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Ein gefährlicher Gentleman

Ein gefährlicher Gentleman

Titel: Ein gefährlicher Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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dass Lord Fitch wie die meisten Tyrannen nicht erwartet hatte, mit seinen Handlungen konfrontiert zu werden. »Ich habe kein Interesse an Lady Brewer«, brachte er schließlich schwach hervor. »Überhaupt nicht.«
    »Aha! Endlich sprecht Ihr aus, was ich hören will. Wenn Ihr in Zukunft noch ein einziges Mal Interesse an ihr zeigt, werden wir kein Gespräch mehr führen, sondern das Problem etwas weniger zivilisiert lösen. Mann gegen Mann. Da wir dies nun besprochen haben, bleibt noch eine Kleinigkeit, die wir zu klären haben, ehe ich Euch allein lasse. Wie seid Ihr in den Besitz des Tagebuchs gelangt?«
    »Ich habe nie …« Fitch verstummte mitten im Satz. Offenbar musste er sich zügeln, denn seine Hand zitterte. »Ich habe es gefunden, wenn Ihr es genau wissen wollt, Altea.«
    Die Jahre im Krieg hatten ihn befähigt, Menschen richtig einzuschätzen. Er wusste, wann jemand log. Nicht bloß in seinen Infanteriesoldaten und anderen Offizieren, sondern auch in den sogenannten Gentlemen las er wie in einem Buch, seit er aus Spanien heimgekehrt war. »Wo?«, fragte Luke bloß, denn er spürte, Fitch sagte die Wahrheit.
    »In unserem Klub. Es lag dort offen auf einem Tisch. An dem Tag war ich einer der Ersten, und da es dort lag, habe ich es eben mitgenommen.«
    »Wie lange ist das her?«
    Fitch zuckte mit den Schultern. Doch er schien erleichtert, weil Luke ihm glaubte. »Drei Monate ungefähr.«
    Die arme Madeline hatte die Beleidigungen dieses Mannes ganze drei Monate ertragen müssen?
    »Ist Euch nie in den Sinn gekommen, es Lady Brewer zurückzugeben?« Angeekelt stand Luke auf. »Sucht nicht nach einer Antwort. Wir beide kennen sie bereits.«
    Er verließ die Schenke ohne ein weiteres Wort und machte nur kurz Halt, um dem jungen Schankmädchen ein paar Münzen in die Hand zu drücken, für den Fall, dass Fitch darauf bestand, er habe die Flasche nicht bestellt und müsse sie daher auch nicht bezahlen. Da er seinen Standpunkt nun deutlich gemacht hatte, würde Luke nach London zurückfahren. Die Reise würde lange dauern.
    Jemand hatte Lord Brewers Tagebuch im Klub liegen lassen. Absichtlich? Oder zufällig? Und wie, zum Teufel, hatte derjenige überhaupt in den Besitz des Tagebuchs gelangen können?
    Wenigstens die Sache mit Fitch war vorerst erledigt. Aber nun war ein neues Problem aufgetaucht.
    Verflucht noch mal.
    Die Besucherin in ihrer Loge war nicht willkommen. Madeline verabscheute Alice nicht gerade, aber sie hatte es auch nie geschafft, ihr näher zu kommen, obwohl sie verwandt waren.
    »Du siehst gut aus.« Alice sank auf einen der samtbezogenen Stühle in der Familienloge. Theoretisch war sie berechtigt, als Mitglied der Familie May jederzeit dort Platz zu nehmen. Da Marta und ihr Mann auf dem Land weilten, hatte Madeline ihre Mutter und Tante Ida eingeladen, sie in die Oper zu begleiten. Sie hatte aber nicht mit weiteren Familienmitgliedern gerechnet. Alice war die Tochter von Colins Onkel und ebenfalls bereits in jungen Jahren verwitwet. »Ich glaube, es ist ziemlich lange her, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben, Mad.«
    Colin hatte sie immer so genannt; wenn andere diesen Kosenamen benutzten, klang es in ihren Ohren immer falsch.
    Jetzt nennt mich jemand Madge … Luke will mich damit ärgern, aber ich gewöhne mich langsam daran …
    Vielleicht mochte sie es sogar, Madge genannt zu werden, dachte Madeline. Besonders, wenn er den Namen so kehlig aussprach und sie dabei in seinen Armen hielt, wenn sich ihre Körper sinnlich vereinigten …
    Jetzt war kaum der richtige Moment, daran zu denken.
    »Ich habe gehört, du warst auf Reisen«, bemerkte sie und begegnete dem freundlichen Lächeln der Anderen mit Misstrauen. Alice Stewart war durch Heirat mit ihr verwandt, aber zwischen ihnen hatte immer eine gewisse Distanz geherrscht, die Madeline nie so recht erklären konnte.
    »Ein wenig, ja. Ich war hier und da«, gab Alice zu und nickte leicht. Sie war eine elegante Schönheit mit dunklem Haar und zarten Gesichtszügen, etwa in Madelines Alter. Ihr Mann war nach einer plötzlichen Krankheit verstorben, genau wie Colin. Alices Mann war bereits kurz nach der Vermählung gestorben.
    »Schön, Euch wieder in London zu wissen«, sagte Madelines Mutter warm.
    »Es ist wunderbar, wieder zurück zu sein. Ich habe gehört, dass ich einige Aufregungen verpasst habe. Wo ist Lord Altea?« In Alices Stimme schwang Neugier mit.
    »Er ist nicht in der Stadt«, gab Madeline ruhig zurück. Sie reagierte so

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