eifrig zu schreiben.
    «Fangen wir also an: Junger Offizier, zweimal im Krieg verwundet…»
    «Bloß das nicht!»
    «Wie du willst, mein Lieber. Ich möchte dir nur versichern, dass du damit das Herz einer alten Jungfer rühren könntest. Vielleicht würde sie dich adoptieren und damit bestände für dich keine Notwendigkeit mehr, den Abenteurer zu spielen.»
    «Ich will aber nicht adoptiert werden.»
    «Ach, stimmt. Du hast da ja ein Vorurteil. Wie wär’s damit: ‹Zwei junge Abenteurer suchen Beschäftigung. Bereit zu allem, gleich wo. Gute Bezahlung Voraussetzung.› Das sollten wir gleich von vornherein klarstellen. Wir könnten noch hinzufügen: Alle vernünftigen Angebote werden berücksichtigt – oder so ähnlich.»
    «Na, die Angebote, die wir daraufhin erhalten würden, dürften wohl eher unvernünftig sein.»
    «Tommy, du bist ein Genie! Das ist noch besser: ‹Unvernünftige Angebote werden gern berücksichtigt – falls Bezahlung entsprechend.› Wie gefällt dir das?»
    «Ich würde die Bezahlung nicht gleich zweimal erwähnen. Es wirkt so gierig.»
    «Es kann gar nicht so gierig wirken, wie ich mich fühle. Aber vielleicht hast du Recht. Ich lese es dir noch einmal vor: ‹Zwei junge Abenteurer suchen Beschäftigung. Bereit zu allem, gleich wo. Gute Bezahlung Voraussetzung. Unvernünftige Angebote werden berücksichtigt.› Was würdest du davon halten, wenn du es liest?»
    «Ich würde es für einen schlechten Witz halten – oder denken, ein Verrückter habe es geschrieben.»
    «Es ist nur halb so verrückt wie das, was ich heute Früh las. Es begann mit ‹Petunie› und war unterzeichnet mit ‹Der liebe Junge›.» Sie riss das Blatt aus dem Notizbuch.
    «Bitte. Für die Times meine ich. ‹Antwort erbeten unter Nummer Soundso.› Wird ungefähr fünf Shilling kosten. Hier hast du meinen Anteil.»
    «Willst du wirklich, dass ich die Anzeige aufgebe? Na gut. In jedem Fall ist’s ein Spaß.»
    Sie lachten einander etwas unsicher an. Tuppence erhob sich. «Ich muss mich in meine palastartige Zimmerflucht zurückziehen.»
    «Ja, für mich wäre es wohl an der Zeit, mal ins Ritz hinüberzugehen», stimmte Tommy zu und grinste. «Wo treffen wir uns wieder? Und wann?»
    «Morgen um zwölf Uhr. An der U-Bahn-Station Piccadilly. Wäre dir das recht?»
    «Ich bin Herr meiner Zeit», erwiderte Mr Beresford hoheitsvoll.
    «Also bis morgen.»
    «Auf Wiedersehen, alte Nuss!»
    Die beiden jungen Leute entfernten sich in entgegengesetzten Richtungen. Aus Gründen der Sparsamkeit nahm Tuppence keinen Bus.
    Sie hatte den Park von St. James schon zur Hälfte durchquert, als sie die Stimme eines Mannes, der hinter ihr ging, zusammenfahren ließ.
    «Verzeihung», sagte er, «könnte ich Sie einen Augenblick sprechen?»

2
     
    T uppence wandte sich heftig um, aber die Worte, die ihr auf der Zunge lagen, blieben ungesagt, denn die Erscheinung des Mannes entsprach nicht ihrem ersten Verdacht. So zögerte sie.
    Als hätte er ihre Gedanken erraten, sagte er schnell:
    «Ich kann Ihnen versichern, dass mir jede Unehrerbietigkeit fern liegt.»
    Obwohl Tuppence ihn instinktiv nicht mochte und ihm auch nicht traute, sprach sie ihn in Gedanken von dem Motiv, das sie ihm noch soeben unterstellt hatte, frei. Sie betrachtete ihn aufmerksam. Er war groß, glatt rasiert und hatte einen schweren Unterkiefer.

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