Ein gefährlicher Gentleman
durfte.
Mit ihrem Verhalten schrammten sie haarscharf an einem offenen Skandal entlang.
Kapitel 21
Es waren doch bloß vier Tage, ermahnte Luke sich, als er vor der Oper in der Reihe derer stand, die darauf warteten, dass ihre Kutschen gebracht wurden. Es war die lange Reise bis hinauf nach Somerset und zurück allemal wert, wenn er damit Fitch bewiesen hatte, wie ernst es ihm mit Madeline war. Sie stand jetzt neben ihm, und über dem Ausschnitt ihres modischen Kleids waren ihre Schultern nackt. Das helle, schimmernde Haar hatte sie mit ein paar goldenen Haarnadeln hochgesteckt, und die Ohrringe mit Topas, die er ihr geschenkt hatte, waren der einzige Schmuck außer ihrer natürlichen, atemberaubenden Schönheit. Er hatte bereits für sich beschlossen, dass es viel zu lange war, wenn er vier Tage von ihr getrennt wurde.
»Ich nehme nicht an«, sagte Madeline leise, »dass sich irgendwer davon täuschen ließe, wenn ich mit meiner Mutter und meiner Tante zusammen nach Hause fahre.«
»Was mich betrifft, so ist es mir herzlich egal. Aber um deinetwillen würde ich dir mit Anstand in die Kutsche helfen und meiner eigenen Wege gehen.«
»Aber du würdest dich nicht zu weit von mir entfernen, hoffe ich.«
Als ob ich das könnte.
» Du siehst mich vielleicht später heute Abend.«
»Ich freue mich schon darauf.« Sie blickte hinauf in den samtschwarzen Himmel, der von Sternen übersät war. Sie funkelten wie Diamanten. »Es ist eine wunderbare Nacht.«
»Ich werde mir große Mühe geben, um mit den äußeren Umständen gleichzuziehen. Das sollte aber auch nicht zu schwer werden, wenn ich mich von einer warmen Sommernacht und der hübschesten Frau ganz Englands inspirieren lasse.«
Sie sprachen leise miteinander, während das Geplauder der Menschen um sie herum ihnen ein gewisses Maß an Privatsphäre gewährleistete. Allerdings starrte so ziemlich jeder zu ihnen herüber, aber keiner konnte belauschen, was sie sagten. Madelines Wangen nahmen bei seinen schmeichelhaften Worten Farbe an, aber wenn seine Worte sie nervös machten, zeigte sie es nicht. »Ihr seid schlagfertig, Mylord.«
»Ich bin nur ehrlich, liebe Madge.«
Das Eintreffen ihrer Kutsche bewahrte sie davor, eine Antwort geben zu müssen. Höflich half Luke erst ihrer Tante und anschließend ihrer Mutter in die Kutsche, ehe er Madeline hereinhalf. Er verabschiedete sich bloß mit einem geflüsterten »Guten Abend«. Die andere Person, die in der Loge gesessen hatte, als er eingetroffen war, hatte man ihm als die Cousine des verstorbenen Lord Brewer vorgestellt, eine Alice Soundso – der Name war ihm sofort wieder entfallen – hatte sich von ihnen verabschiedet, sobald der Vorhang fiel.
Er trat zurück. Jetzt brauchte er nur noch die Stunden zu zählen, bis er sich Zugang zu Madelines Haus verschaffen und in ihr Schlafzimmer schleichen durfte.
Eine reizende Vorstellung. Aber nicht so reizend, wie sie sein könnte.
Das heimliche Arrangement, zu dem sie gezwungen waren, störte ihn zunehmend. Deshalb hatte er sich zu der kleinen Verführung im Gasthaus entschieden. Am nächsten Morgen hatten sie im Bett Kaffee getrunken und Scones verputzt, hatten sich in der Gegenwart des anderen wohl gefühlt, obwohl beide nackt waren. Er hatte festgestellt, wie sehr er es mochte, wenn sie verschlafen und zerzaust neben ihm lag. So war sie ihm noch lieber als die bewundernswerte kühle, makellose Schönheit. Es beunruhigte ihn, dass er sie so noch mehr mochte. Als sie sich an jenem Morgen ein letztes Mal geliebt hatten, war es ein langsames, bittersüßes und ausgedehntes Liebesspiel gewesen, und die Leidenschaft hatte er als unglaublich intensiv empfunden. Danach war Madeline sehr still gewesen, während sie sich gebadet, angekleidet und auf das Verlassen des Gasthofs vorbereitet hatten.
Kein Wunder. Sie hatte einen Sohn, und ihr Leben war absolut ehrenvoll gewesen, bis er gekommen war. Da er seine Haltung zur Ehe frühzeitig deutlich gemacht hatte, durfte er sich jetzt nicht wundern, wenn ihr Zusammensein gewisse Auswirkungen auf sie hatte – auch in gesellschaftlicher Hinsicht. Irgendwie war es ihm inzwischen unmöglich, seine Gefühle klar von der Beziehung zu trennen, die sie führten.
Das war gefährlich.
»Mylord?«
Er blickte auf. Sein Kutscher hielt die Tür zu der Equipage auf, er schüttelte rasch die unangenehmen Gedanken ab und stieg ins Gefährt. Zuerst in den Klub, beschloss er, als er seinem Fahrer Anweisungen gab. Er hatte einige Fragen zu
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