Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein gefährlicher Gegner

Ein gefährlicher Gegner

Titel: Ein gefährlicher Gegner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
Gebäude tritt, lasse ich ein Taschentuch oder irgendetwas fallen, und du saust hinterher.»
    «Wohin?»
    «Du folgst ihm natürlich, Dummkopf.»
    «Ganz so, wie man es in Büchern liest? Ich habe das Gefühl, dass man sich im wirklichen Leben etwas blöde vorkäme, wenn man stundenlang auf der Straße herumsteht. Die Leute werden sich fragen, was ich eigentlich treibe.»
    «Doch nicht in einer solchen Geschäftsgegend. Da sind alle in Eile. Wahrscheinlich wird dich überhaupt niemand bemerken.»
    «Du machst jetzt schon zum zweiten Mal eine solche Bemerkung. Ich verzeihe dir. Jedenfalls wird es eine ganz lustige Sache. Was machst du übrigens heute Nachmittag?»
    Tuppence wurde wieder nachdenklich. «Ich hatte an Hüte gedacht. Oder Strümpfe! Oder…»
    «Vorsicht!», warnte Tommy. «Auch fünfzig Pfund gehen einmal zu Ende. Wie wäre es, wenn wir heute Abend zusammen äßen und dann in ein Kino gingen?»
    «Das wäre nett.»
     
    Langsam schlenderte Tommy bis zum Ende der Straße und wieder zurück. Als er gerade wieder vor das Gebäude kam, stürzte Tuppence über die Straße auf ihn zu. «Tommy!»
    «Ja? Was ist los?»
    «Das Büro ist geschlossen. Niemand rührt sich.»
    «Das ist doch seltsam.»
    «Nicht wahr? Komm mit.»
    Tommy folgte ihr. Als sie auf der Treppe ins dritte Stockwerk gelangten, trat ein junger Mann aus seinem Büro. Er zögerte einen Augenblick und sprach dann Tuppence an: «Wollten Sie zu den ‹Estnischen Glaswaren›?»
    «Ja, bitte.»
    «Die haben geschlossen. Seit gestern Nachmittag. Wie sie sagten, wird das Unternehmen aufgelöst – falls es überhaupt je bestanden hat. Aber jedenfalls ist das Büro zu vermieten.»
    «Danke», stammelte Tuppence. «Sie kennen wohl nicht zufällig Mr Whittingtons Adresse?»
    «Leider nein. Es ging alles so schnell.»
    «Ich danke Ihnen vielmals», sagte Tommy. «Komm, Tuppence.» Sie gingen wieder auf die Straße hinunter, wo sie einander verständnislos ansahen.
    «Das wäre geplatzt», erklärte Tommy schließlich.
    «Niemals hätte ich das geglaubt», jammerte Tuppence.
    «Kopf hoch, daran lässt sich nichts ändern.»
    «Wieso nicht?» Tuppence stieß ihr kleines Kinn energisch vor. «Glaubst du, das wäre das Ende? Da irrst du dich. Das ist der Anfang.»
    «Der Anfang wovon?»
    «Von unserem Abenteuer. Tommy, wenn sie solche Angst haben, dass sie einfach davonlaufen, ist das doch nur ein Zeichen dafür, dass hinter dieser Sache Jane Finn sehr viel steckt! Verstehst du? Aber wir werden dem auf den Grund gehen. Die bringen wir zur Strecke.»
    «Sehr schön, aber wie?»
    «Wir müssen ganz von vorn anfangen. Leih mir mal wieder einen Bleistift. Danke. Warte mal – stör mich nicht. Da.» Tuppence gab ihm den Bleistift zurück und betrachtete äußerst zufrieden einen Fetzen Papier, auf den sie etwas geschrieben hatte.
    «Was ist denn das?»
    «Eine Anzeige.»
    Laut las Tommy den Inhalt: «Informationen jeder Art über Jane Finn erbeten. Auskünfte an J. A.»

4
     
    D er nächste Tag verlief recht träge. Es erwies sich als notwendig, die Ausgaben etwas einzuschränken. Glücklicherweise war gutes Wetter. «Spazierengehen ist billig», verkündete Tuppence. Ein Vorstadtkino sorgte für ihre Zerstreuung.
    Der Tag der großen Enttäuschung war ein Mittwoch gewesen. Am Donnerstag war die Anzeige erschienen. Am Freitag konnte man damit rechnen, dass Briefe in Tommys Club eintreffen würden.
    Er hatte sich durch heilige Eide verpflichtet, keinen der Briefe zu öffnen, sondern sich zur Nationalgalerie zu begeben, wo Tuppence ihn um zehn Uhr erwarten wollte.
    Tuppence traf zuerst ein. Sie ließ sich auf einem roten Plüschsessel nieder und betrachtete ohne sie wirklich zu sehen Turners Bilder, bis endlich die vertraute Gestalt auftauchte.
    «Nun?»
    Tommy schüttelte in übertriebener Melancholie den Kopf. «Schade. Das gute Geld ist vertan.» Er seufzte. «Ganze zwei Antworten.»
    «Tommy, du ekelhafter Kerl!» Tuppence hatte es fast geschrien. «Gib sie her! Auf der Stelle!»
    «Aber Tuppence, was für Worte. Vergiss nicht, worauf ich dich schon früher hingewiesen habe, dass die Tochter eines Geistlichen…»
    Tuppence entriss ihm die beiden Umschläge und betrachtete sie aufmerksam.
    «Dickes Papier, der eine. Sieht ziemlich wohlhabend aus. Den lesen wir zuletzt und öffnen erst den anderen.» Tuppence riss mit ihrem Daumen den Umschlag auf und holte den Brief hervor.
     
    Sehr geehrte Herren, unter Bezugnahme auf Ihre Anzeige in der heutigen

Weitere Kostenlose Bücher