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Ein gefaehrlicher Liebhaber

Titel: Ein gefaehrlicher Liebhaber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Schwärmen von Mücken gemacht, die einen in tropischen Gegenden heimsuchen. Wenn es auf dem Rio Negro weniger Insekten
    gab, war das geradezu himmlisch. Das würde das Schlafen an Deck angenehmer machen.
    Ben pfiff vor sich hin, während er am Steuer stand. Manaus lag zwar am Rio Negro. Doch ihm war erst heute früh der Gedanke gekommen, möglicherweise diesen Fluss zu nehmen. Er war erst mal davon ausgegangen, dass sie sieben Meilen flussabwärts tuckerten, um dann in den Amazonas einzuschwenken. Aber flussaufwärts durchschnitten die beiden Flüsse ähnliche Regionen. Und wenn sie den Rio Negro nahmen, befände er sich im Vorteil, denn nach allem, was er über Dutra in Erfahrung bringen konnte, verschwand dieser regelmäßig den Amazonas hinauf, wenn er in Deckung gehen musste. Soweit er wusste, kannte sich dieser Schurke auf dem Rio Negro so gut wie gar nicht aus. Er, Ben, dagegen kannte beide Flüsse. Es mochte nur eine Kleinigkeit sein, aber wenn er dadurch, dass Dutra das Gelände unvertraut war, einen Vorteil gewänne, dann wäre er der Letzte, der was dagegen hätte.
    Alles in allem war er recht zufrieden mit sich. Er zog seine Baseballkappe aus der Gesäßtasche und stülpte sie auf. Sie waren unterwegs; wahrscheinlich würden sie im Dschungel ohnehin nichts finden, das zu stehlen sich lohnte, und hätten somit auch nichts von Kates und Dutra zu befürchten. Und er hatte Jillian Sherwood für sich - zwei ganze Monate lang. So, wie er die Dinge einschätzte, wäre sie am Ende der Bootsreise sicher so heiß auf ihn, dass sie getrost ein Zelt als überflüssig zurücklassen könnten.
    Tatsächlich war er so zufrieden mit sich, dass er die Hand ausstreckte und Jillian den Hintern tätschelte, nicht ohne dabei vorher kräftig in die Vollen zu greifen. Weniger als eine halbe Sekunde später krachte ihre beschuhte Ferse gegen sein Schienbein, und sie zeigte ihm ein Lächeln mit sehr viel Zähnen, aber wenig Fröhlichkeit. Anschließend begab sie sich schnaubend in den Bug des Bootes.
    Dort blieb Jillian den größten Teil des Tages, denn von dort aus hatte man noch dazu den besten Ausblick. Die Freude, endlich unterwegs zu sein, überlagerte - zumindest für den Moment - alle Sorgen, die sie in den letzten Nächten wach gehalten hatten. Ehrfürchtig bestaunte sie die wogenden Fluten des breiten Flusses. Der Rio Negro war der größte Zufluss des Amazonas, weshalb sie eine tiefe Verbundenheit mit diesem majestätischen Fluss verspürte. Erst die Vereinigung sieben Meilen hinter Manaus ließ den Amazonas zum mächtigsten Gewässer anschwellen. Ein Fünftel des gesamten Süßwassers der Erde stammte aus dem Amazonasbecken, und zehn seiner Zuflüsse bargen mehr Wasser als der Mississippi. Der Nil war womöglich länger, was allerdings davon abhing, von welchem Kurs des Amazonas man ausging. Doch der afrikanische Fluss verblasste im Vergleich mit seinem südamerikanischen Bruder. Der Amazonas war ein Gesetz für sich, so gewaltig und stark, dass seine Wasser die salzigen Fluten des Atlantiks an der Mündung hundert Meilen weit ins Meer zurückdrückten. Jillian war beeindruckt, diesen Teil des Flusses kennenIernen zu dürfen, seine Kraft durch die Holzplanken des Bootes vibrieren zu fühlen.
    Schäbige Hütten säumten das Ufer auf beiden Seiten, einige davon nicht mehr als ein paar zusammengenagelte Bretter und Wellblechteile. Aber je weiter sie sich von Manaus entfernten, desto seltener wurden diese Hüttenansammlungen, bis nur noch hie und da eine solche Behausung durchs Ufergrün blitzte.
    Die Hitze wurde geradezu erstickend. Schließlich zog sie sich unter das offene Bootsdach zurück, wo es zwar schattiger, aber nicht weniger feuchtschwül war.
    Die drei Brasilianer unterhielten sich leise untereinander, während der Tukano unweit von Ben hockte, vollkommen still, doch schien seinen Augen nichts zu entgehen. Ihre anfängliche Aufregung hatte nachgelassen; die Hitze und die Bewegungen des Bootes machten sie dösig, aber schlafen wollte sie jetzt nicht.
    Sie nahm den Hut ab und fächelte sich damit Luft zu. Aber das langsame Fächeln ihrer Hand wirkte derart einschläfernd auf sie, dass sie nach einer Weile lieber aufhörte.
    Ihr schläfriger Blick wanderte zu Ben hinüber. Ein Anblick, an dem es nicht das Geringste auszusetzen gab, wie sie fand. Er stand breitbeinig am Steuer, den Rücken ihr zugekehrt, und schien alles fest im Griff zu haben. Sein dichtes schwarzes Haar ringelte sich über seinen Hemdkragen.

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